Handel in Naumburg Handel in Naumburg: Knappe Mehrheit sagt Nein zu Woolworth

Naumburg - Es war kurz nach 20 Uhr, als die Entscheidung fiel. Denkbar knapp. Jörg Schütze (CDU), Vorsitzender des Naumburger Gemeinderates, zählte ein zweites Mal die Stimmkärtchen durch. Mit 17 Nein-Stimmen entschied sich am Mittwochabend das Stadtparlament gegen einen Woolworth-Markt im Bahnhofsviertel. Dem gegenüber standen 15-Ja-Stimmen und vier Enthaltungen. Ein Votum, das überraschte. Hatten doch zuvor Technischer sowie der Wirtschaftsausschuss der Ansiedlung in einem leerstehenden, früher von Rewe genutzten Gebäude grünes Licht gegeben. Zudem fand nun im Gemeinderat ein Änderungsantrag zum Bebauungsplan mit 16 Ja-Stimmen die Zustimmung einer Mehrheit.
Änderungsantrag abgesegnet
Jan Thyen (Die Linke) forderte die Flurstücke des Entwurfes ihrer späteren Nutzung zuzuweisen. Der Grund: Der Änderungsbereich war größer als die geforderte Verkaufsfläche von rund 900 Quadratmeter. Boris Krmela vom Büro für Stadtplanung Schwerdt verwies dabei auf Flächen für Lager, Anlieferung, Zufahrt und Parkplätze, die benötigt und eingerichtet würden.
Der Beschlussfassung gingen mehrere Wortmeldungen voraus. Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) erinnerte an die lange Geschichte, wie der Plan bereits im vergangenen Jahr im Gemeinderat gescheitert war und erneut in überarbeiteter Form auf den Tisch kam. „Ich sehe diesen Markt nicht als Konkurrenz zum Innenstadthandel“, so Küper. Er verwies dabei auf die Verpflichtung der Stadt gegenüber ihren Einkaufszentren außerhalb des Stadtkerns, von denen es insgesamt fünf gebe. Zudem übernehme die Stadt auch eine Funktion für das Umland.
Während Thyen sowie Christiane Krug (SPD) und Henrik Schumann (Vereinte Bürgerliste) die Wiederaufnahme des Verfahrens begrüßten, sprach sich Anke Weiland (CDU) gegen die Pläne des Bamberger Investors Edwin Stadter aus, obwohl sie zu Beginn bemerkte: „Niemand ist gegen eine Ansiedlung von Woolworth.“ Eine Aufwertung eines Standortes hätte indes negative Einflüsse auf einen anderen. Neben den in einer Analyse geschätzten drei bis fünf Prozent an Umsatzverlust seien noch nicht der demografische Wandel und die Auswirkungen des Online-Handels berücksichtigt, erklärte Anke Weiland, die zudem eine Fortschreibung des städtischen Einzelhandelskonzeptes forderte.
Zugkraft für Innenstadt
Manfred Schmidt (Vereinte Bürgerliste) machte indes auf eine Diskrepanz aufmerksam mit Blick auf die Errichtung eines neuen Rossmann-Marktes in der Carl-Broche-Straße (wir berichteten): „Wir können keinem Bürger begreiflich machen, dass eine Immobilie leer bleibt, während auf der grünen Wiese neu gebaut wird.“ Das Bahnhofsviertel habe auch Zugkraft für den innerstädtischen Handel. Rewe habe damals nicht die Innenstadt leer gefegt. „Investoren rennen uns hier nicht die Türen ein“, so Schmidt weiter.