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Peggy Bransky im Porträt Peggy Bransky im Porträt: Profener Physiotherapeutin plötzlich Lebensretterin

Von Tobias Heyner 02.04.2014, 20:45
Die Bestückung des Profener Sani-Kastens ist mittlerweile beispielhaft.
Die Bestückung des Profener Sani-Kastens ist mittlerweile beispielhaft. Hartmut Krimmer Lizenz

Profen/MZ - „Ich bin so froh und dankbar, dass sie vor Ort war!“ Diese Worte richtet Osterfelds Fußballer Sebastian Menz an Peggy Bransky, die Physiotherapeutin von Eintracht Profen. In akuter Lebensgefahr hatte der Kapitän der Grün-Gelben geschwebt, als er vor knapp drei Wochen beim Spiel gegen Profen mit deren Torhüter Sebastian Steinthal zusammenstieß und dabei die Zunge verschluckte. Eintracht-Routinier Martin Kitze war damals als erster zur Stelle, erkannte sofort den Ernst der Lage und rief augenblicklich Bransky zu sich. „Gemeinsam schafften wir es, den Kiefer von Sebastian, der heftig krampfte und nicht mehr ansprechbar war, zu öffnen und seine Zunge wieder nach vorn zu holen“, erinnert sie sich. Dank ihrer guten Ausbildung konnte sie Menz bis zum Eintreffen des Notarztes ideal versorgen. „Da ich für den Moment völlig weggetreten war, wurde mir erst auf dem Weg ins Krankenhaus bewusst, wie ernst die Lage eigentlich war“, erklärt Menz, dem es längst wieder blendend geht, „ich habe den beiden mein Leben zu verdanken.“ Bisher kam der in Leipzig Wohnende noch nicht dazu, sich persönlich zu bedanken. „Das werde ich aber spätestens beim Wiederholungsspiel der abgebrochenen Partie tun“, versichert er.

Die 29-jährige Peggy Bransky lebt seit acht Jahren in Reuden, kommt jedoch ursprünglich aus Kleinpörthen. Physiotherapeutin zu sein, war schon immer ihr Traumberuf, und so ließ sie sich im Alter von 19 Jahren, direkt nach dem Abitur, auch gleich darin ausbilden. Derzeit ist sie im Helios Klinikum in Borna tätig - präzise im dortigen Wirbelsäulenzentrum und der Unfallchirurgie. Ihre medizinischen Kenntnisse sind somit sehr umfassend. Dreimal die Woche begleitet sie die Visite im Klinikum.

In ihrer Freizeit betreibt Bransky gern Steppaerobic. „Wenn es die Zeit noch irgendwie zulässt, dann gehe ich mit unserem Familienhund freitags zum Man-Training“, fügt sie an, „ich habe nämlich vor, ihn zum Suchhund auszubilden.“ Der Rest ihrer Zeit gilt ihren Kindern Marius (6) und Mailin (anderthalb Jahre). Für Fußball hatte sie sich auch immer schon ein wenig interessiert: „Ich bin schon so ein kleiner Bayern-Fan, habe aber vorher meist nur Länderspiele wirklich verfolgt“, sagt sie.

Zu Eintracht Profen kam sie vor etwa einem Jahr, als sie ihren Sohn Marius bei den dortigen Bambinis (so nennt man die jüngste Altersklasse beim Fußball) anmeldete. Adrian Ursache, der Ersatztorhüter der Herren, habe sie damals darauf angesprochen, ob sie das Team als Physiotherapeutin betreuen könne. „Man nahm mich gut auf und war mit mir zufrieden - also blieb ich“, erinnert sie sich. Ihr Wissen verbesserte sie, indem sie sich mit sportspezifischen Übungen auseinandersetzte und durch Fortbildungen in medizinischer Trainingstherapie und als Sportphysiotherapeutin.  

Spezielles Trainingsprogramm

In der Sommerpause letzten Jahres stieß Peggy Bransky zur Profener Eintracht. Seither ergänzt die 29-jährige Reudenerin die Trainingseinheiten der Mannschaft um ein Programm, welches zum einen Muskelgruppen anspricht, die beim sonst üblichen Schusstraining und dergleichen wenig beansprucht werden, und zum anderen der allgemeinen Fitness und Beweglichkeit der Spieler dient. „Bei höherklassigen Teams gehört sowas zum Standardrepertoire, aber als Kreisoberligist ist so eine Fachkraft schon eine Besonderheit, die andere Vereine nicht haben“, weiß Trainer Frank Hoffmann.

Durchschnittlich etwa 30 Minuten pro Trainingstag nimmt Bransky die Männer unter ihre Fittiche. Lockere Gymnastik- und Dehnübungen stehen dann ebenso auf dem Programm wie Trainingseinheiten, die die Koordination der Fußballer schulen. Laut schallen die Kommandos der taffen Physiotherapeutin durch das Stadion des Friedens, während sie mit Sprint- und Reaktions-Übungen ihr gut strukturiertes Programm abrundet. Der Leistungsstand ihrer Jungs ist dabei noch recht unterschiedlich. Und besonders an Kevin Fuchs hat sie offenbar einen Narren gefressen: „Er braucht halt schon immer ein bisschen Extra-Zuwendung, damit er die Übungen auch wirklich so ausführt, wie ich mir das vorstelle“, sagt sie lächelnd, „aber er bemüht sich und macht ständig Fortschritte.“ Allgemein hätten ihre Übungen schon einiges gebracht. Besonders die Verletzungsanfälligkeit sei zurückgegangen. „Erst neulich hat mir Tony-Axel Müller bestätigt, dass er deutlich weniger umknicken würde als früher“, bekräftigt sie.

Ein bisschen Mutti für alles

Auch bei den Spielen ist Bransky immer mit dabei, kümmert sich um Verletzungen, Erfrischungen oder verteilt hin und wieder einmal sogar die Trikots an die Mannschaft - ist laut eigener Aussage „so ein bisschen Mutti für alles“. Den Sani-Kasten, in dem sich früher nur Eisspray und Schokolade befanden, habe sie längst um Verbandsmaterial, Pupillenleuchte, Rettungsdecke, Salben und weitere Utensilien ergänzt. „Und seit dem Vorfall befindet sich nun auch ein Zungenkeil darin“, verrät sie zwinkernd.

Im Verein fühle sie sich zudem wunderbar aufgehoben und habe viel Spaß mit der Mannschaft. „Die Jungs kommen mit ihren Problemen und Wehwehchen immer gern zu mir und geben mir auch viel dafür zurück“, sagt sie, „wenn wir verlieren, ärgern wir uns gemeinsam, und bei Siegen stellen sie mich oft ins Zentrum des Jubels. Mein Herz schlägt also längst für die Profener Eintracht!“

Peggy Bransky bereichert die Profener Eintracht mit ihrem sportmedizinischen Know How.
Peggy Bransky bereichert die Profener Eintracht mit ihrem sportmedizinischen Know How.
Hartmut Krimmer Lizenz