Schloss Goseck Schloss Goseck : Langer Atem für Sanierung

Goseck - Bei Sonne satt war das Gosecker Schloss am Wochenende eines der Besuchermagneten in der Region. Dabei konnten Kirche und Informationszentrum zum Sonnenobservatorium erstmals nach dreimonatiger Pause wieder besichtigt werden. Auch die Schenke ist wieder geöffnet. Die derzeitigen Sanierungsarbeiten stören die Besucher dabei nicht.
Denn der ehemalige Trakt, in dem sich in der Zeit der DDR eine Jugendherberge befunden hat, ist zwischen dem Südwest-Turm und der Schlosskirche samt Gauben komplett neu eingedeckt worden. Kirche und Ausstellung können nun wieder täglich besichtigt werden.
Balkenschutz mit Dämmung
410.000 Euro sollen bis zum Jahresende verbaut werden. Zwar hätten die Arbeiten laut Olaf Martin-Knauf, Referatsleiter der Landes-Kulturstiftung, bis Ostern beendet sein sollen, doch war noch im Vorjahr Hausschwamm in der Decke zwischen dem Erd- und dem darüberliegenden Geschoss entdeckt worden. Deshalb musste eine umfangreiche Sanierung erfolgen.
Doch auch sonst hatte es das Objekt in sich. Marcel Riedel vom Bauunternehmen Pfeiffer aus Berlstedt bei Weimar spricht von immer neuen, sehr massiven Schäden. Er selbst war im ersten Geschoss dabei, die alten Balken, die in den Außenmauern verankert waren, zu kappen.
Ursache für die Schäden könnten Fehler bei Bauarbeiten in der Vergangenheit gewesen sein. Eindringende Nässe hat das Holz dann faulen lassen. Die Balkenköpfe wurden nun gekappt und die entstandenen „Taschen“ in den Mauern geschlossen. Eine Hanfdämmung soll dafür sorgen, dass keine Fäulnis entsteht. 30 Balkenköpfe waren betroffen, etliche neue Balken mussten eingezogen werden. Letztlich läuft nun alles auf eine Komplettsanierung hinaus. So waren umfangreiche Arbeiten notwendig. Auf der Saaleseite werden die Holzkastenfenster aufgearbeitet und für die Hofseite nachgebaut, so dass die alten Fenster aus DDR-Zeit ersetzt werden können. Eine Fluchttreppe war bereits im Vorjahr eingebaut worden, eine zweite Treppe wird auf der Turmseite installiert. Und auch eine Ölheizung will man montieren.
Derzeit finden außerdem Untersuchungen zur Baugeschichte statt. Dabei haben Restauratoren in den Räumen Muster an den Decken entdeckt, die erhalten bleiben sollen, wie Martin-Knauf sagt. Sie dürften aus der Zeit des Umbaus zum Schloss stammen. Auch die alten Türen werden aufgearbeitet und bleiben erhalten.
Ein Mysterium stellt eine alte Decke dar, die aufgrund von Untersuchungen auf das Jahr 1636 datiert wird. Eine Hälfte ist im ehemaligen Speiseraum der Herberge freigelegt worden. Von der anderen Hälfte sind nur einzelne Balken erhalten. Vielleicht, weil es hier laut Überlieferung einen Essensbrand gegeben haben soll.
Weitere Planungen laufen
Für die nächsten Bauabschnitte laufen derzeit die Planungen. Das betrifft sowohl die Räume am Turm als auch das Treppenhaus, das Erdgeschoss des Südflügels und den Saal. Während man hier bis 2022 weitgehend fertig sein will, ist unklar, wann das gegenüberliegende Hofmeisterhaus in Angriff genommen wird.
Für den Verein Schloss Goseck ist das eine lange Durststrecke, weil in dieser Zeit nur die Kirche für Konzerte zur Verfügung steht, Künstler aber keine Umkleidemöglichkeit haben. Hingegen ist man froh, dass die Herbergsräume 2020 wieder zur Verfügung stehen. Auch die Wirtsleute Christine Wieczorek und Gottfried Jahn sind von der langen Bautätigkeit genervt. Der Gaststättenbetrieb laufe zwar, aber Beeinträchtigungen gebe es natürlich. So müsse man Hochzeitsfeiern wegen fehlender Übernachtungsmöglichkeiten absagen. „Wir schauen uns das dieses Jahr noch an, dann entscheiden wir, ob es hier für uns weitergehen kann“, sagt die Wirtin.
››Schlosskirche und Info-Zentrum zum Sonnenobservatorium sind täglich 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für die Kirche drei Euro (ermäßigt: zwei) sowie fürs Informationszentrum zwei und einen Euro. Führungen am Observatorium an Sonn- und Feiertagen ab 14.30 und 15.15 Uhr für zwei Euro. Näheres unter: 03443/8206110
