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"Lindenstube" in Naumburg "Lindenstube" in Naumburg: Hier ist immer dicke Luft

Von Michael Heise 05.04.2017, 07:32
Tatjana und Thilo Dohrmann haben die Raucherkneipe vor 25 Jahren in einer einstigen Doppelgarage eröffnet.
Tatjana und Thilo Dohrmann haben die Raucherkneipe vor 25 Jahren in einer einstigen Doppelgarage eröffnet. Biel

Naumburg - Es ist Montagnachmittag und die Luft zum Schneiden dick. In der Ecke sitzt man bei Bierchen und Pfeffi und zückt die Karten. In der „Lindenstube“ am Naumburger Lindenring wird geskatet. Immer montags. Die Hütte ist da voll. Wobei das keine Kunst ist, denn die „Lindenstube“ ist eben nur eine Stube. 25 Personen finden hier Platz, entweder in der Sitzecke am Tisch oder auf den Hockern am Tresen. Was Wirt Thilo Dohrmann wohl geritten hat, eine Kneipe in einer ehemaligen Doppelgarage aufzumachen, fragt man sich automatisch. „Ich war lange in der Gastronomie tätig, dann auch mal ohne Arbeit und konnte mir sowas gut vorstellen. Na ja, und eines Tages kam der richtige Anruf, und ich habe zugegriffen.“ Das war vor genau 25 Jahren. Dohrmann feiert also mit seiner kleinen Stube ein kleines Jubiläum.

Und er hat es nicht bereut. Auch, weil seine Lebensgefährtin Tatjana mitspielte und beide wenig später auch noch heirateten. „Schreiben sie ruhig, dass wir nächstes Jahr Silberhochzeit feiern“, meint Dohrmann. Hiermit geschehen, weil ja seine Frau nicht nur eine vom Fach ist - sie bewirtschaftet die Cafeteria im Gymnasium -, sondern auch in der Kneipe in Naumburg ihr Tun hat. Und montags guckt sie den Skatern über die Schultern. Mittendrin übrigens ist ihre Mutter. Sie spielt zwar nicht mit, scheint sich aber gut unterhalten zu fühlen.

Überhaupt geht’s in der Lindenstube anders zu als anderswo, was in der Natur der Sache liegt. Da Raucherkneipe, gibt’s hier kein Essen, dafür kann man - falls so gestrickt - schon morgens ab zehn für schmales Geld ein Bierchen trinken. Oder einfach dasitzen, plaudern und gucken, was der Tag noch so bringen mag. Tatjana Dohrmann: „Die Gäste wollen manchmal nur nicht allein sein. Wir sind immer da.“ Zwar werfe die Kneipe nicht mehr ganz soviel ab wie in der Anfangsphase, beklagen aber könne man sich nicht.

Und auf eines legt das Wirtsehepaar großen Wert: „Wir haben zwar fast ausschließlich Stammkunden, doch entdecken uns vor allem Jüngere. Carl-Zeiss-Fans und andere“, schildet Thilo Dohrmann. Noch nie habe es Stress gegeben. „Und wenn wir mal keinen Sitzplatz mehr haben, am Wochenende kann das durchaus sein, dann stehen die Jungs oder sitzen auf der Wendeltreppe. Da sind alle sehr entspannt“, ergänzt seine Frau.

Fest steht, die „Lindenstube“ ist nichts für Abstinenzler, schon gar nicht erste Wahl für Nichtraucher. Wieder vor der Tür, hat man immer noch das Gefühl, mittendrin zu sein in dicker Luft. Eben eine Kneipe nach altem Schlag. Nicht mehr und nicht weniger.

Immer wieder montags kommt die Skatrunde in der „Lindenstube“ zusammen.
Immer wieder montags kommt die Skatrunde in der „Lindenstube“ zusammen.
Biel