Mysteriöser Tierdiebstahl Mysteriöser Tierdiebstahl in Trebnitz: Was wollen die Täter mit den Straußenküken?

Trebnitz - So etwas hat Jürgen Fischer in seinen 18 Jahren als Straußenfarmer noch nicht erlebt. Gleich zweimal verschafften sich Unbekannte Zutritt zum Stall des 65-Jährigen in Trebnitz. Das erste Mal passierte es Ende August: Drei seiner acht Küken – allesamt nur wenig älter als sechs Wochen – fehlten eines Morgens. Doch damit nicht genug. Ende September fehlte ein weiteres der verbliebenen Tiere. Diesmal hatten der oder die Täter die Tür zu Jürgen Fischers Stall sogar wieder fein säuberlich verschlossen.
Verfahren wird eingestellt
Seit vergangener Woche ist klar, dass sich der Fall wohl nur noch durch eine gehörige Portion Glück aufklären lässt. „Die Staatsanwaltschaft hat mich per Schreiben informiert, dass das Verfahren eingestellt wird“, berichtet Fischer resigniert. Spuren, die zu den Tätern führen könnten, haben die Ermittler offenbar nicht gefunden. Und auch Aufrufe an Freunde und Bekannte in sozialen Netzwerken, die Augen offen zu halten, haben keinen Erfolg gebracht.
Welchen Nutzen die Tiere ihrem unrechtmäßigen neuen Besitzer bringen sollen, ist Jürgen Fischer ein Rätsel. „Zum Schlachten ist an den Küken nichts dran und als Haustier sind sie viel zu auffällig.“ Hinzu kommt: Die Haltung der Laufvögel ist in Deutschland laut Tierschutzgesetz genehmigungspflichtig. Auch ein Berufskollege würde sich solcher Methoden ebenfalls kaum bedienen, ist Fischer überzeugt.
Den entstandenen Schaden ersetzt dem Trebnitzer darüber hinaus auch keine Versicherung. Fast 700 Euro waren die Tiere wert. Noch vier Küken bleiben dem Halter auf seiner Farm. Insgesamt besitzt Fischer noch neun Strauße. Zu kleineren Diebstählen sei es auch früher gekommen, erinnert sich der 65-Jährige. „Motorsensen oder Kettensägen hat man uns schon mal gestohlen. Aber das ist eine neue Dimension.“ Mit Straußdieben hatte es auch Jürgen Fischers befreundete Geschäftspartnerin Monika Burkhardt noch nicht zu tun. Mit ihrem Mann Bertram betreibt sie seit 2009 eine Straußenfarm im nahe gelegenen Hartha im Altenburger Land. Einzig Fälle von Sachbeschädigung sind den Burkhardts bislang zu Ohren gekommen. „Bei einem Farmer in Sachsen wurde das Gehege aufgeschnitten. Die Tiere mussten aufwendig eingefangen werden.“ So etwas sei nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich. Die Straußenfarmerin vermutet, dass ihr niedliches Äußeres den Straußenküken der Fischers zum Verhängnis geworden ist. Im ausgewachsenen Zustand werden die Laufvögel aber über 100 Kilogramm schwer, 190 Zentimeter hoch und 70 Stundenkilometer schnell. Die scharfen Krallen an den Füßen der Tiere können für Menschen zur ernsthaften Gefahr werden, berichtet die Straußenfarmerin. Aber auch Diebesbanden aus dem Ausland könnten ihrer Meinung nach als Täter nicht ausgeschlossen werden. „In Osteuropa wird Straußenfleisch in viel größerem Maßstab produziert – unter oft nicht artgerechter Haltung.“
Stall für Küken mit Schloss gesichert
Ihre eigene Anlage haben die Burkhardts entsprechend zusätzlich gesichert. Ausgewachsene Tiere müssen gemäß Haltungsvorschrift ohnehin hinter einem doppelten Zaun mit einer Höhe von 1,80 Meter gehalten werden. So einen Zaun haben auch Jürgen und Sigrid Fischer. Abgehalten hat er die Diebe allerdings nicht. Den Stall für ihre Küken haben die Besitzer der Trebnitzer Straußenfarm mittlerweile mit einem Schloss gesichert. Die gestohlenen Tiere ersetzen wird Jürgen Fischer in diesem Jahr wohl nicht mehr. „Ich müsste dann deutlich teurere, weil bereits ältere Tiere nachkaufen“, erklärt der Farmer. Das lohne sich aber kaum. Denn Gewinn macht Fischer vor allem dadurch, dass er die Jungtiere selbst großzieht. (mz)