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Besondere Auszeichnung In Großpörthen steht einer von neun besonders schützenswerten Uralt-Bäumen in Deutschland

Die Winterlinde in Großpörthen ist eine von bislang neun besonders schützenswerten Uralt-Bäumen in Deutschland. Jetzt weist eine Tafel darauf hin.

Von Matthias Voss 14.06.2021, 16:59
Die Prangerlinde in Großpörthen wurde unter den Augen vieler Schaulustiger in die Liste des Nationalerbe-Baum Deutschland aufgenommen.
Die Prangerlinde in Großpörthen wurde unter den Augen vieler Schaulustiger in die Liste des Nationalerbe-Baum Deutschland aufgenommen. (Foto: René Weimer)

Grosspörthen - „Heute Nacht sind wieder drei Ästchen vom Starkregen abgerissen worden. Daran kann man erkennen, dass es unbedingt nötig ist, diesen Baum zu retten“, sagte Andreas Roloff von der Technischen Universität (TU) Dresden am vergangenen Freitag in Großpörthen. Vor der Kirche enthüllte er vor rund 50 Gästen eine Tafel, die die davorstehende Winterlinde als einen von perspektivisch 100 Nationalerbe-Bäumen auszeichnet, sie selber ist der neunte. Mit knapp zehn Metern Umfang ist sie die dickste und mit schätzungsweise 700 bis 900 Jahren eine der ältesten Winterlinden in Deutschland. „Sie dürfen richtig stolz auf Ihren Baum sein, denn nach so einem müssen Sie in Deutschland lange suchen“, meinte Roloff zu den Gästen.

Zu ihnen gehörten auch Meike Specken und Christian Börner von den Baumfreunden Zeitz. Sie hatten von Roloff den Auftrag bekommen, den im Volksmund Prangerlinde genannten Baum zu retten. „Wir hatten drei Einsätze mit Hebebühne und Seiltechnik, um die Krone zu kürzen, die Kappstellen zu bearbeiten und ein Sicherungsseil am Stamm anzubringen“, erklärte Specken. „Das ist eine Riesenehre für uns, dass wir uns um so einen bedeutenden Baum kümmern dürfen“, meinte Börner.

Prangerlinde gar nicht im Baumkataster des Burgenlandkreises verzeichnet

Den Erstkontakt zur Linde hatten die beiden schon vor zwei Jahren über den Großpörthener Karsten Beyer gehabt. Das Ratsmitglied ist der Baumbeauftragte der Gemeinde Schnaudertal und sorgte sich seit jeher um das ortsprägende Gewächs. „Zusammen mit dem Baumgutachter Wolfram Voigt habe ich festgestellt, dass unsere Prangerlinde gar nicht im Baumkataster des Burgenlandkreises verzeichnet ist und deshalb auch nicht regelmäßig gepflegt wird“, erinnerte er sich in seiner Ansprache. „Ohne Karsten Beyer würde dieser besondere Baum immer noch allein und schutzlos im Nebel stehen“, umschrieb Andreas Roloff den ersten Kontakt zu seinem Kuratorium.

Eine  Infotafel wurde von Andreas Roloff  und dem Schnaudertal Baumbeauftragten Karsten Beyer (v.r.) enthüllt. Mit dabei auch  Meike Specken und  Christian Börner von den Baumfreunden Zeitz.
Eine Infotafel wurde von Andreas Roloff und dem Schnaudertal Baumbeauftragten Karsten Beyer (v.r.) enthüllt. Mit dabei auch Meike Specken und Christian Börner von den Baumfreunden Zeitz.
(Foto: René Weimer)

Danach ging alles ganz schnell. Zusammen mit der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft nahm die TU Dresden die Winterlinde in ihr Programm auf. Über eine Stiftung wurden Fördergelder akquiriert und die Baumfreunde Zeitz engagiert. „Die Kronenreparatur ist sehr gefühlvoll und fachmännisch erfolgt. Durch den neuen Durchhängegurt, der nun alle zehn bis 15 Jahre erneuert werden muss, wird verhindert, dass die Winterlinde irgendwann mal auseinanderbricht“, so Roloff. Wie wichtig ihm diese lebensrettende Maßnahme war, zeigte der Forst-Professor indem er den Baum symbolisch umarmte.

Eine besondere persönliche Beziehung zu der Prangerlinde hat auch Arno Gentzsch. Der 74-Jährige hat seinen Hof direkt neben der Kirche und ist mit dem Baum aufgewachsen. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, weil ich mich selber auch schon immer um ihn gesorgt habe“, so Gentzsch. So habe er nicht nur immer mal Äste verschnitten und weggeräumt, sondern 1970 zur 850-Jahr-Feier von Großpörthen und Nedissen eine Eisenspange zur Sicherung des damals schon gefährdeten Baumes angebracht. Reste davon befinden sich verwachsen immer noch am Stamm. Nun freut sich Gentzsch auf den Juli, denn dann soll seine Linde wieder in den schönsten grün-gelben Farbtönen blühen. (mz)