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Hochwasser 2013 Hochwasser 2013: In Dehlitz sind die Menschen zusammengerückt

Von Alexander Kempf 07.06.2018, 14:00
Für ihr beherztes Engagement während der Flut 2013 sind die Dehlitzer den freiwilligen Feuerwehren aus Lützen bis heute dankbar.
Für ihr beherztes Engagement während der Flut 2013 sind die Dehlitzer den freiwilligen Feuerwehren aus Lützen bis heute dankbar. Peter Lisker

Lützen - Sein Leben lang wohnt Steffen Siegel schon im Paradies. Als solches erscheint Dehlitz dieser Tage zumindest. Der abgelegene Lützener Ortsteil strahlt eine unnachahmliche Ruhe aus. Die Dehlitzer leben dort, wo viele andere gerne Urlaub machen würden. Und doch hat Steffen Siegel vor fünf Jahren darüber nachgedacht, dem Paradies den Rücken zu kehren. „Ich wollte weg“, sagt er. Die Flut, welche seinen gesamten Keller unter Wasser setzte, hat ihn zweifeln lassen.

Dass Steffen Siegel nicht verzweifelte, das ist auch seiner Frau Dagmar zu verdanken. Die wollte nach all dem, was beide in ihre Scholle investiert hatten, nicht die Segel streichen. Und so liegen sie weiter vor Anker im Paradies. Und sollte das Wasser doch mal wieder steigen? „Wir wissen, was zu tun ist“, sagt Dagmar Siegel. Wenn sich eine Flut ankündigt, bleiben in der Regel 24 Stunden Zeit, alles wichtige ins Trockene zu bringen.

Hochwasser 2013 im Burgenlandkreis: „Es war noch nie so krass“

Als Dehlitzer, als Nachbar von Saale und Rippach, lernt man, mit dem Wasser zu leben. Und doch markierte 2013 einen Einschnitt. „Es war noch nie so krass“, sagt Steffen Siegel mit Blick auf den Wasserpegel. Im Gegenzug hätten die Dehlitzer aber auch noch nie so professionelle Unterstützung bekommen wie vor fünf Jahren. „Es war mehr als ehrenvoll, was die Feuerwehr hier geleistet hat“, lobt Steffen Siegel.

Nicht ohne Grund sind seit den dramatischen Tagen damals auch die beiden Söhne des Ehepaares, Tom und Eric, Mitglied in der örtlichen freiwilligen Feuerwehr. Dehlitz, das sagen nicht nur die Siegels, ist während der Flut ein ganzes Stück näher zusammengerückt. „Jeder hat jedem geholfen“, erinnert sich Dagmar Siegel auch an schöne Momente. Schon wenige Wochen nach dem Hochwasser haben sich die Dehlitzer bei allen Unterstützern mit einer kleinen Feier bedankt.

Nach Hochwasser in Dehlitz: Mehrheit der Anwohner ist geblieben

Die Mehrheit der Anwohner ist geblieben. Aber es gab auch einen Abschied. Ein älteres Ehepaar aus der Nachbarschaft ist nach der Flut nicht mehr zurückgekehrt, erzählen die Siegels. Beide bedauern das heute. Der traurige Moment, in dem die Senioren mit dem Schlauchboot aus ihrem Grundstück geholt worden sind, den werde sie nie vergessen, erzählt Dagmar Siegel.

Einige Häuser weiter ärgert sich Steffen Harz, dass es vor fünf Jahren überhaupt zu dem Hochwasser gekommen ist. „Das hätte alles vermieden werden können“, sagt der junge Mann. Wenn andere nicht zuerst an Profite, sondern die Menschen gedacht hätten. Die Talsperren seien nicht umsichtig genug abgelassen worden, pflichtet ihm auch sein Schwiegervater Bernd Laude bei.

Nach Hochwasser im Burgenlandkreis: „Das braucht alles einfach seine Zeit“

Beide mussten nach den Fluten Teile des gemeinsamen Dreiseithofs sanieren. Zwei Jahre habe es gedauert, ehe der Großteil der Feuchtigkeit aus den offenen Wänden verschwunden war. „Das braucht alles einfach seine Zeit“, sagt Steffen Harz. Sein Schwiegervater und er hätten noch Glück gehabt, dass auf dem Hof einst nur das verhältnismäßig saubere Wasser der Rippach stand. Schwerer Schlamm sei ihnen erspart geblieben.

„Das ist vergessen“, sagt Bernd Laude versöhnlich. Er lässt sich auch von einer möglichen nächsten Flut nicht verrückt machen. „Man kann dann sowieso nichts ändern“, sagt er. Und angesichts der niedrigen Wasserstände in Dehlitz vor fünf Jahren habe es andere viel schlimmer erwischt. Dass Opa und Enkel von sich behaupten können, mal gemeinsam im Schlauchboot durch Dehlitz gefahren zu sein, das lässt Steffen Harz fünf Jahre später sogar schmunzeln.

Auch Günter Rothe, der zur Miete auf dem Dehlitzer Dreiseithof lebt, ist nach der Flut geblieben. Trotz anfänglicher Zweifel. Fünf Tage stand das Wasser damals im Untergeschoss seiner Wohnung. Es war Geduld gefragt. Denn die Feuerwehr hatte zuvor abgeraten, das Wasser aus dem Haus zu pumpen, um dieses nicht zu beschädigen. Viele private Sachen konnte Günter Rothe schon zuvor in Sicherheit bringen. „Wir hatten Glück“, sagt er rückblickend. Die Versicherung habe alle Schäden ersetzt. Zu bleiben war die richtige Entscheidung. „Das ist hier ein Idyll“, sagt ein entspannter Günter Rothe. (mz)

Steffen und Dagmar Siegel sind geblieben und glücklich.
Steffen und Dagmar Siegel sind geblieben und glücklich.
Peter Lisker
Der Hof von Bernd Laude strahlt nach der Flut wieder.
Der Hof von Bernd Laude strahlt nach der Flut wieder.
Peter Lisker