Kanuslalom Kanuslalom: Drei Sportboote krachen auf die Autobahn
ZEITZ/MZ. - Es ist Samstagnacht. Enrico Neitz steuert seinen privaten Kleinbus über die Autobahn. Nach einem Wettkampf im Harz fährt der Landestrainer im Kanuslalom zurück nach Zeitz. Im Auto sitzen die Athleten, auf dem Anhänger befinden sich drei nagelneue Boote. Am Kilometer 121,7 auf der A 38 kracht es, die Kanus haben sich vom Hänger gelöst und landen auf der Autobahn. Ein Boot wird vom Verkehr überrollt, ein anderes landet auf der Böschung, das Dritte ist bis heute vermisst. Totalschaden. "Ich bin froh, dass nichts weiter passiert ist, niemand verletzt wurde", sagt Enrico Neitz.
Danach beginnt für ihn eine Odyssee. Die Boote waren nagelneu, gehörten den derzeit besten Sportlern des Zeitzer Kanuvereins, die auf der Sportschule in Halle trainieren. Das "billigste" Kanu kostet 1 440 Euro, das teuerste 1 991 Euro - alle gekauft im August. Die Boote hatten gerade ihre Feuertaufe beim ersten Wettkampf. Und dann dieses große Missgeschick. "Gerade noch zehn Minuten vorher habe ich bei einer Pause die Ladung auf dem Anhänger überprüft. Es war alles in Ordnung. Doch ein senkrechter Stützträger ist bei der Weiterfahrt kaputt gegangen und daher passierte das Unglück", schildert Neitz das Geschehen. Den Unfall kann niemand rückgängig machen. Doch jetzt läuft der Trainer von Pontius zu Pilatus und versucht, Geld für die Boote zu bekommen. "Ein Boot gehört meiner Tochter, klar, dass ich das selber ersetzen muss. Ich habe versucht, den Schaden über die Versicherungen zu regulieren, sonst muss ich rund 5 500 Euro aus eigener Tasche bezahlen", sagt der Trainer.
Den Unfall hat er natürlich der Autobahnpolizei gemeldet. Inzwischen schrieb er verschiedene Versicherungen an, versuchte den Schaden zu regulieren. Doch er erhielt überall Absagen. "Nach den Bedingungen für die Kraftfahrtversicherung besteht kein Versicherungsschutz bei Schadenersatzansprüchen wegen Beschädigung, Zerstörung oder Abhandenkommen von Sachen, die mit dem versicherten Fahrzeug befördert werden", heißt es in dem Schreiben der Öffentlichen Versichrung (Ösa) Sachsen-Anhalt. Die MZ fragte noch einmal nach. "Wir haben den Sachverhalt geprüft. Der Schadensfall ist nicht versichert", erklärte die Ösa auf Nachfrage am Mittwoch am Telefon. Der Fahrer hätte eine Transportversicherung abschließen müssen. Eine Absage erhielt Neitz auch von der Allianz. "Die private Haftpflicht greift nicht, in Verbindung mit dem Fahrzeug greift immer die Versicherung des Fahrzeuges", erklärt Ulrich Meffert von der Hauptvertretung in Zeitz.
Für den Kanuverein ist das eine bittere Erfahrung. "Natürlich sind wir als Verein versichert, doch nicht in diesem Fall. Eine Transportversicherung würde uns zusätzlich 600 Euro kosten. Geld, was wir nicht haben. Da müsste unser kleiner Verein die Mitgliedsbeiträge verdoppeln", sagt Vereinsvorsitzender Klaus Trummer. Der Unfall ist umso tragischer, da jetzt modernes Trainings- und Wettkampfgerät fehlt. Im Sommer 2012 ist Zeitz Gastgeber für die Deutschen Schülermeisterschaften und will sich da aus sportlicher Sicht bestmöglichst präsentieren. "Wir hoffen jetzt auf Sponsoren, damit wir uns neue Boote kaufen können", sagen Neitz und Trummer.
Kontakt zum Kanuverein:
Kanuverein Zeitz, Stephanstraße 31 b, 06712 Zeitz, Telefon: 03441 / 25 03 42,
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