Lebensbilder: Andreas Ebert Lebensbilder: Andreas Ebert: Ein Herz für die Veste

Freyburg - Einen ganz speziellen Lieblingsort auf der Neuenburg hat er nicht, das gibt Andreas Ebert zu. „Es ist vielmehr das gesamte Objekt, das mich fasziniert“, sagt der 65-Jährige während eines Gesprächs auf der Außenterrasse der Burgwirtschaft. Der Blick geht über die Vorburg in Richtung Scheune. Der Flieder blüht. Die Glocke des Bergfrieds „Dicker Wilhelm“ schlägt zur vollen Stunde.
Der Freyburger ist seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg und folgte damit auf René Matthes, der das Amt einige Jahre bekleidet hat. Seit 2006 wirkt Ebert bereits im Vorstand mit. Der Neuenburg und dem Verein ist er indes schon länger verbunden. Gut kann er sich erinnern, in welchem Zustand sich das historische Gelände nach der Wende befand. „Es war eine einzige Baustelle. Überall lag Schutt und Dreck, und das Schockierendste: Zwischen alledem befanden sich Möbel“, erzählt der Vereinschef. Bereits in seiner Amtszeit als Hauptamtsleiter und stellvertretender Bürgermeister von Freyburg sowie folgend als Wirtschaftsamtsleiter in der Verbandsgemeinde Unstruttal und Vize der Verbandsgemeindebürgermeisterin Jana Grandi, heutige Jana Schumann, begleitete er die Entwicklung der Neuenburg. Anfangs noch in der Hand der Stadt Freyburg liegend, wird sie seit 1997 von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt verwaltet, die auch die Eckartsburg und Schloss Goseck in Obhut genommen hat. Der Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg unterstützt die Stiftung auf vielerlei Weise. Für Projekte und Ausstellungen beantragt sie Fördermittel, sammelt Spenden ein. Eines der großen Vorhaben waren die Arbeiten an der Scheune auf dem Gelände der Vorburg sowie die Uhren-Ausstellung des Museums. Der Verein kauft museales Gut auf, lässt Stücke aus dem Fundus restaurieren. Mehrmals im Jahr findet der Domänenmarkt statt, wird zum Remisentreff eingeladen. Einmal im Jahr wird zur Mitgliederversammlung ein Heft mit Mitteilungen des Vereins herausgegeben. Das nunmehr zehnte Heft der Schriftenreihe „Novum Castrum“ erscheint in Kürze.
Derzeit gehören dem Verein, der im kommenden Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, 191 Mitglieder an, die aus Freyburg und der Region, aber auch aus ganz Deutschland und dem Ausland stammen. „Wir haben das Problem wie andere Vereine auch, dass uns der Nachwuchs fehlt, die Mitglieder immer älter werden“, erzählt Ebert, der in Lübben (Spreewald) geboren und aufgewachsen ist, in Köthen Lebensmitteltechnik studiert hat. Nach der Rettung sei nunmehr der Erhalt der Neuenburg, vor allem die Bewahrung im Bewusstsein der Öffentlichkeit weiterhin wichtiges Anliegen des Vereins, so der Freyburger. Vor allem ein Thema brennt ihm da unter den Nägeln: eine bessere Erreichbarkeit der Anlage - sowohl von der Stadt aus als auch vom Besucher-Parkplatz nahe dem Weinbergshotel „Zum Edelacker“, sowohl für Fußgänger als auch Radfahrer. „Die Wegesituation ist schwierig“, betont der Vereinschef. Gerade auch Ältere bewältigen die Strecke zur Burg nicht mehr, benötige es auch eine bessere Verbindung in Richtung Schlossstraße, die in die Stadt führt.
Andreas Ebert hat dafür ein Auge. Ist der Freyburger doch auch als ehrenamtlicher Wanderwegewart für die Stadt tätig. Sein „Revier“ ist der rund acht Kilometer lange Rundweg Rödel. Die Wanderwegewarte - jeweils zwei pro Weg - schauen bei ihren Touren nach dem Rechten. Neu ausgeschildert wurden die Rundwege rund um Freyburg vom Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. „Es wäre schön, wenn unsere Region als Wandergegend bekannter würde“, sagt Ebert, dessen Interesse an Bewegung in der freien Natur nicht von ungefähr kommt. Er ist ein leidenschaftlicher Radfahrer. Aktuell ist er auf einer Tour über Lutherstadt Wittenberg und Berlin in Richtung Spreewald unterwegs.