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Gotteshaus  Gotteshaus : Nur fünfeinhalb Monate

Von Lutz Toepfer 05.09.2018, 07:46
Die Kirche wie sie sich auch heute noch zeigt, inzwischen mit Erneuerungen.
Die Kirche wie sie sich auch heute noch zeigt, inzwischen mit Erneuerungen. Fotos: Kühnl (Repro Töpfer)

Bad Kösen - Am 27. März 1938 feierten die Katholiken aus Bad Kösen und Umgebung die Weihe ihres ersten Gotteshauses. Ein jahrelanger Traum ging endlich in Erfüllung. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es neben den evangelischen Christen des Kurortes nur eine Minderheit von Katholiken, die ihren Gottesdienst in der Naumburger Kirche besuchten.

Der erste Gottesdienst in Bad Kösen wurde erst im April 1928 durch Vikar Heinrich Joseph, der bis 1933 tätig war, gehalten. Dazu stellte der bekannte Frauenarzt Dr. Löffler der Gemeinde einen Pavillon im Gelände des „Wilhelmsbades“ in der Neuen Straße1 ( heute Friedrich-Ebert-Straße) zur Verfügung. 1936 musste die Kapelle jedoch wieder geräumt werden, da hier ein NS-Mütterheim eingerichtet wurde. So wurde der Gottesdienst zwischenzeitlich im Kinosaal des „Lindenhofs“ in der Schmettaustraße abgehalten.

Das konnte natürlich kein Dauerzustand bleiben. Vikar Lüdkefend, der bis 1937 tätig war, bemühte sich nun intensiv um eine neue Kapelle. Durch die Carl-Auer-Mühlen KG, Bonn, (vorher Mühle Roßner) wurde der Gemeinde ein Bauplatz am Kurpark kostenlos zur Verfügung gestellt, doch scheiterte das Bauvorhaben am Veto des Landratsamtes Weißenfels und des Staatshochbauamtes Naumburg wegen Hochwassergefahr und der Nähe zur Eisenbahn.

1937 wurde das Gelände am Rechenberg erworben und bereits am 26. September desselben Jahres der Grundstein für die Kapelle gelegt. Die Bauausführung nach Plänen des halleschen Architekten Ulrich übernahm Baumeister Karl Kühnl von der Baufirma K.E. Reichenbach aus Bad Kösen. Im Dezember feierten die Bauleute mit der Gemeinde Richtfest.

Bereits nach fünfeinhalb Monaten wurde der Bau vollendet, so dass das Kirchlein am 27. März 1938 durch den Geistlichen Rat, Dechant Hesse, Naumburg, assistiert von den Vikaren Kemna und Lüdkefend unter dem Namen „Christ-Königs-Kirche“ geweiht werden konnte. Die Einfriedung mit Kalkbruchsteinen erfolgte im Jahre 1940. 1939 wurde die Filialkirchengemeinde mit Eckartsberga durch den Paderborner Erzbischof Dr. Klein zur Pfarrvikarie ohne eigene Vermögensverwaltung eingerichtet, ab 1948 mit eigener Verwaltung.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Katholiken aus dem Osten und aus dem Rheinland, wodurch die Anzahl der Gemeindemitglieder stark zunahm. Bis zum September 1952 wohnten die Geistlichen in Naumburg, ehe das Gebäude Pfaffenstieg 3 in Bad Kösen erworben und als Pfarrhaus eingerichtet wurde. Unter der Verwaltung von Pfarrvikar Hugo Hermes, der von 1954 bis 1963 wirkte und wegen seiner Jugendarbeit unter Beobachtung der Stasi stand, wurde eine Glocke angeschafft und eine Orgel eingebaut. Nachfolger war Pfarrvikar Bröske und ab 1970 Pfarrvikar Egon Plischke.

Seit dem 2. Mai 2010 ist die Bad Kösener Gemeinde zusammen mit Eckartsberga, Freyburg und Laucha wieder Filialgemeinde Naumburgs, so dass in der Christ-Königs-Kirche nur noch eine Samstag-Abend-Messe gehalten wird. Auf das 80-jährige Bestehen des kleinen Gotteshauses sollte an dieser Stelle erinnert werden, weil eine Feierstunde unterblieb.

Grundsteinlegung für die Christ-Königs-Kirche von Bad Kösen am 26. September 1937, im März darauf schon wird sie geweiht.
Grundsteinlegung für die Christ-Königs-Kirche von Bad Kösen am 26. September 1937, im März darauf schon wird sie geweiht.
Fotos: Kühnl (Repro Töpfer)
Richtfest im Dezember 1937.
Richtfest im Dezember 1937.
Kühnl (Repro Töpfer)
Weihe am 27. März 1938.
Weihe am 27. März 1938.
Fotos: Kühnl (Repro Töpfer)
Blick ins Innere des Gotteshauses.
Blick ins Innere des Gotteshauses.
Fotos: Kühnl (Repro Töpfer)