Golzen Golzen: Stein erinnert an Reformator

Golzen - „Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmermehr.“ Dieser Spruch steht nicht nur über der Eingangstür zum Luther-Haus in Eisleben, sondern auch am Altar der Kirche in Golzen - und in Kürze wird dieser Satz auch auf einem Schild an einem großen Findling am Winkelweg in Golzen zu lesen sein. Vor genau 200 Jahren war dort ein Lutherplatz angelegt worden. Am 31. Oktober 2017, dem Reformationstag 500 Jahre nach dem überlieferten Thesenanschlag an der Schlosskirche in Wittenberg, wird im Dorf nun ein neugestalteter Lutherplatz eingeweiht - mit einem Findlingsstein, einer Schautafel mit Informationen zur Historie und einer Sitzgruppe.
Die Geschichte des Platzes im heutigen Bad Bibraer Ortsteil war über die Jahre in Vergessenheit geraten. Jüngst aber waren Auszüge aus einer Chronik von Golzen aufgetaucht, in welchen der damalige Lehrer Carl Friedrich Eckersberg berichtete, dass 1817 zu Ehren des Reformators Martin Luther in Golzen ein Denkmal errichtet worden war. Am 31. Oktober jenes Jahres war an diesem Platz das Jubiläum 300 Jahre Reformation gefeiert worden. Anfang November, so ist weiter überliefert, ist dort dann eine Eiche gepflanzt worden.
1957 in das Dorf gezogen
Karl Krone, der 1957 mit seiner Familie nach Golzen gezogen war, hat sich für die Neugestaltung des Platzes besonders eingesetzt. Der Medizin-Pädagoge ist seit kurzem Ruheständler und nutzt die freie Zeit, um sich intensiver mit der Geschichte seines Heimatortes zu befassen. Der etwas über 100 Seiten umfassende Chroniktext, im Original in altdeutscher Schrift verfasst, war von Maria Rech in die heute gebräuchliche Lateinschrift übertragen, später von Liane Prömper mit Maschine abgeschrieben worden, berichtet Karl Krone.
1917 übrigens, zum 400. Jahrestag der Reformation, war der Platz schon einmal neu gestaltet worden. Damals sollen eine Umfassungsmauer errichtet, eine Hecke und Pappeln gepflanzt worden sein, auch eine Kastanie. Die Kastanie stehe heute noch und sei die ältere der beiden Kastanienbäume auf dem Platz, ist sich Karl Krone ziemlich sicher.
Der Golzener kann sich noch an die Pappeln auf dem Platz erinnern, an dem nach 1945 eine Dreschmaschine stand, weshalb der Platz im Dorf von manchem heute noch Druschplatz genannt wird. Bis 1993 stand dort eine Tankstelle der einstigen LPG.
Die Tafel mit den Erläuterungen zur Geschichte des Platzes hat der Golzener Denny Lilie fachmännisch gebaut. Im Übrigen haben zur Neugestaltung des Ensembles viele beigetragen, Einwohner, die anpackten, Firmen, die Material spendeten, auch Geld, für das eine Sitzgruppe angeschafft wurde, die am Stein platziert wird. Schließlich machen hier oft Ausflügler und Radwanderer Rast, weiß Krone.
Drei Taler, zehn Groschen
Übrigens: Auch vor 200 Jahren war für den Platz gespendet worden: Drei Taler, zehn Groschen und zwei Pfennige kamen da zusammen, berichtet der Chronist.
Dass Golzen eine besondere Beziehung zum Reformator hätte, etwa dass der hier Station gemacht hat, ist nicht überliefert. Das einzige Bindeglied stellt offenbar der Spruch zu Luther am Altar der Golzener Dorfkirche dar. Ältester Teil der Golzener Kirche ist ein mittelalterlicher Chorturm, den ein jüngerer Fachwerkaufsatz krönt. Für das Kirchenschiff wird das Baujahr 1722 genannt. Der Kanzelaltar kam dann 1753 hinzu.
Den Platz am Winkelweg in Lutherplatz umzubenennen hat indessen niemand vor, weil dann ja die Anwohner ihre Adressen ändern müssten, eine ziemlich aufwendige Angelegenheit, die man hier niemand zumuten will. „Wir haben den Platz neu gestaltet, weil wir möchten, dass die Jüngeren die Geschichte ihres Heimatortes nicht aus den Augen verlieren“, sagt Karl Krone.
Zum Einweihungstag, der in der Scheune eines nahen Bauerngehöfts begangen werden soll, will Krone deshalb auch Fotos von Funden aus spätneolitischen Gräbern nahe von Golzen zeigen, die im Landesmuseum in Halle aufbewahrt werden. Zusammen mit Schülern wird er die Fotos zur Präsentation auf einer Tafel arrangieren.