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Springreiten  Springreiten : Naumburger glücklich trotz "Blech"

Von Andreas Löffler 26.08.2019, 08:32
Magnus Schmidt auf seinem Pony „An Angel“, das eigentlich ein zu klein geratenes Großpferd der Rasse Dänisches Warmblut ist.
Magnus Schmidt auf seinem Pony „An Angel“, das eigentlich ein zu klein geratenes Großpferd der Rasse Dänisches Warmblut ist. Schmidt

Strzegom/Naumburg - Ob er seine beiden „Blechmedaillen“ bei den U-16-Europameisterschaften der Pony-Springreiter eher mit einem lachenden oder mit einem weinenden Auge betrachte? „Definitiv mit einem lachenden“, beeilt sich Magnus Schmidt zu versichern. Der für den PSV Domstadt Naumburg reitende junge Mann hatte am zurückliegenden Wochenende beim Nachwuchschampionat im polnischen Strzegom in der Nähe von Wroclaw sowohl im Einzel als auch im Teamwettbewerb mit der deutschen Nationalmannschaft den vierten Rang belegt. „Ja klar, irgendwie ist das schon die blödeste Position, die man haben kann. Andererseits hätte ich niemals damit gerechnet, überhaupt so weit vorn zu landen. Da es meine EM-Premiere war, ging es mir eigentlich vorrangig darum, Erfahrungen zu sammeln“, schildert der 15-Jährige.

Was man wissen muss: Bereits im Vorjahr war Magnus Schmidt für die europäischen Titelkämpfe seiner Altersklasse nominiert, musste wegen eines schweren Sturzes zwei Tage vor Abreise dann aber auf die Teilnahme verzichten. Auch diesmal war er durch Beschwerden am Steißbein gehandicapt. „Aber durch das ganze Adrenalin merkst du die Schmerzen gar nicht“, gibt der Schüler des Domgymnasiums zu Protokoll. „Zudem hat meine Pony-Schimmelstute ’An Angel’ selbst die schwierigsten Hindernisse gemeistert und sich bravourös durchgekämpft, so dass ich ihr jetzt erst einmal ein wenig Schonung gönne und die Deutschen Meisterschaften in drei Wochen mit meinem Zweitpferd Deesje bestreiten werde.“ Tatsächlich hat „An Angel“, die streng genommen von ihrer Abstammung her kein Pony, sondern ein zu klein geratenes Großpferd ist, bei der EM Hindernisse mit bis zu 1,40 Meter Höhe übersprungen - bei einem eigenen Stockmaß von gerade einmal 1,50 Meter.

„Bei ihren fünf Ritten in Polen haben sich Magnus und ’An Angel’ überhaupt nur einen einzigen Abwurffehler geleistet - das ist wirklich ganz toll“, anerkannte auch Magnus’ Mutter und sportliche Betreuerin Judith Schmidt. Ein klitzeklein bisschen wehmütig war ihr Sohnemann dann aber doch. „Im Teamwettbewerb haben wir das Stechen um Bronze gegen Frankreich nur knapp verloren. Im Einzel ging’s sogar noch dramatischer zu: Leider habe ich die für den Parcours vorgegebene Höchstzeit von 76 Sekunden um die Winzigkeit von drei Zehntelsekunden überschritten - sonst wäre ich sogar im Stechen um die Silbermedaille gelandet“, erläutert er.

Mit seinem couragierten Auftritt hat er gleichwohl der Erfolgsgeschichte seiner reitsportbegeisterten Familie ein weiteres Kapital hinzugefügt. Seine ältere Schwester Henriette war erst Ende Juli bei den U-18-Junioren-Europameisterschaften in der Dressur mit der deutschen Mannschaft zu Gold geritten. Auch Magnus hatte anfangs den Dressursport betrieben, fühlte sich aber bald sehr viel stärker zum Springreiten hingezogen. „Da sind einfach mehr Action und Adrenalin drin“, so der sportbegeisterte junge Mann, der früher parallel auch noch Handball und Tennis gespielt hatte. „Leider schaffe ich das zeitlich nicht mehr“, bedauert er.

Zumal es in seinem Terminkalender weiterhin Schlag auf Schlag geht: Nach den Deutschen Meisterschaften wird Magnus Schmidt - dann wieder auf „An Angel“ - Ende September noch das Nationenpreis-Finale in Opglabbeek (Belgien) reiten. Die entsprechende Einladung von Bundestrainer Peter Teeuwen ging just vorgestern bei ihm ein.