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In vino veritas  In vino veritas : Der Baumeister geht

Von Wolf-Dietrich Balzereit 04.01.2018, 09:12
Fritz Schumanns wichtigstes Projekt in seiner Zeit als Geschäftsführer des Landesweingutes: der Betriebsneubau auf dem Klostergelände in Schulpforte. Ein Architektenwettbewerb soll klären, wie er aussehen soll.
Fritz Schumanns wichtigstes Projekt in seiner Zeit als Geschäftsführer des Landesweingutes: der Betriebsneubau auf dem Klostergelände in Schulpforte. Ein Architektenwettbewerb soll klären, wie er aussehen soll. Archiv (Torsten Biel)

Ende des Jahres, also wohl irgendwie gestern, hat Fritz Schumann sein Büro geräumt und die Saalhäuser verlassen. Von wenig menschenkenntnisreichen Zeitgenossen als Weißbiertrinker verspottet, hat der Professor in seiner relativ kurzen Zeit an der Spitze des Landesweingutes Kloster Pforta viel gelernt, aber eben auch viel bewegt. Als Schumann Mitte 2014 nach Bad Kösen kam, sollte er den damaligen Geschäftsführer Christian Kloss entlasten und sich um die dringliche bauliche Sanierung des Betriebes kümmern. Ein Neubau, wie er jetzt auf dem Gelände des Klosters in Schulpforte in Angriff genommen wird, war damals nur eine Option.

Der Landwirt als Winzer

Der studierte Landwirt, frühere LPG-Vorsitzende in Groß Börnicke, Direktor der Agrar-Industrie-Vereinigung in Wanzleben, war da zwar ein gestandener Landwirtschaftsprofi, vom Weinbau aber hatte er keine Ahnung. Das hat er auch nie verhehlt, sondern begierig aufgesogen, was man vom Weinbau wissen muss. Als Winzer sieht er sich noch immer nicht, aber seine Bilanz fällt durchaus positiv aus. Dazu später.

Schumanns Weg nach Bad Kösen hatte weitere Stationen, ehe er von der Börde an die Saale kam. So wurde er in die letzte DDR-Volkskammer gewählt, war im Bundestag landwirtschaftlicher Sprecher der PDS/Linke-Liste bis 1994. Und wurde später von der SPD gern bei Koalitionsverhandlungen in Magdeburg zu Rate gezogen. Von 2002 bis 2014 war er Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes und nebenher auch noch Professor mit Lehrauftrag an der Fachhochschule Anhalt in Bernburg.

Es war die Landgesellschaft als neue „Mutter“ des Landesweingutes, die den erwiesenen Profi für eben jene Idee eines Neubaus nach Bad Kösen schickte. Es sollte ein Engagement auf Zeit sein, stand Schumann doch schon in Sichtweite des Ruhestandes.

Dass es dann doch länger dauerte als geplant, lag auch daran, dass Mitgeschäftsführer Kloss Ende 2012 den Vertrag nicht mehr verlängert bekam. Es hatte einfach zu große Spannungen im Betrieb gegeben, einige Mitarbeiter waren auch gegangen. Schumann hatte nun neben seiner eigentlichen eine weitere Baustelle. Dass es heute im Landesweingut, so ist von fast allen Seiten zu hören, ziemlich ruhig ist, liegt auch an Schumann. Auch in seiner Ära sind Leute gegangen und gegangen worden, geschadet hat das eher nicht. Dass Anja Weißwange ab 1. Februar die Weinberge in Weimar für die Agrargenossenschaft Gleina betreut und somit das Landesweingut verlässt, hat wohl eher mit der Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub von Weinbauchefin Franziska Zobel zu tun, die von Weißwange vertreten worden war.

Weichen richtig gestellt

Dass Schumann den Laden jetzt in einem ordentlichen, auch wirtschaftlich soliden Zustand an seinen Nachfolger Björn Probst übergeben kann, gehört ebenso auf die Habenseite. Und wirtschaftliches Agieren war hier lange eher nicht zu Hause. Den Betrieb auch weinbaulich wieder auf gesunde Füße zu stellen, dafür hat er die Weichen gestellt, dies umzusetzen liegt an Probst.

Und doch ist Schumann nicht ganz weg. Er wird im Kloster Pforta ein Büro beziehen, um von dort aus nächster Nähe die Fortschritte beim Projekt Neubau zu begleiten. Und auch die bauliche Sanierung des Dechantenberges in Goseck hat er sich noch auf den Tisch gezogen. Die Neuausrichtung der Bepflanzung dagegen gehört in die Hände seines Nachfolgers Probst. Einige Reben werden wohl weichen müssen, um ausschließlich edle Sorten in der exponierten Lage reifen zu lassen. Wie lange genau, das ist noch ein wenig offen.

In Allrode wartet Arbeit

Zu Hause in Allrode im Harz wird Schumann sehnlichst erwartet. Das kleine Hotel, das seine Familie dort betreibt, macht sich nicht allein. Und die Suche nach einem Nachfolger, der diesen Betrieb weiter führt, ist auch noch nicht abgeschlossen. Wenn das dann alles geschafft ist, freut sich Schumann auf viel Zeit und Reisen, jetzt wohl auch in andere Weinanbaugebiete, um sich anzuschauen, was und wie man es dort treibt; und ein klein wenig Ahnung, mit der man solche Reisen mit ganz anderen Augen und geschulterem Gaumen unternimmt, hat er sich ja doch erworben.

Und dann hat Fritz Schumann noch einen kleinen Coup gelandet. Darüber ist im unten stehenden Beitrag mehr zu erfahren.

Wechsel an der Spitze: Fritz Schumann mit seinem Nachfolger Björn Probst (l.).
Wechsel an der Spitze: Fritz Schumann mit seinem Nachfolger Björn Probst (l.).
Biel