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Schloss Neuenburg Schloss Neuenburg: Filigran und in Farbe

Von Constanze Matthes 29.11.2018, 09:24
Ellen Keindorff, Museumsmitarbeiterin und Kuratorin der Ausstellung, mit einem Stück eines Vasenpaars aus dem Jahr 1896.
Ellen Keindorff, Museumsmitarbeiterin und Kuratorin der Ausstellung, mit einem Stück eines Vasenpaars aus dem Jahr 1896. Torsten Biel

Freyburg - Wer sich angesichts der kommenden grauen und kalten Zeit mit einer speziellen Farbtherapie etwas Gutes tun will, sollte Schloss Neuenburg in Freyburg besuchen und die Stufen zum Gewölbekeller hinabsteigen. In den historischen dicken Mauern gibt es Filigranes, genauer gesagt Glas aus der Epoche des Jugendstils zu bestaunen. Auch jene werden auf ihre Kosten kommen, die womöglich ihren überschaubaren und schlichten Gläserbesitz in Küche und Wohnzimmer-Bar in Supermärkten oder einem großen schwedischen Möbelhaus erworben haben.

Die Ausstellung „farbig & verträumt“ sei eine Fortsetzung jener Schau, die vor zwei Jahren unter dem Titel „Barock bis Historismus“ gezeigt wurde, erzählt Ellen Keindorff, Museumsmitarbeiterin und Kuratorin dieser Sonderschau. Erneut stammt das Gros der insgesamt 115 gezeigten Stücke aus dem Besitz eines Thüringer Sammlers. Einige wenige Exponate zählen zum Fundus des Museums der Neuenburg. „Jugendstil-Glas ist seit einigen Jahren wieder sehr angesagt“, so der Kunsthistoriker und Museumsmitarbeiter Philipp Jahn.

Dabei ist die Ausstellung nicht nur etwas für das Auge, eine Einladung, sich der Vielfalt der Farben und Formen zu widmen. Der Sammler und Leihgeber habe Wert daraufgelegt, dass auch über die unterschiedlichen Techniken der Herstellung berichtet wird, so Jahn weiter. Die Begleittexte geben wissenswerte Informationen zur Glasherstellung in Deutschland, Österreich und Böhmen. Letzteres bildete mit rund zehn führenden Glashütten ein Zentrum der Jugendstilglaskunst. Führend vor allem in der Farbglasschmelze waren die Glasfabriken Elisabeth Pallme-König & Habel nahe Teplitz (heute Teplice), Johann Loetz Witwe in Klostermühle (Klášterský mlýn) und Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain (Lenora).

Allein von diesen drei bedeutenden Unternehmen werden mehrere Stücke gezeigt, die einen Einblick in die technischen Möglichkeiten der Glasherstellung geben. Von der Fadenauflage über die Irisierung bis hin zur Säuremattierung. Welche Bedeutung zudem Künstler auf die Produktion haben, zeigen Arbeiten der Produktionsgemeinschaft „Wiener Werkstätte“ oder der Glasfabrik Johann Loetz Witwe, für die unter anderem Koloman Moser aus dem Künstlerkreis der Wiener Secession sowie die Gestalterin Marie Kirschner gewirkt haben. Das Glas der Vereinigten Lausitzer Glaswerke AG in Weißwasser mit der Signatur „Arsall“ und meist floralen Motiven lassen an Frankreich denken. Kein Wunder, stammte der künstlerische Leiter der Sonderabteilung Malerei und Ätzerei doch aus Elsaß-Lothringen.

Zu sehen sind in den Vitrinen indes nicht nur Vasen und Schalen. Glas nimmt viele Formen an, wird zum Schirm einer Tischlampe, zu den Griffen eines Salatbestecks, zur Bonboniere sowie zum Sahnegießer. Ein Pokalglas mit Weinmotiv darf in der mit Sorgfalt präsentierten Ausstellung natürlich nicht fehlen. Ein Vortrag des Glasspezialisten Ulrich Feistel (Gera) im April wird die Schau begleiten. Diese kann bis zum 10. Juni besichtigt werden - bis dahin zeigen sich Licht und Farbe auch draußen wieder.

Geöffnet ist das Museum auf Schloss Neuenburg in Freyburg in den Wintermonaten Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Bergfried „Dicker Wilhelm“ ist geschlossen.

Leuchtende Farben: Eine Kugelfußschale, Teller und drei Vasen von 1914 und 1915 aus der böhmischen Glashütte Johann Loetz Witwe in Klostermühle.
Leuchtende Farben: Eine Kugelfußschale, Teller und drei Vasen von 1914 und 1915 aus der böhmischen Glashütte Johann Loetz Witwe in Klostermühle.
Biel
Zur besten Kaffeezeit: Sahnegießer, Zuckerschale, Deckeldose und Karaffe aus der Glasfabrik Elisabeth Pallme-König & Habel (Böhmen), um 1910.
Zur besten Kaffeezeit: Sahnegießer, Zuckerschale, Deckeldose und Karaffe aus der Glasfabrik Elisabeth Pallme-König & Habel (Böhmen), um 1910.
Biel
Tischlampe aus Glas nebst Metallmontur, Bronze, vergoldet.
Tischlampe aus Glas nebst Metallmontur, Bronze, vergoldet.
Biel