1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Ortsumgehung : Ortsumgehung Bad Kösen - Bundesstraße 87 - Archäologische Untersuchungen bei Hassenhausen

Ortsumgehung  Ortsumgehung Bad Kösen - Bundesstraße 87 - Archäologische Untersuchungen bei Hassenhausen

Von Michael Heise 13.09.2017, 06:55
Vor dem Bau der Ortsumgehung Bad Kösen finden derzeit archäologische Untersuchungen statt.
Vor dem Bau der Ortsumgehung Bad Kösen finden derzeit archäologische Untersuchungen statt. Biel (Symbolbild)

Taugwitz/Hassenhausen - Wird die Ortsumgehung Bad Kösen tatsächlich gebaut? Oder bleibt sie trotz Baurecht und gesicherter Finanzierung im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke, da wegen des sich anschließenden Naumburger Teils ein Rechtsstreit anhängig ist (wir berichteten)? Auch, wenn letzterer noch nicht ausgefochten ist: Bund und Land sehen sich auf der Zielgeraden und haben zwischen Taugwitz und Hassenhausen - genau dort, wo die Umgehungsstraße aus Richtung Eckartsberga kommend nach Süden abzweigen und mit einer Brücke das Saaletal queren soll - mit Bauvorbereitungen begonnen. Ein großes Schild, eingeweiht von reichlich Politprominenz, verkündet es. Will heißen, für wenigstens zwei, eher drei Jahre werden hier die Archäologen zunächst mit Detektoren das Gelände absuchen, später dann in die Tiefe gehen.

18,6 Kilometer misst die Neubaustrecke der Bundesstraße 87, die südlich von Naumburg und Bad Kösen entlangführen soll. Der Bad Kösener Abschnitt, für den jetzt die archäologischen Untersuchungen begonnen haben, ist 13,6 Kilometer lang, zählt sieben Brückenbauwerke und fünf Knotenpunkte. Allein er soll knapp 80 Millionen Euro kosten, der Naumburger ist mit rund 13,5 Millionen Euro veranschlagt.

Die B87n steht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes. Gegner kritisieren eine unzureichende Verkehrsentlastung von Naumburg und Bad Kösen sowie ein 1,2 Kilometer langes Brückenbauwerk bei Saaleck. (mhe)

Das Gelände ist von besonderer historischer Bedeutung, standen sich doch exakt hier in der Schlacht von 1806 napoleonische und preußische Truppen gegenüber, die letztere verloren haben. In den Geschichtsbüchern hat das Geschehen als Schlacht von Jena und Auerstedt Einzug gehalten. Ein grober Fehler, wie Susanne Friederich, Leiterin des Landesamtes für Bodendenkmalpflege, nicht müde wird zu betonen. Von den archäologischen Untersuchungen erhofft sie sich anhand der Überreste Gefallener, Knöpfen, Munition und beispielsweise errichteter Gräben Hinweise auf das Schlachtgeschehen von damals. „Möglicherweise müssen wir Weltgeschichte neu schreiben“, so Friederich.

Zwei bis drei Jahre also liegt das 90-Millionen-Euro-Projekt Umgehungsstraße Naumburg-Bad Kösen in den Händen der Archäologen, erst dann könnte der Baustart für den 13,6 Kilometer langen Bad Kösener Teil bis zur Bundesstraße 88 südlich der Domstadt erfolgen. Könnte. Voraussetzung ist, dass sich Landesstraßenbaubehörde und die Kaolin- und Tonwerke Salzmünde GmbH, die Abbauflächen südlich der Domstadt besitzt, einigen und kein neues Planfeststellungsverfahren für den Naumburger Teil der Umgehung eingeleitet werden muss. Das Unternehmen hatte seine Bergbaurechte durch den Trassenverlauf nicht genügend berücksichtigt gesehen, vor dem Bundesverwaltungsgericht geklagt und Recht bekommen.

Rainer Bomba (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, will keinen Zweifel daran bestehen lassen, dass der Baustart kommt. „Wir befinden uns mit dem Unternehmen in guten Gesprächen. Zu verhandeln ist über eine Entschädigung“, so Bomba auf Nachfrage unserer Zeitung. Ein neues Planungsverfahren, das das Projekt in weite Ferne rücken lassen würde, schloss er aus: „Das wird es nicht geben, nur einen modifizierten Planfeststellungsbeschluss.“

Der Start der archäologischen Arbeiten wurde deshalb schon gefeiert wie der erste symbolische Spatenstich für den Bau. Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) sprach von einem „guten Tag für Bad Kösen“. Mit der Ortsumgehung würde Verkehr aus dem Kurort verbannt. Bomba sagte, mit der Umgehung werde die Bundesstraße 87 fit gemacht für die Zukunft, sie sei längst an ihre Grenzen gestoßen.

Indes gibt es scharfe Kritik am Polit-Termin in der Taugwitz-Hassenhausener Flur. Landtagsmitglied Rüdiger Erben (SPD) spricht von Bundestagswahlkampf von CDU/CSU, den Anwohnern werde etwas vorgegaukelt. „Der Bundesverkehrsminister macht einen Baubeginn des Projektes in Bad Kösen davon abhängig, dass es auch für das Naumburger Vorhaben bestandskräftiges Baurecht gibt. Das liegt jedoch in weiter Ferne. Bliebe es bei der Entscheidung, liegt ein Baubeginn für Bad Kösen frühestens in mehreren Jahren.“ Erben fordert einen Baubeginn für den Bad Kösener Teil der Umgehung auch ohne vorliegendes Baurecht für den Naumburger.

Hans-Dieter Braune vom Verein Gedenkstätte Hassenhausen (2.v.l.), hat Bedenken, dass das Denkmal des Herzogs von Braunschweig (im Hintergrund) auf lange Zeit nicht erreichbar sein wird. Peter Lotze von der Landesstraßenbaubehörde (r.) erklärt, dass extra ein Weg über die Baustelle angelegt wird.
Hans-Dieter Braune vom Verein Gedenkstätte Hassenhausen (2.v.l.), hat Bedenken, dass das Denkmal des Herzogs von Braunschweig (im Hintergrund) auf lange Zeit nicht erreichbar sein wird. Peter Lotze von der Landesstraßenbaubehörde (r.) erklärt, dass extra ein Weg über die Baustelle angelegt wird.
Biel
Mit Sonden auf der Suche nach Kriegsüberbleibseln, dahinter Hassenhausen.
Mit Sonden auf der Suche nach Kriegsüberbleibseln, dahinter Hassenhausen.
Biel