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Sportstätten  Sportstätten : Blau-Weiße wieder auf Grün

Von Torsten Kühl 12.05.2019, 16:50
Jens Brendel zeigt einen der versenkbaren Rasensprenger. Diese sind die Herzstücke der neuen Ringbewässerungsanlage auf dem Fußballfeld der Bad Kösener.
Jens Brendel zeigt einen der versenkbaren Rasensprenger. Diese sind die Herzstücke der neuen Ringbewässerungsanlage auf dem Fußballfeld der Bad Kösener. Andreas Löffler

Bad Kösen - Die gelb-braune Steppenlandschaft auf dem Fußballplatz der SG Blau-Weiß Bad Kösen, die Abteilungsleiter Rainer Hase vor neun Monaten zur Begrüßungsformel „Willkommen beim 1. FC Kasachstan!“ verleitete, ist Geschichte. Zum einen, weil nach dem Dürrejahr 2018 trotz der fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten auf der Anton-Zinner-Sportstätte (Tageblatt/MZ berichtete) nun überraschenderweise wieder das Grün sprießt. Vor allem aber, weil jetzt eine Möglichkeit gefunden wurde, das Problem zu lösen - mit Hilfe der Technischen Werke Naumburg GmbH (TWN) sowie der Unterstützung von Sponsoren und zahlreichen fleißigen Vereinsmitgliedern.

Problem mit eigenem Brunnen

Doch zunächst ein Blick zurück: Jahrzehntelang hatten die Kicker der Kurstadt riesige Probleme gehabt, ihren Platz in sattem Grün erstrahlen zu lassen. Deshalb beschlossen sie, einen eigenen Brunnen bohren zu lassen. Die Stadt Naumburg als Eigentümerin des Geländes zeigte sich kooperativ, und 2017 sprudelte nahe des Sportlerheims das kostbare Nass. Allerdings hatten weder der Verein noch die bauausführende Firma eine Genehmigung der Unteren Wasserbehörde eingeholt. Diese gab es auch nachträglich nicht, weil sich unweit des Brunnens eine Grundwassergüte-Messstelle des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt befand.

Und die Wasserentnahme nebenan, so stellten Geologen fest, beeinflusst die Grundwasser-Analyse. Der Landesbetrieb untersagte dem Verein die Benutzung des Brunnens, und ein Jahr später, im Dürre-Sommer, wurde aus dem grünen Fußballplatz besagte Steppenlandschaft.

Die Bad Kösener Fußballer tragen seitdem ihre Heimspiele in Naumburg aus oder verzichten gar auf ihr Heimrecht und treten beim Gegner an. „Trotz dieses Handicaps zeigen unsere beiden Männerteams in dieser Saison herausragende Leistungen. Sie sind sowohl in der Kreisoberliga als auch in der Kreisklasse aktuell Tabellenzweiter“, freut sich Vereinsvorsitzender Waldemar Holzkämper.

Gesamtkosten: 20000 Euro

Genau so freut sich der Chef der SG Blau-Weiß nun auch über die nagelneue Ringbewässerungsanlage, die auf dem Platz in Sichtweite des Gradierwerks bereits installiert wurde. Wie aus Bundesliga-Stadien bekannt, sorgen versenkbare Rasensprenger für das dringend benötigte Nass.

Doch woher - wenn nicht aus dem Brunnen, der inzwischen wieder aufwendig verschlossen werden musste (mit Ton-Plombe, Kosten 1000 Euro, wie Rainer Hase berichtet) - kommt das Wasser? Dafür sorgen künftig die TWN. Deren Geschäftsführer Ulrich Klose erklärt: „An der Reha-Klinik I in unmittelbarer Nähe liegt noch eine früher genutzte Brauchwasser-Leitung an. Mit dieser befördern wir nun Wasser, das aus drei Brunnen im Kurpark gezogen wird, hin zum Sportplatz. Wir haben uns um das Fachpersonal gekümmert und die Tiefbauarbeiten koordiniert. Mitglieder der SG Blau-Weiß haben gebaggert und die Leitung gelegt. Das war ein tolles Miteinander.“ Die TWN wollen, so Klose, sich ohnehin stärker in Bad Kösen engagieren und die im Sport tätigen Ehrenamtlichen damit unterstützen. „Bisher hatten wir diesen Bereich, abgesehen von den Kleinbussen, die wir dem Verein stellen, ehrlich gesagt etwas stiefmütterlich behandelt“, gibt der Geschäftsführer der Technischen Werke zu.

Insgesamt kostet die Baumaßnahme, die den Bad Kösener Fußballern eine neue Bewässerungsanlage beschert, etwa 20000 Euro, so Armin Müller, Naumburgs stellvertretender Oberbürgermeister. Gestemmt werde die Finanzierung, erklärt Müller, durch eine einmalige Sonderförderung der Stadt und Gelder der stadteigenen Stiftung Waisenversorgungsanstalt. „Zudem hoffen wir noch auf Lotto-Toto-Mittel, aber da liegt eine Zusage noch nicht vor“, berichtet der OB-Vize.

100-jähriges Vereinsjubiläum

Allerdings sei das ganze Projekt ohne weitere Unterstützer und Sponsoren nicht möglich gewesen, betont Bad Kösens Fußball-Abteilungsleiter Rainer Hase. Er nennt in diesem Zusammenhang die verdienstvollen Vereinsmitglieder Horst Zich und Ferdinand Jüttner, die Firmen Matthes, EGW Müller, Zippließ, Krunig und MuR Stahlbau sowie die SRH Medinet Burgenlandklinik und die Apotheke an der Saline.

Am Donnerstag hat eine Rasenbaufirma begonnen, den lädierten Sportplatz aufzuarbeiten; es wird gelöchert, gesandet und nachgesät. Nach Abschluss der Arbeiten muss der Platz etwa acht Wochen ruhen. Spätestens mit Beginn der Fußball-Saison 2019/20 Mitte August wollen die Bad Kösener ihre Heimspiele wieder auf dem eigenen satten Grün austragen. Gefunden werden müssen nun allerdings noch Trainingsmöglichkeiten, solange der Platz gesperrt ist.

Seine Schatten voraus wirft indes das 100-jährige Bestehen des Vereins, der zurzeit etwa 360 Mitglieder hat. Im September soll es anlässlich dieses Jubiläums ein buntes Familienprogramm mit allen Abteilungen rund um den Sportplatz geben.

Abteilungsleiter Rainer Hase an der Grundwassergüte-Messstelle, die Ursache für die Brunnen-Probleme war.
Abteilungsleiter Rainer Hase an der Grundwassergüte-Messstelle, die Ursache für die Brunnen-Probleme war.
Löffler
Horst Zich (l.) und Ferdinand Jüttner sind zwei Urgesteine der Bad Kösener Fußball-Abteilung. Sie sind immer da, wenn jemand auf dem Sportplatz am Gradierwerk gebraucht wird - hier bei Arbeiten an der improvisierten Wasserpumpe.
Horst Zich (l.) und Ferdinand Jüttner sind zwei Urgesteine der Bad Kösener Fußball-Abteilung. Sie sind immer da, wenn jemand auf dem Sportplatz am Gradierwerk gebraucht wird - hier bei Arbeiten an der improvisierten Wasserpumpe.
Löffler