Neues Wohngebiet in Hohenmölsen Neues Wohngebiet in Hohenmölsen: Kohle-Geld als Rettung?

Hohenmölsen - Im Mai 2019 war die Welt noch in Ordnung. Der Stadtrat von Hohenmölsen stimmte damals für die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein neues Wohngebiet am Agricolaweg neben dem Gymnasium. Auf einer Fläche von etwa 24.000 Quadratmetern sollen in den kommenden Jahren 20 bis 25 neue Eigenheime entstehen. Seitdem laufen die Planungen des Investors, der Sparkassenimmobiliengesellschaft Zeitz, die das Objekt vom Landkreis erworben hat.
Doch nun gerät das Vorhaben auf einmal ins Wanken. Der Investor befürchtet, das erschlossene Bauland nicht verkauft zu bekommen, da die Grundstückspreise zu hoch ausfallen könnten. Denn diese werden, so die Befürchtung, aufgrund der anfallenden archäologischen Untersuchungen in die Höhe schießen.
Stadt reich an Funden
Zum Hintergrund: „Hohenmölsen ist ein flächendeckeckendes Kulturdenkmal“, erklärt Bürgermeister Andy Haugk (parteilos). Egal wo man in der Stadt graben würde, man würde überall archäologische Funde von alten Siedlungen aus vergangenen Zeiten finden. Bei einem Projekt diesen Ausmaßes seien archäologische Untersuchungen automatisch notwendig. Hohenmölsen kennt das bereits.
Beim Bau des Agricolagymnasiums und des Wohngebietes am Südhang kamen ebenfalls Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie in die Stadt. „Auch bei diesem Vorhaben wussten wir von Anfang an, dass wir archäologische Untersuchungen mit einkalkulieren müssen“, so Andy Haugk.
600 bis 1.000 Quadratmeter große Baufelder
Doch diese Untersuchungen kosten viel Geld - mehr, als man im Vorfeld wohl gedacht hätte. Bastian Schwotzer, Geschäftsführer der Sparkassenimmobiliengesellschaft Zeitz, will keine genaue Zahl nennen, spricht aber von einem mittleren sechsstelligen Betrag. Diese Kosten tragen letztlich die Personen, die auf dem Gelände ein Haus bauen wollen. Haugk und Schwotzer rechnen mit 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter, die auf den eigentlichen Grundstückspreis noch obendrauf kommen werden.
Die einzelnen Bauflächen sollen laut Bastian Schwotzer 600 bis 1.000 Quadratmeter groß werden. Das wären also bis zu 20.000 Euro, die ein Bauinteressent für die archäologischen Untersuchungen draufzahlen müsste. „Momentan würden die Grundstückspreise bei über 100 Euro pro Quadratmeter liegen“, sagt Schwotzer. Das wäre weit über den durchschnittlichen Grundstückspreisen in Sachsen-Anhalt, die laut dem Portal „Immowelt“ zwischen 54 und 72 Euro pro Quadratmeter liegen.
„Ich habe große Sorgen, dass wir das Vorhaben nicht umsetzen können“
Und aus diesem Grund hat der Investor Angst, dass die Grundstücke am Ende zu teuer sind und Bauinteressenten von einem Kauf absehen. „Ich habe große Sorgen, dass wir das Vorhaben nicht umsetzen können, weil es unrentabel ist“, sagt Schwotzer.
Es sei denn, die Kostenfrage wird anderweitig geklärt. Genau dafür möchte sich auch Haugk einsetzen. Die Archäologie sei ein Thema von gesellschaftlichem Interesse, die Kosten müssten deshalb auf mehrere Schultern verteilt werden. „Auf keinen Fall wollen wir die Archäologie verteufeln“, stellt Haugk klar. Dennoch könne es nicht sein, dass Städte, die reich sind an archäologischen Funden, beim Thema Bauen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Städten haben.
Planungen laufen weiter
Der Bürgermeister habe bereits das Gespräch mit der Landespolitik gesucht, um Möglichkeiten zu prüfen, wie man diesen Nachteil ausgleichen kann. Eine Lösung könnte so aussehen: „Im Rahmen des Strukturwandels sollte man Anreize schaffen, um die Region zu stärken“, findet Haugk. Er plädiert dafür, Geld aus dem Fond zur Umsetzung des Strukturwandels für die Kosten der Archäologie zu verwenden. „Es würde sich in diesem Fall um eine konkrete Maßnahme handeln, um die Struktur der Region zu stärken“, so Haugk. Auch Schwotzer plädiert für diesen Vorschlag, schließlich sei Hohenmölsen stark vom geplanten Aus der Braunkohle betroffen.
Inwieweit diese Idee aber wahrscheinlich ist, lässt sich Stand heute noch nicht sagen. Schwotzer zeigt sich aber optimistisch und hofft, dass bis Mitte 2020 eine Lösung gefunden wird. Noch haben die archäologischen Untersuchungen auch noch gar nicht angefangen. „Es haben bisher lediglich Vorbesprechungen stattgefunden“, so der Geschäftsführer der Sparkassenimmobiliengesellschaft Zeitz. Die Planungen des Bauvorhabens laufen auch erstmal wie geplant weiter. Zurzeit wird der Entwurf eines Bebauungsplan erstellt. (mz)