1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Landesweingut Kloster Pforta: Landesweingut Kloster Pforta: Eisiger verwöhnt Gaumen

Landesweingut Kloster Pforta Landesweingut Kloster Pforta: Eisiger verwöhnt Gaumen

Von Albrecht Günther 15.02.2019, 09:02
Im historischen Weinarchiv im Keller des Landesweingutes Kloster Pforta probieren Weinbauleiterin Franziska Zobel und Kellermeister Olaf Stintzing den Eiswein, der sich allerdings noch in der Gärung befindet.
Im historischen Weinarchiv im Keller des Landesweingutes Kloster Pforta probieren Weinbauleiterin Franziska Zobel und Kellermeister Olaf Stintzing den Eiswein, der sich allerdings noch in der Gärung befindet.  Torsten Biel

Bad Kösen - Olaf Stintzing lässt das Glas leicht kreisen, riecht und nimmt dann einen Schluck. Der Kellermeister des Landesweingutes Kloster Pforta zeigt sich zufrieden. Aus den Riesling-Trauben, die am 21. Januar in aller Frühe gelesen worden waren, wird ein prächtiger Eiswein entstehen. Mit 450 Flaschen rechnet Stintzing, die im April oder Mai gefüllt werden sollen.

Vorher Wetter beobachtet

„Mit 179 Öchslegrad hatten die Trauben eine besonders gute Qualität“, blickt der Kellermeister auf die Eisweinlese zurück. Von 6 bis 7.15 Uhr waren 14 Mitarbeiter des Landesweingutes im Berg gewesen, hatten bei unter minus zehn Grad die gefrorenen Trauben geerntet. Mit einer Temperatur von unter neun Grad minus waren sie in die Presse gekommen. Minus sieben Grad sind gefordert, soll der Wein als Eiswein deklariert werden können.

Bereits einige Tage vorher hatten Stintzing und Weinbauleiterin Franziska Zobel das Wetter beobachtet, um den richtigen Lese-Zeitpunkt ermitteln zu können. „Wir haben eine hauseigene Wetterstation, die uns bei solchen Entscheidungen hilft“, berichtet Franziska Zobel. Außerdem waren langfristig entsprechende Lagen ausgesucht worden, die die besten Voraussetzungen für frostige Temperaturen bieten. Nun gilt es abzuwarten, wie sich der Wein im Tank entwickelt. Noch etwa zwei Wochen wird die Gärung des Mostes dauern, dann wird sich der Charakter des Weins endgültig offenbaren, wobei auch Franziska Zobel von dessen Qualität überzeugt ist.

Keine Ruhezeit im Winter

Auf den rund 45 Hektar Rebfläche bedeutet die Winterzeit jedoch keine Ruhe, führt Weinbauleiterin Franziska Zobel aus. Denn mit dem Rebschnitt wird bereits jetzt die Grundlage für die Erträge des kommenden Herbstes gelegt. Außerdem bestimmt der jeweilige Schnitt, wie sich der Weinberg langfristig entwickeln soll. Dabei liegt die Kunst des Weinhandwerkes oftmals im Verzicht. „Also nicht in der maximal möglichen Menge an Trauben besteht das Ziel, sondern im Streben nach der besten Qualität im Zusammenspiel von Trauben und Böden“, schildert die Diplom-Ingenieurin für Weinbau und Oenologie das Vorgehen an den Rebstöcken.

Böden spielen wichtige Rolle

Mit den Lagen Saalhäuser auf Muschelkalkboden, Gosecker Dechantenberg als ältester Terrassenweinberg der Region auf Buntsandsteinboden, Pfortenser Köppelberg auf Flusskiesel- und Muschelkalkboden als erster Weinberg der Mönche des Klosters Pforta sowie Naumburger Paradies und Eulauer Heideberg auf Lößlehmboden gilt es, auf die unterschiedlichen Wachstumsverhältnisse entsprechend zu reagieren. Kommt dann noch eine besondere Wettersituation hinzu wie mit der langanhaltenden Trockenheit im vergangenen Jahr, ist das Können des Winzers besonders gefordert. Wobei Franziska Zobel darauf verweist, dass die älteren Rebstöcke mit ihren tieferen Wurzeln die Situation ganz gut gemeistert haben. Mit 54 Hektoliter je Hektar sei zudem ein durchaus akzeptables Ergebnis erreicht worden. Fiel die Menge auch etwas geringer aus, so entschädigt vor allem die gute Qualität der Trauben.

19 Rebsorten im Anbau

Reben von 19 Weinsorten sind in den Lagen zu finden, die das landeseigene Weingut bewirtschaftet. Ursprünglich waren es 22 gewesen. Auch in dieser Hinsicht, so die Weinbauleiterin, vollziehe das Gut einen behutsamen Wechsel hin zu Leitsorten. „So steht der Burgunder stärker im Fokus.“ Bei den Weißweinen, die im Produktionsspektrum den größeren Teil einnehmen, sollen in diesem Jahr neue Silvanerstöcke gepflanzt werden. Bei den Rotweinen kommen Reben der Sorte Blauer Portugieser in den Boden. „Eine Sorte, die sehr passend zu unserer Region ist“, begründet Franziska Zobel. Aber auch die alten Weinsorten liegen ihr am Herzen, so der Elbling, der Blaue Silvaner oder der Heunisch.

Stuben öffnen zu Ostern

Ergänzend dazu können sich Besucher des Weingutes auf dem zwischen Schulpforte und Bad Kösen gelegenen Köppelberg über 13 alte Rebsorten informieren. Und natürlich, so empfiehlt Olaf Stintzing, sollte auch eine Verkostung der neuen Weine nicht fehlen. Denn derzeit werden bereits die Gutsweine des 2018er-Jahrgangs auf die Flaschen gezogen.

Neu präsentieren werden sich mit Beginn der Saison zu Ostern auch die gutseigenen Saalhäuser Weinstuben. Nachdem der Vertrag mit dem bisherigen Pächter ausgelaufen ist, will das Landesweingut die Gaststätte nun in eigener Regie führen.

Landesweingut im Internet unter www.kloster-pforta.de

Im Lager des Landesweingutes Kloster Pforta sorgt Mitarbeiter Ulrich Karwath dafür, dass die Flaschen verpackt und ausgeliefert werden.
Im Lager des Landesweingutes Kloster Pforta sorgt Mitarbeiter Ulrich Karwath dafür, dass die Flaschen verpackt und ausgeliefert werden.
Torsten Biel