Integration Integration: Traumberuf ein Stück näher

Naumburg - Er strahlt über das ganze Gesicht. Er will Koch werden und steht vor der Erfüllung seines großen Wunsches. Ayman Dalloul war vor einem Jahr nach Deutschland gekommen und lebte in der Wohngruppe unbegleiteter Flüchtlinge in Thalwinkel (wir berichteten). Schon dort stand der 18-jährige Syrer gern in der Küche des Hauses und sorgte für die Mahlzeiten seiner Mitbewohner. Nun ist die Küche des Naumburger Hotels „Zur Alten Schmiede“ sein neues Terrain. Nach einem dreimonatigen Praktikum beginnt er eine Einstiegsqualifizierung, die im Anschluss im August kommenden Jahres in eine Ausbildung zum Koch münden soll. Christian Höfs, Chefkoch des Hauses, zeigt sich angetan von den Fähigkeiten des neuen Mitstreiters: „Ehrlich gesagt, war ich zu Beginn etwas skeptisch. Aber ich bin sehr zufrieden mit Ayman. Er ist engagiert und freundlich und hat bereits das Niveau eines Azubis im zweiten Lehrjahr. Von ihm kann sich manch anderer eine Scheibe abschneiden.“
Doch der junge Mann aus Syrien ist nicht der einzige Flüchtling, dem die CK Domstadt Hotels, zu dem die „Alte Schmiede“ gehört, eine Chance geben. Auch Abdulwasi Niazi hat vor wenigen Tagen im Hotel am Lindenring einen Vertrag unterschrieben. Der 20-Jährige aus Afghanistan beginnt eine Ausbildung zum Hotelfachmann. Er war vor neun Monaten nach Deutschland gekommen, hatte bereits in dieser Zeit im Naumburger Restaurant „Der Bismarckturm“ gearbeitet. „Abdulwasi hat in seiner Heimat eine deutsche Schule besucht und hier noch einen Deutsch-Kurs absolviert“, erzählt Egon Marten. Gemeinsam mit seiner Kollegin Gabriele Simm wohnte der Betreuungscoach des Internationalen Bundes (IB) der Unterzeichnung bei. „Sie haben beide schon sehr viel geleistet“, sagte Marten. Der IB fungiert dabei als Schnittstelle zwischen Unternehmen und den Migranten. Die Basis bildet das Projekt „Berufliches Integrationszentrum für Ausbildung und Arbeit für Asylbewerber und Flüchtlinge im Burgenlandkreis“, das im Kreiswirtschaftsamt angesiedelt ist.
Bislang haben 21 Flüchtlinge und Asylbewerber einen Vollzeitjob annehmen können. Fünf verdienen Geld bei Minijobs dazu. Für 13 weitere liegen bei der Agentur für Arbeit Anträge für eine Beschäftigungsaufnahme vor, die noch geprüft werden. 122 Praktika in 70 Firmen haben Zugewanderte absolviert (siehe Beitrag „Fakten“). „In Kürze werden weitere Arbeitsverträge hinzukommen“, sagt Projektkoordinatorin Antje Bobach auf Tageblatt/MZ-Nachfrage.
Für das Unternehmen ist die Anstellung der beiden jungen Männer Reaktion auf eine aktuelle Situation. „Wir wollen einen Beitrag zur Integration leisten. Hinzu kommt, dass es in der Gastronomie-Branche nicht einfach ist, für Ausbildungsstellen geeignete hiesige Jugendliche zu gewinnen“, sagte Hotelmanagerin Lisa Lammert.
Die meisten Flüchtlinge und Asylbewerber, die mit Hilfe des Projekts „Berufliches Integrationszentrum für Ausbildung und Arbeit für Asylbewerber und Flüchtlinge im Burgenlandkreis“ eine Anstellung finden konnten, stammen aus Afghanistan, Indien, Benin, Guinea- Bissau und Burkina-Faso. Die Branchen, in denen Migranten beruflich einsteigen, sind breit gefächert, reichen von der Gastronomie über das produzierende Gewerbe und das Handwerk (Bau, Fliesenleger, Sanitär, Elektro, Bäckerei) bis hin zum Dienstleistungssektor (EDV, Betreuung), wie Projektkoordinatorin Antje Bobach berichtet.
