Montalbane-Festival in Freyburg Montalbane-Festival in Freyburg : Erbe des Mittelalters bewahren

Freyburg - Wer seit vielen Jahren nach Freyburg kommt, um das Festival „montalbâne“ zu erleben, wird jedes Mal auf das angenehmste überrascht. Dieser nunmehr 27. Jahrgang, „Tandaradei“ betitelt, bot jedoch Überraschungen vieler Art. Der Kirchplatz um die Marienkirche zeigte sich mit einer kunstvollen Pflasterung auf eine Weise neu hergerichtet, wie sie dem internationalen Festival angemessen ist.
Opulenter Auftakt
Das überraschte dann auch gleich mit einem opulenten Konzert des französischen Ensembles „Obsidienne“, die die Carmina Burana in jenem alten ernsthaft-komödiantischen Klangbild hören ließen, lange bevor sie seit den 1930er Jahren anders populär wurden.
Ebenso neu für das Festival war ein Wandelkonzert, das mit dem Tannhäuser, Heinrich von Morungen und Neidhart in unterschiedlichen Räumen der Neuenburg diesen Minnesängern huldigte. Die Auswahl der Beiträge in den Viertelstundenprogrammen bewies, den Künstlern ging es nicht allein um „Tanderadei“. Dass diese Burg durch die literarische Arbeit des Heinrich von Veldeke auch zum Ausgangsort der epischen Dichtung wurde, zeigten Lesungen aus dem Parzival und dem Nibelungenliede.
So schien es geradezu „gesetzmäßig“, dass die Konzerte von Freyburg auch mit einer Überraschung abschlossen: Das neue Ensemble „montalbâne“, hervorgegangen aus der in zurückliegenden Jahren stets gefeierten Gruppe „Ioculatores“, empfahl sich als Musikbotschafter für die Kulturregion an Saale und Unstrut, die der Erhebung zum Weltkulturerbe entgegenstrebt. Im Programm, das die Zeit des Übergangs vom Mittelalter in die Neuzeit musikalisch erfasste, stand Martin Luther als zentrale Figur. Sein Leben begann als Mönch in der vom gregorianischen Gesang bestimmten katholischen Welt. Texte aus Briefen belegen sein Drängen nach deutschem Liedgut in einer reformierten Kirche, deren neuer Geist weit über das deutsche Sprachgebiet hinaus strahlt. „Eine feste Burg ist unser Gott“ im deutsch-schwedischen Wechselgesang ließ das eindrucksvoll erleben. Hans Sachs’ Meistergesang von der „wittembergisch Nachtigall“, die satirisch-vergnüglich Luthers Leistung lobt, darf denn getrost eine Wiederentdeckung genannt werden. Der Titel ist, besonders in diesem Jahr des Reformationsjubiläums, in aller Munde, das Lied hat man zuvor wohl kaum einmal gehört.
2018er-Ausgabe in Pforta
Als letzte Überraschung steht zu melden, dass das Festival „montalbâne“ im kommenden Jahr ein wesentlicher Akteur in der Klosterlandschaft „Kloster und Welt“ sein wird. Dann werden im Kloster Pforta Lieder und Texte aus dem europäischen Kulturerbe von internationalen Ensembles in ihrer zeitübergreifenden Gültigkeit lebendig.