Müncheroda Müncheroda: Herr auf eigener Scholle

Müncheroda - Am späten Nachmittag scheint Frank Schneider von nichts getrieben zu sein. Sein Händedruck ist fest, sein Blick wach und freundlich. Klar gibt es für ihn genügend Tage, die frühzeitig beginnen und spät abends enden. Aber nicht immer, er kann sich die Zeit einteilen. Seine strahlenden Augen erzählen, dass er es genießt, über den Verlauf seines Arbeitstages selbst zu entscheiden. Im fünften Jahr betreibt Frank Schneider nun in dem kleinen Gleinaer Ortsteil Müncheroda seinen eigenen Landwirtschaftsbetrieb.
Zweite Lehrzeit drangehängt
Das Bauernhaus, in dem der 28-Jährige mit seiner Frau Kristin lebt, war 1930 von seinen Urgroßeltern gebaut worden. Der junge Mann hatte den Hof im Jahr 2011 von seinem Opa Klaus Deckert übernommen, der sich mit 72 Jahren in den Ruhestand begab. Der Enkel setzt das Werk des Großvaters mit Feld- und Tierproduktion fort. „Ich bin Landwirt aus Leidenschaft“, erzählt Schneider von sich. Er hat als Kind öfter dem Großvater geholfen, und so war das Interesse für das bäuerliche Unternehmen gewachsen. Doch nach der Schulzeit führte sein Weg zunächst in eine andere Richtung. Schneider erlernte den Beruf des Kfz-Mechatronikers. Aber nach der Ausbildung hängte der damals 20-Jährige zwei weitere Lehrjahre dran - allerdings in der Agrargenossenschaft Gleina, mit dem Abschluss als Landwirt. Ein Jahr Praktikum beim Großvater folgte, bis er mit der Übernahme des Hofs in dessen Fußstapfen trat.
Mit der Ehefrau im Hofladen
„Als das klar war, haben meine Frau und ich überlegt, wo wir unseren Schwerpunkt setzen wollen“, sagte Schneider. Zunächst stand fest, dass die 34 Hektar Feld weiter beackert werden. Vor allem Weizen und Raps baut der Landwirt an. Die Schläge befinden sich im Umkreis von fünf Kilometern. Hinzu kommt Futtergetreide für eigene Mastschweine. Denn neben dem Ackerbau hat sich das junge Ehepaar für die Schweinehaltung mit betriebseigener Futtergrundlage entschieden. Deshalb hat der Landwirt auf dem Grundstück mit dem Drei-Seiten-Hof ein neues Schlachthaus und einen modernen Hofladen gebaut. Nach dem Um- und Ausbau zogen Frank und Kristin Schneider, die im vergangenen Jahr geheiratet haben, von Dorndorf ganz nach Müncheroda. Jede Menge Schweine tummelt sich in den Stallungen mit ausreichender Bewegungsfreiheit und „Sonnenterrasse“. Haben die Tiere einen Namen oder verzichtet man drauf, wenn man ihr Ende vor Augen hat? Schneider lacht: „Namen vergebe ich nicht.“ Doch er trage Sorge um jedes einzelne Tier, begleitet es ungefähr ein Jahr. So lange haben sie auf dem Hof Zeit zu wachsen und zu gedeihen. Zum eigenen Futter kauft der Müncherodaer von Bekannten und der Agrargenossenschaft Gleina Futter hinzu.
Schneider hat festgestellt, dass sich das Bewusstsein der Verbraucher bezüglich des Kaufes von Fleisch und Wurst verbessert, sagte: „Nicht selten wollen die Käufer wissen, wie die Tiere aufgezogen werden und woher das Futter stammt. Durch den Hofladen haben wir einen direkten Bezug zum Kunden. Wir sprechen mit ihnen, reagieren, um auf ihre Wünsche einzugehen.“ Die Aufzucht und Fütterung der Tiere sind die Garantie für schmackhafte Wurstsorten nach alten Rezepten (siehe auch „Fakten“). Im Hofladen werden diese von Kristin und Frank Schneider selbst verkauft. Die junge Frau arbeitet als Justiziarin in der Kreisverwaltung. „Meinen Beruf übe ich unheimlich gern aus. Die Hilfe auf dem Hof und im Verkaufsraum sehe ich als Ausgleich für die Büroarbeit“, so Kristin Schneider.
„Gut, dass wir nicht gewusst haben, was alles auf uns zukommt“, antwortete der Landwirt auf die Frage, ob er den Sprung in die Selbstständigkeit noch einmal wagen würde. Doch zugleich sei für ihn der Wechsel zum Jungunternehmer spannend gewesen: „Da war niemand mehr, der sagte, was zu tun ist. Ab da hieß es: So wie ich denke und lenke, leite ich meinen Betrieb.“ Das habe ihm gefallen, auch wenn er damit eine große Verantwortung übernahm. Voraussetzung ist jedoch, dass er die Arbeit mag, weil sie bei aller Vielseitigkeit eine Menge abverlangt.
In Dorfgemeinschaft angekommen
„Als Frank mit dem Neustart begann, war ich mitten in der Vorbereitung für das zweite Staatsexamen. Wir haben entschieden: Wir ziehen es gemeinsam durch. Wir bauen uns einen Betrieb auf und hoffen, dass es klappt“, schilderte Frau Schneider. Es tue weh, wenn sie hören, dass immer wieder viele kleine Handwerksunternehmen schließen müssen. Seit zwei Jahren wohnen die Schneiders nun in Müncheroda. In die Dorfgemeinschaft seien sie gut aufgenommen worden. Sie haben neue Freunde gefunden. Frank Schneider als Landwirt in nun dritter Generation hofft, dass die bäuerliche Familientradition einmal fortgesetzt wird.