Schießen Schießen: Fischers bronzener Schuss
Weissenfels/Pforzheim/MZ. - So richtig fassen kann es Jens Fischer irgendwie immer noch nicht. Die Bronzemedaille mit dem schwarz-rot-goldenen Umhängeband liegt im Arbeitszimmer seiner Goldschmiede am Weißenfelser Markt. Nur wenige Tage ist es her, da hat der Vorsitzende des Traditionsvereins Infanterieregiment Sachsen Weißenfels ein kleines Stück Schießsport-Geschichte geschrieben. Bei den deutschen Meisterschaften der Vorderladerschützen im baden-württembergischen Pforzheim wurde er in der Langwaffendisziplin Muskete Dritter - und holte damit das erst dritte nationale Edelmetall seit der Wende für den Landesverband Sachsen-Anhalt.
Mit 133 von maximal 150 möglichen Ringen verbesserte Fischer nicht nur seine persönliche Bestleistung um einen Punkt, sondern stellte damit den aktuellen Landesrekord ein. Den hatte bisher Maik Kirste (Naumburg) alleine inne.
Für Fischer verlief das alles wie im Traum. "Die Tagesform hat einfach gestimmt. Dieses Mal hatte ich die Nerven im Griff und habe bis zum letzten Schuss vermieden, auf mein Zwischenresultat zu schauen", erzählt der 48-Jährige. Diesen Fehler habe er bei seinen bisherigen DM-Teilnahmen, sieben Stück in Folge, immer wieder gemacht. Dennoch arbeitete sich der Quereinsteiger immer näher an die Spitze heran. 2010 wurde er Zehner, 2011 Neunter und nun Dritter.
Vor dem letzten Versuch war ihm klar, dass er wieder unter die besten Zehn kommen könnte. 124 Zähler hatte er mit 14 Schüssen erzielt und noch rund fünf Minuten Zeit, um seinen Wettkampf abzuschließen. "Ich habe mich nochmal voll konzentriert und tatsächlich eine Neun erzielt", so Fischer, der sich selbst vom schlechten Wetter mit Dauer-Nieselregen nicht stören ließ. Dass es dann ein Schuss zur Bronzemedaille wird, davon hatte er nicht zu träumen gewagt. Es war auch sehr knapp, denn zwei weitere der 75 angetretenen Schützen hatten ebenfalls 133 Ringe erzielt. Da Fischer aber fünfmal die Zehn traf, reihte er sich hinter dem neuen deutschen Meister Günter Kunz (PSG Darmstadt / 141 Punkte) und Frank Börtzler (SC Rammelsbach / 134) ein.
Doch erst nach und nach wurde dem Weißenfelser bewusst, was ihm da gelungen war. Immerhin ließ er sogar Nationalkader-Schützen hinter sich, die in rund zwei Wochen an gleicher Ort und Stelle um Weltmeisterschaftsehren kämpfen werden. Doch erstmal beschäftigte er sich mit ganz simplen Dingen. "Ich wusste ja nicht einmal, wie so eine Siegerehrung durchgeführt wird und wie ich da anzutreten habe", schildert Fischer schmunzelnd.
Eine WM-Teilnahme kommt für ihn trotz des Erfolges nicht in Frage. "Ich hätte schon bei den Qualifikationen teilnehmen können. Aber der Aufwand ist mir zu hoch. Das ist etwas für die ,Profis'", sagt Fischer, der erst seit acht Jahren dabei ist, und winkt ab. Er habe als Selbstständiger nicht die entsprechende Zeit. "Wir wollten aber damals im Traditionsverein ausprobieren, wie gut man mit diesen Waffen schießen kann", erinnert er sich. Bei Lehrgängen mit dem mehrfachen Weltmeister Helmut Mohr aus Koblenz als Gast eignete sich Fischer nutzvolles Wissen an. Und: Seine Muskete stammt aus den Händen des professionellen Büchsenmachers. "Eine sehr präzise Sportwaffe, die großen Anteil am Erfolg hat", betont Fischer. Mit dem Steinschlossgewehr kam er übrigens mit 132 Ringen punktgleich mit fünf anderen Akteuren auf Platz 46 von 107 Startern.