HC Burgenland HC Burgenland : Plötzlich Profis

Naumburg/Plotha - Nur sehr wenige Handballer können mit ihrem Sport während der aktiven Zeit als Spieler ihren Lebensunterhalt verdienen. In Deutschland ist das in der 1. und 2. Bundesliga möglich, in manchen Hochburgen auch noch eine Etage darunter. Aber eben nur in manchen, und so war die 3. Handball-Liga hierzulande eine Art Grauzone, als es darum ging, im aktuellen Teil-Lockdown zwischen Profi- und Amateursport zu unterscheiden.
Training ist nicht möglich
Denn: Während die Profi-Athleten weiter ihrem Beruf nachgehen dürfen, wurde für den Amateurbereich - von wenigen Ausnahmen bei Individualsportlern abgesehen - bundesweit ein einmonatiges Trainings- und Wettkampfverbot verhängt. Und weil bei den Handballern in der 3. Liga quasi eine Zwei-Klassen-Gesellschaft herrscht - Top-Teams wie Rostock und Hildesheim haben Profistrukturen, die meisten Spieler der anderen Mannschaften gehen nebenbei noch arbeiten -, hatte der Deutsche Handballbund (DHB) in der vergangenen Woche ein Aussetzen der aktuellen Saison zunächst bis zum 15. November beschlossen (Tageblatt/MZ berichtete).
Nun aber hat der DHB eine Entscheidung getroffen: Die 3. Liga der Frauen und Männer sowie die Jugend-Bundesliga haben ab sofort den Profistatus. Vor allem, um den Vereinen zumindest eine gewisse Planungssicherheit zu geben, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen (siehe auch Erklärung).
Plötzlich sind die Männer des HC Burgenland, Aufsteiger in die Staffel Nord-Ost der 3. Liga, also „Profis“. Was nicht heißt, dass die Spieler und das Trainerteam jetzt von heute auf morgen beruflich umdenken müssen. Coach Steffen Baumgart, Mannschaftskapitän Kenny Dober, Spielmacher Florian Pfeiffer oder die Torhüter Hendrik Halfmann und Max Neuhäuser sowie ihre Teamkollegen werden also auch weiterhin ihren Büro-, Handwerks-, Lehrer- oder Erzieher-Jobs nachgehen beziehungsweise ihr Studium fortsetzen. Nur: Sie wissen jetzt wenigstens, woran sie sind. Dachten sie zumindest.
Noch am Mittwochabend, nachdem er das Schreiben des DHB erhalten hatte, sagte HCB-Präsident Uwe Gering: „Ich gehe davon aus, dass wir unser nächstes Punktspiel am 21. November in Hamburg bei der HG Barmbek bestreiten werden. Wie und wann der Meisterschaftsbetrieb fortgesetzt werden soll, wird in der kommenden Woche auf einer Videokonferenz mit Vertretern aller Drittligisten besprochen.“
Zuvor müssen sich die Vereine aber erst einmal selbst darum kümmern, dass sie ihren Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können. Und genau da liegt das Problem. „Die Sporthalle in Plotha, wo die Einheiten unserer Mannschaft üblicherweise stattfinden, ist derzeit - wie alle anderen Sportstätten auch - gesperrt. Und sie wird es auch mindestens den kompletten November bleiben“, berichtet Gering nach einem Gespräch mit Teucherns Bürgermeister Marcel Schneider, der für diese Halle zuständig ist. Landrat Götz Ulrich habe entschieden, dass die Hallen solange geschlossen bleiben, bis es neue Verordnungen gebe. „Das Krisenmanagement des DHB ist eine Katastrophe. An der Basis wird die Verunsicherung nur noch größer“, meint Uwe Gering.
Wettbewerbsverzerrung?
Auch HCB-Coach Steffen Baumgart fragt sich zu Recht, wie das alles funktionieren soll: „Nach einer längeren Trainingspause brauchst du mindestens zwei Wochen, um einigermaßen wieder den Rhythmus zu finden. Sollten wir ohne Training spielen müssen, sind Verletzungen Tür und Tor geöffnet.“ Man wisse, so Baumgart, ja auch nicht, ob andere Mannschaften der Nord-Ost-Staffel vielleicht doch irgendwo geheim trainieren dürfen, „Das grenzt dann schon an Wettbewerbsverzerrung. Und überhaupt: Weil wir jetzt plötzlich in einer Profiliga spielen, macht das Virus ja um uns keinen Bogen.“ Der Meisterschaftsbetrieb könne wie in der 1. und 2. Liga nur aufrechterhalten werden, wenn regelmäßig getestet würde. „Aber wer soll das organisieren und bezahlen?“, fragt der Trainer der Burgenländer. Abgesehen davon, dass der Spielplan schon jetzt aus den Fugen gerate.
Die HCB-Partien gegen Bernburg (geplant: Freitag, 6. November, im Naumburger Euroville), in Stralsund (Sonntag, 8. November) sowie in Spergau gegen den SC DHfK Leipzig II (14. November) müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Angesichts des ohnehin sehr eng gestrickten Terminkalenders eine knifflige Angelegenheit. Eine reguläre Saison wird also auch die aktuelle nicht werden.