Kiesabbau soll weiter wachsen Kiesabbau soll weiter wachsen: Todesstoß für Sproa und Nißma?

Spora/Zettweil - Nachts hören sie das Rauschen der Förderbänder schon jetzt. Nur anderthalb Kilometer Luftlinie entfernt von den idyllischen Ortschaften Spora und Nißma beginnt das Abbaugebiet der Starkenberger Baustoffwerke. Schon bald könnten der Lärm der Bagger für die Einwohner der beiden Dörfer allerdings bedeutend zunehmen. Das befürchtet Ortsbürgermeister Michael Thiel.
Kiesgrube soll näher an Dörfer heranrücken
Hintergrund: „Die Kiesgrube Starkenberg plant eine Ausweitung und will bis auf hundert Meter an die Ortschaften Nißma und Spora heran rücken“, sagt er. Vorgesehen sei eine 171 Hektar große Kiessandlagerstätte. Der Antrag werde zur Zeit von der Regionalen Planungsgemeinschaft Halle geprüft.
„Begründet wurde die Ausweitung mit der notwendigen Versorgung der regionalen Wirtschaft mit den Rohstoffen“, so der Ortsbürgermeister. Doch er ist überzeugt: „Die Firma spielt nicht mit offenen Karten. Sie verkauft den Kies und Sand deutschland- und europaweit.“
Ortsbürgermeister: „Die Ausweitung wäre der Todesstoß für uns“
Auf Kosten der umliegenden Dörfer: „Die Ausweitung wäre der Todesstoß für uns“, sagt Thiel. „Durch die naheliegende Mülldeponie haben wir hier schon Gestank. Jetzt kommen auch noch Staub und Lärm dazu.“ Er fürchtet nicht nur gesundheitliche Belastungen, sondern auch finanzielle Nachteile.
Aufgrund der sinkenden Lebensqualität würden die Hausgrundstücke an Wert verlieren. Tragisch zudem: „Wir versuchen im Moment, junge Familien im Ort anzusiedeln, um die Dörfer wieder zu beleben. Und jetzt trifft uns dieser Tiefschlag.“
Spora und Zettweil wollen gemeinsam gegen Kiesgrube kämpfen
Ein Tiefschlag, den Thiel nicht widerstandslos hinnehmen will. „Wir werden uns mit anderen Ortschaften zusammenschließen und die Bürger mobilisieren. Auch unsere Zusammenarbeit mit Zettweil werden wir vertiefen.“
In dem Nachbarort hatte man lange Zeit gegen eine Ausweitung der Abbaufläche gekämpft - vergeblich. „Die Pläne, die unseren Ort betreffen, wurden von den Behörden genehmigt“, sagt Heidrun Hirsch aus Zettweil. „Wir müssen uns nun mit der Situation arrangieren.“ Im Moment habe man mit der Kiesgrube Starkenberg eine Art Waffenstillstand geschlossen.
„Was wir erreicht haben, ist, dass uns unser Wald erhalten bleibt“, sagt Erik Mücke aus Zettweil. Andere Sorgen sind geblieben. Seine größte teilt er mit vielen Zettweilern: „Wir haben Angst, dass der Grundwasserspiegel noch weiter absinkt. Denn dann würde die dezentrale Abwasserentsorgung nicht mehr gewährleistet sein.“
Was sagt das Unternehmen zu den Sorgen der Anwohner?
Was das Unternehmen zu den Bedenken der Anwohner in den betroffenen Ortschaften sagt? „Uns sind keine Sorgen bekannt“, erklärt Ralf Müller, Leiter Rohstoffsicherung und Sonderprodukte. „In Zettweil ist man uns gegenüber sehr aufgeschlossen und dankbar für Informationen über unsere Abbaupläne.“ Was die befürchtete Lärmbelästigung betrifft, halte man sich an die Vorgaben. „Sonst dürften wir gar nicht bauen“, erklärte Ralf Müller weiter.
Rechtlich ist das Unternehmen bisher auf der sicheren Seite. Ein schnelles Ende der Kiesförderung sieht Erik Mücke daher nicht: „Ich schätze, hier wird man noch 30 Jahre lang abbauen.“ Mit drastischen Folgen für die umliegenden Ortschaften.
Auch in der Gemeinde Elsteraue regt sich Widerstand
In einer Stellungnahme, die der MZ vorliegt, wehrt sich auch die Gemeinde Elsteraue gegen die neuen Ausweitungspläne: „Die ,Kiessandlagerstätte Spora-Neuposa-Nißma’ ist weder im öffentlichen noch im Interesse der Gemeinde Elsteraue und somit in jedem Fall zu ändern“, heißt es darin.
Und weiter: „Ein Nachweis des genannten Rohstoffvorkommens wurde nicht erbracht. Die Annäherung des Kiestagebaus an die Ortschaften Spora und Nißma ist mit nicht hinnehmbaren Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch über Jahrzehnte hinaus verbunden.“
Deshalb hofft Michael Thiel, dass er mit den Einwohnern der beiden Ortschaften eine Ausweitung verhindern kann. „Vergangene Sünden können wir nicht mehr rückgängig machen“, sagt er. „Doch wir sollten aus Fehlern lernen und statt Profit Mensch und Natur in den Vordergrund stellen.“ (mz)