Lebensbilder: David Groß Lebensbilder: David Groß: Glücklich hinter den Kulissen

Naumburg - Aus David Groß spricht pure Zufriedenheit: „Es gab nicht einen Tag, seit ich am Theater Naumburg beschäftigt bin, an dem ich dachte: ’Blöd, dass ich morgen wieder zur Arbeit muss’.“ Und das will was heißen, immerhin liegen weit über 5500 „Theatertage“ hinter ihm. Seit 2003 ist er Teil des kleinen, inzwischen siebenköpfigen Mitarbeiter-Teams und sorgt unter anderem dafür, dass zu den Aufführungen die Bühne gut ausgeleuchtet ist oder die Toneinspielungen punktgenau erklingen.
Routine oder gar Langeweile kennt der Technische Leiter nicht, und das hat mehrere Gründe. Durch Gastschauspieler, wechselnde Stammschauspieler und Intendanten, Ausstatter und Regisseure lernt er immer wieder neue Menschen kennen. Kluge Menschen. „Das fordert einen“, so der 45-Jährige, der - wie auch seine meisten Kollegen - mit Regisseuren und Ausstattern daran tüftelt, wie sich deren Vorstellungen auf der Bühne technisch und auch finanziell umsetzen lassen. Konzeptionsgespräch nennen sich diese Runden.
Außerdem würden Gewohnheiten an sich, stellen sich solche überhaupt ein, immer wieder aufgebrochen. Woran das liegt? Am kleinen Team. Da hat jeder zwar sein Aufgabengebiet - ob Disposition, Schneiderei, Werkstatt, Bühneneinrichtung oder Ton- und Lichttechnik - aber letztlich packt jeder da mit an, wo gerade Hilfe gebraucht wird, so Groß, der in seinem Metier - der Technik - mit Peter Milde zusammenarbeitet. So packt er auch mit an, wenn für die Theaterwerkstatt Material geliefert wird, oder greift zur Säge, wenn Steffen Müller beim Bühnenbildbau Unterstützung benötigt. Für Groß ist die Arbeit mit Holz kein unbekanntes Feld. Nach der Schule ließ er sich zum Facharbeiter für Holztechnik ausbilden.
Als „moderner Tischler“ habe er später unter anderem in einem Möbelhaus Möbel montiert. Nach sechs Jahren Berufsleben hatte er genug. Fortan zog er als freiberuflicher Band- und Veranstaltungstechniker oder auch als Schlagzeuger eines Jazz-Quartetts quer durchs Bundesgebiet. Nebenher gab er als Schlagzeuger dem Musikernachwuchs Unterricht. Nach sieben Jahren, er war gerade Vater geworden - erst kam Sohn Gabriel zur Welt, knapp drei Jahre später Tochter Martha -, wurde er des Herumreisens müde. Just zu dieser Zeit wurde fürs Naumburger Theater ein Techniker gesucht. Groß bewarb sich und bekam den Job. Technischer Leiter wurde er erst später, nachdem er berufsbegleitend seinen Meister für Veranstaltungstechnik gemacht hatte. „Ich wollte beruflich einen Schritt nach vorne machen, und diesen Beruf gibt es erst seit 1997“, erzählt er. Die Meisterschule als 30-Jähriger zu absolvieren, habe „jede Menge Energie gezogen“. Zum Lehrstoff gehörten auch statische Berechnungen. Das kam ihm zugute, als die Suche nach einer neuen Theaterspielstätte intensiviert wurde. Er wurde in die Planung involviert, sollte das Raumprogramm aufstellen - in Höhe und Fläche die Räume berechnen von der Bühne ausgehend über die Künstlergarderobe und Büros bis hin zur Werkstatt. Über die Jahre ist nur ein Teil davon übrig geblieben. Spannend war aber auch diese Arbeit allemal.
Inzwischen ist auch das Schlagzeugspielen, mit dem er teils sein Geld verdiente, wieder zum Hobby geworden. Nebenher spielte er in den vergangenen Jahren bei der Formation „Andreas Max Martin und Band“, mit der er vier CDs einspielte, und im Jazz-Quartett um Rüdiger Trosits. Musik hatte in Groß’ Leben schon früh Bedeutung. Schließlich ist er in einer musikalischen Pfarrerfamilie in Mertendorf aufgewachsen. Seine Schwester spielte Blockflöte, der eine Bruder Klavier, der andere Gitarre und Kontrabass. Der siebenjährige David sollte auch das Klavierspiel erlernen. „Doch die Lehrerin hat mir in einem Jahr den Spaß daran ausgetrieben“, so Groß. Als 15-Jähriger griff er zu Sticks. „Schlagzeug schien mir das einfachste Instrument zu sein“. Seine Eltern seien „extrem tapfer gewesen“, als er auf dem in seinem Zimmer aufgebauten Schlagzeug lernte.
Er hat nie bereut, was er beruflich gemacht hat, selbst wenn er nicht einen großen Berufstraum lebt. Kann er auch nicht, da es diesen für ihn nie gab. Als Pfarrerssohn zu DDR-Zeiten habe er keine großen Pläne schmieden, geschweige denn mehr erwarten können, als das, was ihn dann erwartete. Im Rückblick meint er sichtlich in sich ruhend: „Schön, dass ich in der Kleinstadt Naumburg beruflich etwas gefunden habe, was mir wirklich etwas bedeutet. Das ist ein Glücksfall.“