1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. So viele Afghanen hat der Burgenlandkreis aufgenommen

Bruder eines Geflüchteten in Taliban-Haft So viele Afghanen hat der Burgenlandkreis aufgenommen

Von Martin Walter 15.10.2021, 10:30
Afghanistan - Symbolbild
Afghanistan - Symbolbild (Foto: AFP)

Weissenfels/MZ - Der Burgenlandkreis hat nach Angaben von Landrat Götz Ulrich (CDU) bereits neun Afghanen aufgenommen, die ihm über einen Verteilungsschlüssel von Bund und Land zugeteilt wurden. Dabei handele es sich um zwei Ortskräfte, die der Bundeswehr geholfen haben, sowie deren Frauen und Kinder.

Die beiden Familien sind in Weißenfels untergebracht. Im Laufe des Monats erwarte der Landkreis zwei weitere Familien mit sechs und drei Personen. Für eine von ihnen sei ebenfalls eine Unterkunft in Weißenfels, für die andere eine in Naumburg vorgesehen. „Deutschland muss seiner Verantwortung nachkommen, die es mit dem Beginn des Einsatzes in Afghanistan übernahm“, sagte Götz Ulrich im Kreistag.

Zu den Schutzbedürftigen würden neben Helfern der Bundeswehr auch Menschen zählen, die für deutsche Behörden oder Entwicklungshilfeeinrichtungen tätig waren, und deshalb einer „individuellen Gefährdung“ durch die Taliban ausgesetzt seien. Diese Afghanen erhalten in Deutschland Grundsicherung für Arbeitsuchende über die Migrationsagentur des Landkreises sowie Sprachkurse und Hilfen für die Integration in den Arbeitsmarkt.

Bruder in Taliban-Gefangenschaft

Vor Ort werden sie auch vom Bildungs- und Beratungsinstitut (BBI) betreut. Dort hilft man ihnen unter anderem bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und beim Ausfüllen von Anträgen, denn „die Ausländer werden von unserer deutschen Zettelwirtschaft häufig erschlagen“, wie Kerstin Kubak, Mitarbeiterin der BBI Weißenfels, sagt. Das BBI hatte der MZ vor zwei Wochen eine afghanische Ortskraft für ein Gespräch vermittelt. Der Mann, der als Dolmetscher für die Bundeswehr gearbeitet hat, sowie seine Frau und beiden Kinder wurden bereits im Mai ausgeflogen, da sein Name auf einer Todesliste der Taliban gestanden habe.

Er berichtete davon, dass sein Bruder in Taliban-Gefangenschaft sei, da er Demonstrationen gegen die Islamisten organisiert hatte. Weitere Familienmitglieder, die sich ebenfalls politisch engagierten, seien auf der Flucht. „Daran hat sich bedauerlicherweise immer noch nichts geändert“, sagt Stefan Jung, der als Diplompädagoge beim BBI Weißenfels arbeitet und regelmäßig Kontakt mit dem Geflüchteten hat.