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Lebensbilder  Lebensbilder : Vertrauen in das Leben

Von Jana Kainz 16.06.2019, 08:20
Ihr Weg, auf den sie vertaut, führte Maribel Dente Anfang der Spielzeit 2018/19 ans Theater Naumburg.
Ihr Weg, auf den sie vertaut, führte Maribel Dente Anfang der Spielzeit 2018/19 ans Theater Naumburg. Torsten Biel

Naumburg - Hätte es Julia Roberts nicht gegeben, zöge Maribel Dente jetzt womöglich als Restaurantkritikerin durch die Lande. Doch weil es Julia Roberts eine Zeit lang oft auf den großen Leinwänden der Welt in vor allem romantisch-verrückten Filmen gab, entschied sich die charmante 27-Jährige, es nicht ihrem italienischen Vater Gerardo gleich zu tun und in der Gastronomie ihr täglich Brot zu verdienen.

Eine ernste Option war dies durchaus gewesen. Immerhin ist die in Baden-Baden geborene und in Karlsruhe aufgewachsene Maribel Dente in ihren ersten Lebensjahren quasi in Gaststätten groß geworden. Ihr Vater besaß verschiedene Restaurants in Deutschland und für diese dachte er sich stets neue Rezepte aus. Seine Tochter ließ er als eine der ersten die neuen Gerichte probieren. So köstlich diese auch gewesen sein mögen - ein verwöhnter Gaumen kam dabei nicht heraus. „Ich mag Pasta, das ist okay“, sagt sie. Was ihr der Vater genetisch aber vererbt hat, ist die Liebe zur Musik und zum Theater. „Er ist klein, aber sehr charismatisch und hat während seiner Gastronomiezeit immer seine Stammgäste bespaßt,“, so die Tochter.

Im Alter von zwölf Jahren stand für sie dann unumstößlich fest, dass sie Schauspielerin werden wolle - eben so wie die von ihr verehrte große Julia Roberts. „Als kleines Mädchen war ich in sie verliebt. Wie sie wollte ich sein. Sie war mein Vorbild“, gesteht Maribel Dente, die zu ihrer romantischen Ader steht. Allerdings waren nicht die Filmsets - ob in Hollywood oder anderswo - ihr großes Ziel, sondern die Musicalbühnen. „Ich wollte Gesang, Schauspiel und Tanz verbinden“, erklärt sie. Nach dem Abitur ging es daher zielstrebig zur Musicalausbildung. Nach anderthalb Jahren jedoch hatte sie für sich diesen Traum ausgeträumt.

Während der Ausbildung öffnete ihr eine Rolle in einem Musical die Augen: „Ich merkte, dass es wenig mit der eigenen Kreativität zu tun hat, die Rolle festgelegter ist als in einem Theaterstück.“ Im Theater - verfällt sie in eine ansteckende Schwärmerei - könne man gemeinsam etwas entwickeln, könne man mehr mitdenken, sich selbst ausprobieren. Theater sei vielseitiger. Da gebe es so viele unterschiedliche Texte, gebe es Regisseure, mit denen man zusammenarbeiten könne, gebe es verschiedene Dinge, die man erschaffen könne, um damit stets ein unterschiedliches Publikum anzusprechen, und gebe es auch für den Schauspieler eine thematische Bandbreite zu entdecken. Mit dieser frischen Erkenntnis machte Maribel Dente Nägel mit Köpfen und wechselte kurzerhand auf eine Hamburger Schauspielschule. Nur ein halbes Jahr nach bestandenem Abschluss ging ein großer Wunsch in Erfüllung. Sie erhielt eine Festanstellung an einem Stadttheater - am kleinsten in Deutschland: dem Theater Naumburg. Und in diesem gab es auch gleich die Aussicht, in Kürze eine der (Betonung liegt auf: der) Frauenfiguren zu spielen: die Nora aus dem Ibsen-Theaterstück „Nora oder Ein Puppenheim“. Als Nora sollte sie in Naumburg vorsprechen. Es wurde ein Abenteuer - nicht der Rolle, sondern der Umstände wegen. „Ich wachte an jenem Vorsprechtag mit Fieber auf und mein Fünf-Uhr-Zug“, erzählt sie, „fiel aus. So kam ich erst eine Stunde später los, wodurch mir im Theater in Naumburg die Zeit für die Vorbereitung fehlte.“ Sie konnte den Dingen nur noch ihren Lauf lassen. Spontan trat sie auf die Bühne, gab die Nora und überzeugte damit Intendant Stefan Neugebauer.

Ibsens Nora in der allerersten Spielzeit spielen zu dürfen, sei wie ein Sprung ins kalte Wasser. „Aber man lernt nur, wenn man es macht, und hier in Naumburg darf man das, hier wird mir etwas zugetraut“, sagt sie. Hier müsse sie über sich hinauswachsen. Dafür biete ihr das Naumburger Theater mit den - was heute nicht mehr selbstverständlich ist - liebenswerten Kollegen auf und hinter der Bühne einen geschützten Raum. „Mir ist wichtig“, betont sie, „mit liebevollen Menschen in angenehmer Atmosphäre vertrauens- und respektvoll zusammenzuarbeiten.“

Dankbar ist sie auch, dass sie mit ihrem Traumberuf ihre Lebensunterhalt verdienen kann. Dass ihr dies möglich ist, hat gewiss mit ihrer inneren Einstellung zu tun. „Ich habe Vertrauen in das Leben und in meinen Weg. Das hat immer gut geklappt.“ Maribel Dente ist sich sicher, dass es einen Sinn hat, wie die Dinge passieren und dass sie das innerlich wachsen lasse.

Ihrer Tanzleidenschaft kommt sie nun nach, wenn sie nicht im Rampenlicht steht. Online nimmt sie Tanzkurse - vom klassischen Ballett über Jazz bis hin zu Modern Dance. Bewegung ist ihr wichtig, so fehlt eben auch nicht Yoga in ihrem Programm.

Was noch fehlt - aber auch da vertaut sie auf das Leben, auf den Weg -, ist eine eigene Familie mit Kindern. Ja, die sind ihr ganz wichtig. Auf ihren elf Jahre jüngeren Halbbruder Lazar hat sie nicht nur viel und gern aufgepasst. Als ihn ihre Mutter Corinna daheim zur Welt brachte, war Maribel Dente dabei. Es ist eines ihrer schönsten Erlebnisse. „Ich durfte ihn nach der Mama als erste auf den Arm nehmen.“