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Mülljäger auf Tour Kinder sammeln Abfälle rund um das Naturbad in Rehmsdorf

Die ehemalige Grube Neuglück kann wieder als Oase der Naherholung genutzt werden.

Von Yvette Meinhardt 07.06.2021, 13:27
Auf zum Müllsammeln:  Angelina Böttner (links),  Luna Müller,  Lena Gerster und Lilly Röske (unten) streifen druch das Bad und sammeln Müll.
Auf zum Müllsammeln: Angelina Böttner (links), Luna Müller, Lena Gerster und Lilly Röske (unten) streifen druch das Bad und sammeln Müll. Foto: Yvette Meinhardt

Rehmsdorf - Idyllisch liegt das Naturbad in Rehmsdorf. Frösche quaken, wilde Margariten und Gräser blühen, Vögel zwitschern. Im Frühjahr hat die Gemeinde Elsteraue das Betretungsverbot nach dem Hangrutsch wieder aufgehoben und das Gelände für eine öffentliche Nutzung freigegeben. Der Zaun ist weg, man kann wunderbar spazieren gehen, auf der Wiese liegen und die Seele baumeln lassen. Auch Angler trifft man hier und an einem Ufer grenzt eine Anlage der Kleingärtner. „Einen offiziellen Badebetrieb wird es in der Zukunft nicht mehr geben“, heißt es von der Gemeinde Elsteraue. Bedeutet also, wer hier baden geht, macht dies auf eigene Gefahr.

Kurz nach Freigabe der Sanierung alle voller Unrat: Kinder in Rehmsdorf auf Mülljagd

Doch an der Stelle des ehemaligen Bades liegt schon verlockender frischer Sand am Ufer. Hier kann man sich sonnen und die Jugend trifft sich zum „Chillen“. Einige Räder stehen auf der Wiese. Eine Familie mit Kindern ist mit ihrem Bollerwagen angerückt und hat eine Picknickdecke ausgebreitet. Doch die Kehrseite der Medaille: Kaum dass das Gelände nach der Sanierung wieder frei gegeben ist, liegt schon reichlich Müll umher. „Wir haben sogar Autoreifen und ein komplettes Motorrad aus dem Wasser gezogen“, sagt Niklas Müller stolz. Nach diesen ersten Zufallsfunden haben sich fünf Freunde aus dem Dorf zusammengefunden und gehen einen Nachmittag lang gemeinsam auf Mülljagd.

„Wir lernen oder lernten alle in der Umweltschule in Rehmsdorf. So entstand die Idee, etwas ganz Praktisches für unsere Umwelt zu tun“, sagt Nele Gerster. Sie und ihre Familie wohnen direkt gegenüber des Bades. Hier auf dem Hof treffen sich die Kinder. Sie besuchen die 2. bis 6. Klasse. Ihre Eltern unterstützen das Vorhaben, haben die fünf Mädchen und einen Jungen mit Handschuhen und Müllsäcken ausgestattet und los geht es. Gleich auf dem Parkplatz liegt die erste weggeworfene Verpackung. Am Seeufer geht es weiter. Hier liegt Plastik aller Art, leere Flaschen, Bierkronendeckel und jede Menge Zigarettenkippen.

Idyllischer Blick über den See. Nachdem Rehmsdorfer morsche Bäume gefällt haben, ist das Gelände wieder freigegeben.
Idyllischer Blick über den See. Nachdem Rehmsdorfer morsche Bäume gefällt haben, ist das Gelände wieder freigegeben.
Foto: Yvette Meinhardt

Naturbad in Rehmsdorf ist eigentlich ein Tagebaurestloch

Alles wandert in die Müllsäcke. Angelina Böttner fischt eine große Styropor-Platte aus dem Dickicht. Gemeinsam mit ihren Freunden zerkleinert sie die Platte und packt die Stücke in einen Müllsack. „Ich hätte nicht gedacht, was hier alles rumliegt“, sagt das Mädchen. Jugendliche aus dem Dorf fahren mit dem Rad umher und beobachten die Jüngeren. Als sie von der Müll-Sammel-Aktion erfahren, loben sie die Kleineren.

Doch heißt das Gelände eigentlich noch Naturbad Rehmsdorf? „Auf jeden Fall werden wir es immer so nennen,“, sagt Anwohner und Senior Klaus Tretbar. Dabei handelt es sich um das Tagebaurestloch der alten Grube Neuglück. Die Kohlegewinnung wurde schon 1926 eingestellt und das Restloch füllte sich mit Grundwasser. 1951 wurde das Naturbad Rehmsdorf errichtet. Nach einem Hangrutsch im Jahr 2011 wurde das Bad aufgegeben und die Böschung bis 2019 umfangreich saniert.

Der Weg rund um das Naturbad Rehmsdorf ist wieder begehbar. Das Tor ist jetzt wieder  geöffnet, so dass man spazieren gehen kann.
Der Weg rund um das Naturbad Rehmsdorf ist wieder begehbar. Das Tor ist jetzt wieder geöffnet, so dass man spazieren gehen kann.
Yvette Meinhardt

Alte Kegelanlage soll weichen - vorhandener Parkplatz soll erhalten bleiben

Jetzt hat der Ortschaftsrat ehrgeizige Pläne, will im Rahmen des Strukturwandels einen Fördertopf anzapfen und das natürliche Kleinod in eine Oase der Naherholung verwandeln. So sollen naturnahe Landschaftselemente errichtet werden. Dazu gehören naturbelassene Wege mit einzelnen Bänken und Papierkörben. Auch ein Trimm-dich-Pfad, ein festgelegter Wasserzugang zum Baden auf eigene Gefahr und Angebote zur sportlichen Betätigung wie Volleyball oder Tischtennis sind im Rahmen des Projektes vorgesehen.

Die alte Kegelanlage soll weichen. Der bereits vorhandene Parkplatz für zirka 50 Autos soll erhalten bleiben. Zur Verbesserung der Infrastruktur ist an dieser Stelle die Errichtung von sanitären Anlagen und eines Müllsammelplatzes geplant. Vom Parkplatz gibt es bereits einen Zugang zum Rundweg. Dieser soll instand gesetzt werden. (mz)