Handball Handball: Hoffen auf Nord-Ost: 3. Liga wir kommen!

Naumburg - Am vergangenen Sonnabend hätte er im Naumburger „Euroville“ gemeinsam mit den Fans gefeiert werden sollen: der Meistertitel in der Mitteldeutschen Oberliga. Für eben jenen 2. Mai war das Saisonfinale angesetzt gewesen, und vor heimischem Publikum wollten die Männer des HC Burgenland spätestens in diesem Derby gegen den HSV Apolda den Titelgewinn perfekt machen.
Wie wir inzwischen wissen, ist der HCB tatsächlich Meister geworden. Aber nicht in einer ordentlich zu Ende gespielten Saison und auch nicht mit einer rauschenden Party nach einem möglichen Heimsieg gegen Apolda, sondern coronabedingt per Abbruch durch eine Entscheidung der Verbandsverantwortlichen (Tageblatt/MZ berichtete). Die Burgenländer lagen zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs an der Tabellenspitze - punktgleich mit dem ärgsten Verfolger NHV Concordia Delitzsch. Weil beide Vertretungen die gleiche Anzahl an Spielen ausgetragen hatten (21), griff die Quotientenregel nicht. Und weil erst eines der beiden direkten Duelle ausgetragen worden war (dieses hatten die Delitzscher in Naumburg für sich entschieden), musste das Torverhältnis entscheiden. Und in dieser Wertung hatte der HCB die Nase vorn: +67 zu +35, wie ein Blick auf die Abschlusstabelle zeigt.
Wunsch: Nord-Ost-Staffel
Inzwischen haben die Burgenländer für die 3. Liga gemeldet. Die Hauptsponsoren des Clubs hatten zuvor ihre Bereitschaft bekräftigt, ihr finanzielles Engagement fortzusetzen. Und auch die Kaderplanungen sind beim HCB weit fortgeschritten (wir berichteten). Fest verpflichtet wurden bereits Marcel Popa (vom HBV Jena), Chris Hoffmann (HG 85 Köthen), Philipp Große (HC Elbflorenz Dresden), der junge Torwart Marius Göbner (SC DHfK Leipzig) und zuletzt der Ungar Daniel Zele vom Dessau-Roßlauer HV. „Wir würden gern noch einen weiteren Keeper sowie einen Spieler für den rechten Rückraum holen“, gibt Präsident Uwe Gering einen Einblick in die aktuellen Personalplanungen.
Am liebsten will der HCB in der kommenden Saison in der Staffel Nord-Ost der dritthöchsten deutschen Spielklasse auf Torejagd gehen. Denn dort würden sich die Fahrten zu den Auswärtspartien in einem erträglichen Rahmen bewegen. Und diese Staffel würde den Burgenländern eine Reihe reizvoller Derbys und Duelle bescheren. So würde Trainer Steffen Baumgart gleich auf zwei ehemalige Vereine treffen: die Reserve des SC Magdeburg, bei dem er einst ausgebildet wurde, und den VfL Potsdam, mit dem er 2006 in die 2. Bundesliga aufstieg. „Das Aufeinandertreffen mit Potsdam hätte noch den zusätzlichen Reiz, dass dort mein Schwager Norman Flödl unter Vertrag steht“, so Steffen Baumgart in großer Vorfreude.
Aber auch die anderen Teams der Nord-Ost-Staffel versprechen interessanten Spiele. Gegen den SV Anhalt Bernburg, sofern dieser seine aktuellen finanziellen Probleme in den Griff bekommt, stünde ein weiteres Sachsen-Anhalt-Derby auf dem Programm. Aber auch der HC Empor Rostock, zu DDR-Zeiten eine große Nummer im Handball und jetzt gerade nur ganz knapp an Dessau-Roßlau am Aufstieg zur 2. Bundesliga gescheitert, die Mecklenburg-Stiere aus Schwerin oder die zweite Mannschaft der Füchse Berlin sind klangvolle Namen. Weitere Ziele der HCB-Männer in der Nord-Ost-Staffel wären zum Beispiel Stralsund, Hamburg, Hildesheim und Hannover. „Es wäre super, wenn wir dort hineinkämen, aber letztlich hängt es auch davon ab, wie viele Mannschaften am Ende wo übrig bleiben, denn es gibt ja offiziell keine Absteiger“, sagt Baumgart. Allerdings werde es sicher den einen oder anderen Verein geben, der sich aus wirtschaftlichen Gründen aus der 3. Liga zurückziehen muss.
Künftige Trainingsinhalte
Fakt ist bisher: Der Deutsche Handball-Bund (DHB), unter dessen Dach die 3. Liga spielt, hat bereits angekündigt, dass die mögliche Maximalzahl der teilnehmenden Teams in den vier Staffeln (außerdem noch Nord-West, Mitte und Süd) für das bevorstehende Spieljahr von 64 auf 72 erhöht wird - 18 pro Staffel.
Auch wenn in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Beschränkungen beim HC Burgenland kein Mannschaftstraining möglich war - Steffen Baumgart ist bereits voll im Vorbereitungsmodus. „Es geht um künftige Trainingsinhalte. Zusammen mit meinem Kompagnon Marcel Kilz überlege ich, welche Spielsysteme für unseren neuen Kader in der höheren Klasse möglich sind. Zumindest braucht man dort zwei gut funktionierende Abwehrvarianten, besser drei. Die Mannschaft muss in der Lage sein, diese im Verlauf der Partie flexibel zu wechseln“, erklärt der HCB-Coach, der vor zwei Jahren bereits die Burgenland-Frauen zum Titelgewinn in der Mitteldeutschen Oberliga geführt hat.
Mehr Zeit für die Familie
Der Lockdown der vergangenen Wochen hatte für den erfahrenen Handballer aber auch etwas Gutes. „Seit ich mit elf Jahren zur Sportschule kam, hatte für mich jedes Jahr quasi denselben Rhythmus - und zwar den durch den Saisonverlauf bestimmten. Nun hatte ich endlich mal länger frei und konnte die Zeit mit meiner Frau Anja und unserem neun Monate alten Sohn Edgar genießen“, erzählt Steffen Baumgart.
Als Aktiver hat er übrigens mit dem HSV Naumburg-Stößen - neben den Prittitzern beziehungsweise Saaletalern einer der Vorgängervereine des heutigen HCB - auch schon mal eine Saison in der dritthöchsten Liga der Republik gespielt: 2009/10 in der damaligen Regionalliga. An der Seite von Marcel Kilz, Toptorjäger Tobias Seyfarth sowie von Marcus Deibicht und Christian Haufe, die jetzt mit der Burgenland-Zweiten in die Sachsen-Anhalt-Liga aufgestiegen sind (siehe auch „Club holt...“).