Saale-Unstrut-Klinikum Saale-Unstrut-Klinikum : Die Nacht ist zum Malen da

Naumburg - Was es neben dem Material braucht, um ein Ölbild zu malen? Eine Nacht, ein Hörbuch und eine Idee - zumindest für Swetlana Philipp. Was in ihren künstlerisch durchwachten Nächten auf der Staffelei entsteht, ist derzeit in den Fluren der Klinik für Gefäßchirurgie am Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg unter dem Titel „Mit den Farben leben“ zu sehen.
Eine klare, beinahe geometrische Linienführung kennzeichnet das Gros ihrer Landschaftsbilder. Einige haben rechts und links gedeckte Farben jedoch im gleichen Ton. „Das sind meine Gardinenbilder. In ihnen wird der Blick auf die Mitte des Bildes gelenkt“, erklärt die 47-Jährige ihren Vernissagegästen. Und noch etwas fällt auf: Es dominieren Rot und Orange. „Das sind meine Entspannungsfarben“, sagt sie. Wenn sie zum Pinsel greift, habe sie immer eine Idee, die sie in der Struktur aufs Blatt bringt. Wie dieses dann trotz ihrer Vorliebe für Rottöne farblich gestaltet wird, entwickle sich während des Malens und hänge von der Stimmung ab. Und die wird auch von dem Hörbuch geprägt, dem sie während des Malens lauscht. Welche Literatur sie bevorzugt? Nichts Spezielles. Nur Krimis sind tabu: „Da verliere ich bloß den Faden.“ Doch wenig später spricht sie von ihren „Tatort“-Bildern und meint jene, die entstanden, während im Fernsehen eben jene Krimiserie lief. Dabei wird für sie der Film zum Hörspiel, denn: „Ich schaue nicht gern in den Fernseher“.
Einige Werke erwecken allerdings den Eindruck, dass die gehörten Bücher nicht aus deutschen Federn stammen. Und in der Tat, greift die Hobbymalerin gern zu spanischsprachiger Literatur. Das liege an ihren längeren Studienaufenthalten in Chile und Spanien, erzählt Swetlana Philipp, die in Jena Philosophie und Psychologie studiert hat und inzwischen als Psychologin am dortigen Universitätsklinikum arbeitet. Indianisch muten vor allem ihre Frauenbilder an - wohl wegen der Ornamentkanten rings um jedes Bild. „Die indianischen Kulturen haben ihre eigenen Motive, die ich für mich übersetzt habe“, erklärt sie.
Ein Motiv findet sich in verschiedenen Farbvarianten häufig wieder. Es zeigt zwei Häuser inmitten schlank gewachsener Bäume. „Für die Bäume kann man den Pinsel so schön schwingen lassen, das ist sehr meditativ“, verrät sie. Eine gewisse Fröhlichkeit wohnt ihren Bildern inne, die daher auch Kinder ansprechen dürfte. Für die Kleinen malt Swetlana Philipp dennoch gern eigene Bilder - „kinderzimmerkompatible“, wie sie sie nennt. Eines hat sie mit nach Naumburg gebracht.
Zu malen begann sie im Jahr 2002, um Patienten in Kliniken oder Arztpraxen von deren Kummer abzulenken. „Damals arbeitete ich in der Geburtshilfe, betreute Risikoschwangerschaften, Tot- und Fehlgeburten, da fiel mir auf, wie kahl die Wände in den dortigen Fluren sind“, erzählt sie. Wenn damals - Diplom und Promotion lagen hinter ihr - ihre zwei und vier Jahre alten Söhne schliefen, griff sie zu Pinsel und Ölfarben. „In einer Nacht male ich ein Bild am Stück“, so die Autodidaktin, die sich ganz offensichtlich seit 2002 schon viele Nächte kreativ um die Ohren geschlagen hat.
Zu sehen ist die von Bernd Lobenstein, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, organisierte Ausstellung bis Ende November.

