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Kein 1000-jähriges Jubiläum  Kein 1000-jähriges Jubiläum : Deuben feierte 283 Jahre zu früh

Von Andrea Hamann-Richter 22.06.2017, 05:00
Gleich um 283 Jahre hat man sich in Deuben vertan.
Gleich um 283 Jahre hat man sich in Deuben vertan. dpa

Deuben - Da hat ein Dorf ein wenig daneben gelegen. Deuben hat sein 1000-jähriges Jubiläum am vergangenen Wochenende nämlich 300 Jahre zu früh gefeiert. Genauer gesagt, sind es 283 Jahre.

Nachdem die Feierlichkeiten beendet waren, flattert ein Schreiben des Historikers Ingo Bach in die Redaktion der MZ in Weißenfels. Darin steht, dass es einfach das falsche Deuben war, welches jubilierte. Denn, so Bach, ist in der urkundlichen Ersterwähnung des Domstifts Merseburg, auf die sich Deuben stützte, das südlich von Leipzig und Markkleeberg gelegene Großdeuben gemeint. Immerhin. Auch dieses Dorf feierte, zeitlich mit dem Deuben bei Teuchern seinen Geburtstag. Nur, dass Großdeuben auch tatsächlich an diesem Tag 1.000 Jahre alt wurde.

Kopie der Urkunde mit seiner Ersterwähnung

Beim Vorsitzenden des Teucherner Heimatvereines Manfred Gießler nachgefragt, gibt es überraschende Auskunft. „Deuben ist 717 Jahre alt“, sagt er und bestätigt damit Ingo Bachs Aussage. Wie Manfred Gießler diesen Irrtum entdeckte, weiß er noch genau. Zur großen Jubiläumsfeier wollte er dem Ort eine Kopie der Urkunde mit seiner Ersterwähnung schenken. Da sah er, dass Ortsangabe und Erwähnung nicht mit Deuben übereinstimmten. Da stellt sich die Frage, warum trotzdem ein großes Fest stattfand.

„Die Vorbereitungen waren bereits in vollem Gange. Da wollte sich niemand mehr in den Weg stellen. Außerdem war es ein Fest für die Menschen und die hatten es auch mal verdient, zu feiern“, sagt Gießler augenzwinkernd. „Und das war alles schon komplett angeschoben“, sagt er.

Planung war schon fast abgeschlossen

So sieht es auch der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Teuchern, Frank Puschendorf (parteilos). Er hatte übrigens ebenfalls Post von Ingo Bach bekommen. „Das Schreiben war uns ja bekannt und wir haben bei den Feierlichkeiten immer einen Blick darauf gehabt“, sagt er. Das heißt, auch während der Feierstunde, als Landrat Götz Ulrich (CDU) und der Bürgermeister von Hohenmölsen, Andy Haugk, (parteilos) anwesend waren, wurde deutlich gemacht, dass es nicht hundertprozentig sicher ist, ob das Deuben im Burgenlandkreis gemeint ist oder nicht.

Vom 16. bis zum 18. Juni dieses Jahres beging das südlich von Leipzig und Markkleeberg gelegene Großdeuben mit einem Festwochenende die 1000. Wiederkehr  seiner urkundlichen Ersterwähnung. Höhepunkt dieses einmaligen Ereignisses war die Pflanzung einer Eiche im dortigen Ortszentrum. Grundlage dafür war die früheste namentliche Nennung dieser Siedlung für das Jahr 1017 als „Dubin“, was grob übersetzt „Ort, wo die Eichen wachsen; Eichenwald“ bedeutet. Großdeuben ist heute administrativ ein Stadtteil der Stadt Böhlen, wohin es 1997 eingemeindet wurde und ging aus Großdeuben, Probst- oder Kleindeuben sowie Debitzdeuben hervor, die im Rahmen ihrer historischen Entwicklung  zusammenwuchsen.

Das diesjährige Jubiläum des zwischen Zwenckau, Markkleeberg und Böhlen gelegenen Ortes stützt sich auf folgende geschichtliche Grundlagen. In den ab 1130 gefertigten und im Domstiftsarchiv Merseburg überkommenen Urkundenabschriften der „Chronica episcoporum ecclesia Merseburgensis“ wird für die Jahre 1017/1019 berichtet, dass Bischof Thietmar von Merseburg  seinen Kanonikern verschiedene Geschenke gemacht hat, darunter den Honig- und den Schweinezehnt des Burgwards Schkölen und die beiden Orte („villas duas“) „Dubin und Budegast“. Quellenkritische Untersuchungen ergeben, dass es sich bei dem genannten Ort „Budegast“ eindeutig um die nördlich von Zwenckau gelegene Wüstung Budegast/Budigast handelt (1378:  villa deserta Budegast), dessen Flur in die Gemarkung Zwenckau einbezogen und 1973 wegen Braunkohlentagebau abgebaggert und in Zeit rekultiviert wurde.

Mit dem weiterhin genannten Ort „Dubin“ kann damit nur das dicht benachbart liegende „Deuben/Großdeuben“ lokalisiert werden. Diese Zuordnung von dem in dem Dokument von 1017 genannten „Dubin“ auf diese Ortschaft wird dadurch erhärtet, daß der ebenfalls darin benannte Burgward „Schkölen“  in der Nähe liegt  und zum Einflussgebiet des Merseburger Bistums gehörte.

Unter Beobachtung dieser eindeutigen Fakten und entsprechender Auseinandersetzung mit den historischen Quellen hätte Deuben bei Teuchern zum gleichen Zeitpunkt nicht in diesem Jahr diesen „Geburtstag“ begehen können. Es wird erstmals um 1300 als „Duben“, in dem ein „Fridericus I marc.“ Abgaben leisten muss, in dem zu diesem Zeitpunkt entstandenen und bekannten Zinsregisterfragment des Weißenfelser Klarenklosters dokumentiert. Bei Recherchen wären Fehldeutungen in Teuchern-Deuben vermieden worden.

Aber wie Puschendorf sagt, hätten es alle Gäste, Ausrichter und kommunalen Vertreter entspannt gesehen und dem Ort die Feier gegönnt. „Außerdem hatten wir die Planung schon fast abgeschlossen und wollten kurz vor Schluss nicht einfach aufhören“, erklärt er weiter. Und Puschendorf erklärt, dass er das verhältnismäßig sehe. Zeitz und Teuchern hätten eine 1000-jährige Geschichte, also habe Deuben auch einen ähnlichen historischen Hintergrund.

Grund, dieses Jubiläum zu begehen

Das war aber nicht der einzige Grund, trotzdem dieses Jubiläum zu begehen. Bernd Topf, in der Vorbereitungszeit Ortsbürgermeister von Deuben, war eine der Personen, die dieses Datum entdeckt hatten. Er freute sich über die historische Zahl so, dass er Befürworter der Feier war. Bernd Topf war auch einer der engagierten Bürger, die sich mit Feuereifer in die Planung des Jubiläums stürzten.

Dann wurde er schwer krank, berichtete Frank Puschendorf. Schließlich starb der Mann, der sich jahrelang um die Belange des Ortes gekümmert hatte, kurz vor der 1000. Geburtstagsfeier. Er, der so dafür war, dass Deuben gewürdigt wird, konnte die Feierlichkeiten nicht mehr miterleben. „Das Fest haben wir auch ihm und seinem Engagement gewidmet“, macht Puschendorf abschließend klar. (mz)