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Großbrände Ende April Großbrände Ende April: Großer Dank an Kameraden

Von Harald Boltze 07.05.2019, 07:48
Die Reste der abgebrannten „Hopfendarre“ am Ende der Naumburger Medlerstraße stehen noch, müssen aber abgerissen werden.
Die Reste der abgebrannten „Hopfendarre“ am Ende der Naumburger Medlerstraße stehen noch, müssen aber abgerissen werden. Biel

Naumburg - Fast 24 Stunden hatten sie Ende April mit vollem Einsatz gegen den Brand in der Naumburger „Hopfendarre“ hoch oben in der Medlerstraße gekämpft. Sie kamen Sonnabendmittag gerade zurück, als sie zum nächsten Einsatz gerufen wurden. Das Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Körnerstraße stand in Flammen. Weitere sieben Stunden im Einsatz, viele davon unter Atemschutz - und das Wichtigste: alles im Ehrenamt. „Ich bin sehr stolz auf meine Wehr. Sie hat diese Ausnahmesituation wahrlich gemeistert“, meinte Stadtwehrleiter Christian Schirner im Amtszimmer von Oberbürgermeister Bernward Küper.

44 Kameraden verschiedener Wehren im Einsatz

Dieser hatte für Montag eingeladen, um allen Kameraden stellvertretend seinen Dank auszusprechen. Die Brände, so Küper, „seien eine riesige Herausforderung gewesen“. Für den Einsatz der insgesamt 44 Kameraden aus den verschiedenen Ortswehren habe er sich zudem per Brief bedankt, dem noch eine Zuwendung in Form eines Fasses Bier für die nächste Feuerwehr-Feier anhing.

Lobende Worte für ihre Mitstreiter fanden auch Naumburgs Ortswehrleiter René Garczarek, der an den besagten Tagen 26./27. April das Kommando hatte, sowie Bad Kösens Ortswehrleiter Gert Dachroth. „Die Einsätze wurden hochprofessionell geleistet. Man hat gesehen, wie wichtig es ist, dass die Kameraden so gut ausgebildet sind. Das nimmt sich nichts im Vergleich mit einer Berufsfeuerwehr“, so Dachroth.

Schaden rund 100.000 Euro

Gelobt wurde zudem das Zusammenspiel mit dem Ordnungsamt sowie der diversen Ortswehren - im Einsatz waren Kameraden aus Naumburg, Bad Kösen, Flemmingen, Großjena, Neidschütz und Boblas. Auf 100.000 Euro wird der Schaden an dem Mehrfamilienhaus in der Körnerstraße geschätzt. Es wäre wohl in diesem Maß nicht dazu gekommen, hätte es einen Blitzschutz gegeben. „Viele Hausbesitzer verzichten aus Kostengründen darauf. Wir können nur dafür werben“, so Christian Schirner. Aufgerufen wurden alle Bürger, bei noch so kleinsten Bränden die Feuerwehr zu alarmieren. „Wir kommen lieber einmal zu viel als zu spät“, so René Garczarek, der darauf verwies, dass das Rufen der Feuerwehr kostenlos ist. Nur bei einem offensichtlichen Notruf-Missbrauch ist dies anders.

Kein Blitzeinschlag wie in der Körnerstraße, sondern vielmehr ein technischer Defekt war es wohl, der den Brand auf dem Dachboden der „Hopfendarre“ ausgelöst hat. Womöglich hat ein Marder an alten Leitungen genagt, darauf festlegen will sich die Polizei auf Anfrage nicht. Für eine Brandstiftung hat man jedenfalls keine Spuren gefunden. Viele Naumburger reagierten verwundert, als in der ersten Berichterstattung von einem geschädigten „Hopfendarre“-Jugend- und Freizeitverein im Haus die Rede war.

Verworrene Vereinsgeschichte

Thomas Klimke, langjähriger Stadtrat und Vereinsvorsitzender, klärte gestern beim OB auf. Die sehr verworrene Vereinsgeschichte zusammengefasst: Es hat bis 2005 eine gemeinsame Jugendarbeit mit dem Bürgerschützencorps am Schießstand nahe der Henne gegeben. Nach Querelen und einer Trennung brauchte man ein neues Domizil, bekam von Raiffeisen die „Hopfendarre“, seit den 70ern eine Lagerstätte, angeboten und zog dort mit allerhand Veranstaltungstechnik ein. Im Verlauf gründete man im Verein eine Oldtimer-Sparte und bewahrt historische (DDR)-Fahrzeuge auf. 2017 wollte der Verein die „Hopfendarre“ sogar erwerben, doch es sei herausgekommen, dass Raiffeisen gar nicht rechtmäßiger Eigentümer ist, so Klimke. Das ist die Stadt. Nachdem der zwischenzeitlich auf sechs Mitglieder geschrumpfte Verein zudem mit Einbrüchen und einer Schlammlawine zu kämpfen hatte, folgte nun das Feuer. „Wir waren, trotz dass ich gesundheitlich sehr angeschlagen bin, gerade im Aufbruch, wollten neu starten, ein DDR-Museum aufbauen“, so Klimke.

Wie es mit dem Verein jetzt weitergeht, ist unklar. Er hat erste Hilfe vom Flemminger Bürgermeister und dem dortigen Burschenverein bekommen, ist aber auf weitere angewiesen. Die „Hopfendarre“ wird komplett abgerissen. Man hofft, die drinnen stehenden Fahrzeuge noch sichern zu können. Die Kosten für Abriss und Entsorgung werden bei der Stadt hängen bleiben.

Oberbürgermeister Bernward Küper (r.) hatte am Montag in sein Amtszimmer eingeladen, um der Feuerwehr seinen Dank auszusprechen.
Oberbürgermeister Bernward Küper (r.) hatte am Montag in sein Amtszimmer eingeladen, um der Feuerwehr seinen Dank auszusprechen.
Biel
Noch immer stehen Fahrzeuge des „Hopfendarre“-Vereins in einem Nebengebäude. Sie sollen bald aus dem einsturzgefährdeten Objekt gesichert werden.
Noch immer stehen Fahrzeuge des „Hopfendarre“-Vereins in einem Nebengebäude. Sie sollen bald aus dem einsturzgefährdeten Objekt gesichert werden.
Biel