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Naturschutz  Naturschutz : Ein Wolf auf dem Rödel?

Von Gerd Stöckel 08.01.2017, 09:59
Die Aufnahme, die einen Wolf zeigen könnte, soll an einer Wildfütterungsstelle am Rande des Rödel gemacht worden sein. Behörden stufen dieses Bild nicht als belastbaren Hinweis ein.
Die Aufnahme, die einen Wolf zeigen könnte, soll an einer Wildfütterungsstelle am Rande des Rödel gemacht worden sein. Behörden stufen dieses Bild nicht als belastbaren Hinweis ein. Privat

Freyburg/Großwilsdorf - Der Wolf ist in aller Munde. Nur eine Frage der Zeit, bis er auch im Burgenlandkreis ankommt. Jäger haben ihn nun auf dem Rödel ausgemacht, dem Kalkstein-Plateau im Dreieck zwischen Freyburg, Balgstädt und Großwilsdorf. Die Untere Jagdbehörde des Burgenlandkreises gab hingegen die Auskunft: Eindeutige Belege liegen nicht vor.

Die Weidleute sehen das anders: Hubert Leidenroth, Pächter der Jagd im Revier Nissmitz - es grenzt an den Rödel - ist Mitte November in der Frankenhohle, dem Weg von Nissmitz zum Rödel, auf ein gerissenes Stück Damwild gestoßen, das er und Roland Reichardt, sein Jagdnachbar aus dem Rödelrevier, einem Wolf zuordnen. Sie berichten, das Tier sei „wolfsgerecht“ mit einem „Drosselbiss“ in die Kehle zur Strecke gebracht worden. Einem Hund trauen die beiden das nicht zu. Dass es ein Wolf war, halten sie auch deshalb für wahrscheinlich, weil unter Jägern eine Aufnahme die Runde macht, die auf dem Rödel entstanden sein soll und nach Meinung vieler einen Wolf zeigt. „Die kleinen Ohren und der kräftige Nacken sprechen für einen Wolf“, sagt Leidenroth. Mancher erkennt in dem Tier eine Wölfin mit Gesäuge, was dann sogar auf ein Wolfsrudel hindeuten würde. Entstanden sei das Foto, das mit dem Datum 8. April 2016 markiert ist, an einer Anfütterstelle für Schwarzwild zwischen dem ehemaligen Steinbruch und dem Saumweg oberhalb des Brückenholzes in Freyburg, so die Auskunft der Jäger.

Martin Trost, Wolfsexperte beim Landesamt für Umweltschutz, kennt das Foto. Da ihm aber der Urheber bis dato „nicht sicher bekannt“ sei, ebenso wenig der genaue Ort, seien die Angaben nicht überprüfbar. Zudem hätten sich andere Hinweise auf einen Wolf im Raum Naumburg/Freyburg als Fehlalarm erwiesen: Einen Losungsfund habe man anhand einer Probe als unzutreffend eingestuft. Und was den Drosselbiss angeht, den haben nach Trosts Aussage auch Hunde drauf. Er selbst habe einen Labrador beobachtet, der damit ein Reh fachgerecht zur Strecke gebracht hat. Für den Burgenlandkreis jedenfalls, so resümierte Trost, „gibt es keine belastbaren Hinweise auf Wölfe. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass Wölfe das Gebiet durchwandern“.

Die Jäger rings um den Rödel lassen sich nicht beirren. Leidenroth berichtet von einer Fährte „schnurgerade von Nißmitz bis Großwilsdorf. Völlig untypisch für einen Hund, der ja immer irgendwo abweicht, um einen Baum zu markieren“. Frank Lippert, Jagdpächter im Revier Obermöllern, versichert, einen Wolf gesehen zu haben, und den könne er natürlich sehr wohl von einem Hund unterscheiden. Zudem sei er auf Rehe gestoßen, die ein Wolf gerissen habe.

Für einen amtlichen Nachweis reicht ein Foto allein nicht aus. Immer wieder würden einem da ja getürkte Aufnahmen untergejubelt, heißt es in Behörden. Da müsse man sich schon selbst vor Ort ein Bild machen können. „Wir appellieren da insbesondere an die Jägerschaft, örtlich und zeitlich konkrete Hinweise dem Landesamt für Umweltschutz zu melden. Dies kann auch gerne auf dem Weg über die Jagd- oder Umweltbehörden oder die Jagdverbände erfolgen“, sagt Trost. Leidenroth und Reichardt berichten, sie hätten das „Wolfsfoto“ dem Bundesforstbetrieb zur Verfügung gestellt, dem der Wald auf dem Rödel gehört, womit die Sache für sie erledigt war.

Inzwischen sieht sich ein Viehhalter nahe des Rödels von einem vermeintlichen Wolfsriss betroffen. Maik Hager, dessen Galloways am Hasenberg bei Kleinjena grasen, war im September auf die Überreste eines Kalbes gestoßen. Die Mutter habe Verletzungen im Brustbereich gehabt. Jäger hätten den Riss einem Wolf zugeschrieben.

Laut Trost hingegen sei das nicht eindeutig nachweisbar gewesen, da an den Skelettresten keine DNA zu sichern gewesen sei. Eine Auskunft, die den Rinderzüchter nicht so recht überzeugt. Die Behörde, so sein Eindruck, halte sich da mit Absicht bedeckt.

Inzwischen hörte man, der Wolf habe ein Fohlen aus der Konik-Herde auf dem Rödel gerissen. Das stimmt nicht, sagt Heinz Bley, dessen Tiere im Schutzgebiet Rödel als vierbeinige Landschaftspfleger eingesetzt sind. „Ein einzelner Wolf hat da keine Chance, das würden ihm die Tiere schnell klar machen“, sagt er. Darüber, dass Wölfe Pferde reißen könnten, werde er nicht jammern. „Ich lebe vom Naturschutz, dafür muss ich gegebenenfalls Verluste in Kauf nehmen.“ Insofern könne er Klagen von Schäfern nicht verstehen, die ja ebenfalls Geld mit dem Naturschutz verdienen.

Reichert und Leidenroth hatten sich im Übrigen um ein weiteres Foto vom Rödel-Wolf bemüht. Das gerissenen Stück Damwild verbrachten sie aus der vielbegangenen Frankenhohle in ein abgelegeneres Waldstück und installierten eine Wildkamera. Diesmal allerdings habe man keinen Wolf geblitzt.