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Marienstraße in Naumburg Marienstraße in Naumburg: Parken oder durchfahren?

Von Michael Heise 13.02.2017, 13:10
Frisch saniert: die Naumburger Marienstraße, in der Parker nun kräftig zur Kasse gebeten werden.
Frisch saniert: die Naumburger Marienstraße, in der Parker nun kräftig zur Kasse gebeten werden. Biel

Naumburg - Keine Parkuhren mehr, dafür zwei Automaten, zusätzliche Parkplätze, aber Gebührenpflicht auch am Sonntag - nach Sanierung und Verkehrsfreigabe vor einigen Wochen ist in der Naumburger Marienstraße vieles anders. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Während manche Geschäftsinhaber kundenfreundlichere Regelungen beispielsweise durch Gratis-Parkzeiten und niedrigere Gebührensätze vermissen, sieht die Stadt mit dem Konzept eine bessere Fluktuation zugunsten der Geschäfte gewahrt - mit dem Effekt steigender Einnahmen.

Zur Verdeutlichung: Das Konzept, sprich die aktuelle Parkgebührenordnung, ist im Dezember 2015 vom Rat beschlossen worden vor dem Hintergrund, mehr Geld in die Stadtkasse zu spülen. Seit letztem Jahr ist deshalb beispielsweise das Parken auf der Vogelwiese doppelt so teuer, aber mit vier Euro pro Tag weiter billig, sind zusätzliche gebührenpflichtige Bereiche wie die Grochlitzer Straße und der „Altstadt-Postring“ entstanden. Und: In der Marienstraße wird seit dem täglich von 8 bis 17 Uhr kassiert, auch sonntags. Kosten pro Stunde: ein Euro.

Der Stundensatz ist nicht unumstritten. Wer die Parkzeit ausreizt, ist mal eben mit neun Euro dabei. Damit ist Naumburg teurer als beispielsweise die Tiefgarage am Leipziger Augustusplatz (10 bis 20 Uhr für maximal sechs Euro), aber immer noch deutlich günstiger als die Goethe-Galerie in Jena, wo für neun Stunden 16 Euro fällig würden. Mit einem Euro pro Stunde aber, so sagen die meisten Händler in der Marienstraße, sei das Parken hier überteuert. Blumenhändler Werner Meyenberg: „Dieser Preis ist durch nichts zu rechtfertigen, für Naumburg zu hoch. Er hält aus meiner Sicht Leute fern. 50 Cent wären in Ordnung.“ Ähnlich sieht es Kirsten Wendelmuth vom gleichnamigen Whisky-Laden: „Der Preis verhindert, dass länger in der Stadt eingekauft wird.“ Außerdem meint sie: „Die ersten 15 Minuten sollten gratis sein, das zieht Kunden an, vor allem die, die nur mal kurz in ein Geschäft springen wollen.“ Die sogenannte Brötchentaste hält auch Roy Tempel, Inhaber von „Photo-Tempel“, für sinnvoll. „Der Preis ist für mich in Ordnung, es sollte aber nicht von Anfang an kassiert werden. Eine viertel bis eine halbe Stunde gratis - das hätte einen belebenden Effekt.“

In der Stadtverwaltung sieht man das anders. Andreas Rüb, Sachgebietsleiter Ordnung und Straßenverkehr: „Preise und Zeiten zielen freilich darauf ab, dass sich die Einnahmesituation der Stadt verbessert, aber auch darauf, dass Dauerparken und Missbrauch verhindert werden. Es nützt nichts, die Sätze niedrig zu halten, dann bleiben zu viele zu lange stehen. Das hilft den Geschäftsinhabern nicht.“ Hinsichtlich einer Gratis-Parkzeit meint Rüb: „Da, wo es sie gibt, hat sie sich meist nicht bewährt, da die Zeit von den Kunden beliebig ausgedehnt wird.“

Eine Aussage, die Kerstin Kermeß vom „Der Weinkenner“ nachvollziehen kann: „Sobald keine Regeln da sind, wird der Freiraum ausgenutzt. Leider. Langzeitparken jedenfalls ist ungünstig.“ Darüber hinaus habe sie die Erfahrung gemacht, dass es inzwischen eine gewisse Kulanz seitens der Stadt gibt. „Wenn ein Kunde schnell etwas einkaufen will, und die Politesse kommt, dann reicht ein kleiner Hinweis an diese - und die Sache ist erledigt“, so Frau Kermeß, die allerdings eines vermisst: die Parkuhren. Mit diesen habe es tatsächlich die gewünschte Fluktuation gegeben. Mit den Parkautomaten sehe das anders aus.

Zum Verständnis: In der Marienstraße mit ihren mittlerweile 28 gebührenpflichtigen Parkplätzen stehen zwei Parkautomaten, ein etwas älterer in Richtung Fischstraße und ein nagelneuer vis-à-vis des Kaffeehauses Graupner. Andreas Rüb dazu: „Ab acht Parkplätzen lohnt ein Automat, der neue kann sogar mit besucherrelevanten Informationen bestückt werden - Öffnungszeiten der Tourist-Info und des Museums beispielsweise.“ Der Abbau der Parkuhren sei auch dem Umstand geschuldet, dass Reparaturen unverhältnismäßig teuer ausfielen und die Geräte ausstürben. Die Neuerungen im Park-Konzept bleiben nicht die einzigen, die Stadt hat weitere angekündigt beziehungsweise stellt sie zur Diskussion (siehe „Pläne“).