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Othmarsfriedhof Othmarsfriedhof: Frei unterm Himmel

Von Klaus-Dieter Kramer 15.11.2017, 08:31
Liebt es, in frischer Luft der Arbeit nachzugehen: Ruth Maaß.
Liebt es, in frischer Luft der Arbeit nachzugehen: Ruth Maaß. Klaus-Dieter Kramer

Naumburg - Wenn ich für jedes Laubblatt, das ich im Laufe der Jahre hier auf dem Schulfriedhof zusammengeharkt habe, wenigstens einen Pfennig erhalten hätte, dann wäre ich heute reich!“ Der Schalk blitzt der älteren, rüstigen und geistig noch sehr regen Dame bei diesen Worten aus den Augen. Immerhin feiert Ruth Maaß in diesem Jahr  ihren 85. Geburtstag. In Burkhard Hahn, dem ehemaligen Verwalter des Friedhofs der St.Othmar/St.Moritz-Gemeinde hat sie einen Fürsprecher: „Frau Maaß ist eine so fleißige und zuverlässige ehrenamtliche Mitarbeiterin auf dem Friedhof, so dass sie es nach fast zwei Jahrzehnten verdient hat, mal ordentlich gelobt und in den Mittelpunkt gerückt zu werden.“ Mit Burkhard Hahn packt Ruth Maaß heute auch des Öfteren im Domgarten und, wenn nötig, auf dem Domfriedhof an.

Geboren worden ist Ruth Maaß in Halle-Passendorf, dann ging sie in Ammendorf zur Schule. In ihren ersten Berufsjahren war sie später im Chemiewerk Buna zu Gange. Dann trat Ulrich Maaß in ihr Leben, und beide heirateten. Und da der Ehemann als Kellner im Gastgewerbe sein Geld verdiente und in Bad Kösen eine Anstellung als Serviermeister bekam, zog die junge Familie nach Naumburg. Sohn Ulrich, seine Frau und zwei Enkel wohnen auch in der Domstadt. Ruth Maaß arbeitete fortan als Näherin im ehemaligen Konsum-Bekleidungswerk in der Wiesenstraße. „Wir haben damals vor allem Uniform-Bekleidungsstücke hergestellt“, erzählt sie.

Dann kam das Jahr 1998. Ulrich Maaß, schon länger ziemlich krank und pflegebedürftig, verstarb und wurde auf dem Othmarsfriedhof zur letzten Ruhe gebettet. „Wir beobachteten Frau Maaß, sahen ihren Schmerz und die Trauer. Da wurde uns klar, wir müssen sie irgendwie trösten und auffangen.“ Ursula Frölich, die langjährige Friedhofsmitarbeiterin, jetzt auch schon im Ruhestand, erinnert sich gut daran. Auch Ruth Maaß bestätigt das: „Burkhard Hahn und Ursula Frölich haben mich ins Büro geholt und mit mir besprochen, ob und wobei ich auf dem Friedhof helfen könne. Ich wollte, hatte nun eine Aufgabe, bekam neuen Lebensmut.“ Friedhofsbesucher, die vorbeikommen, ein fröhliches „Guten Morgen“, ein nettes Wort, mal ein Scherz hier und ein Schwätzchen dort, das bedeute ihr viel, sagt sie noch. „Und was kann schöner sein, als an frischer Luft und unter freiem Himmel seiner Arbeit nachzugehen.“

Ab und an besucht sie Gottesdienste, hilft im Dom, die Kerzenständer vom Wachs zu säubern und neu zu bestücken. Zu Hause liest sie viel, löst Kreuzworträtsel, befasst sich mit Handarbeiten. „Ich stricke  gern. Zum Beispiel Schuhchen und kleine Mützen für die Babystation des  Krankenhauses.“