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Geschichtsschaufenster in Bad Kösen Geschichtsschaufenster in Bad Kösen: Wanne Mangel und "Thron"

Von Andreas Löffler 07.08.2020, 07:22
„Geschichtsschaufenster“ in Bad Kösen: Ein alter Badeofen verweist auf die lange Traditionslinie Bad Kösens in Sachen Bäderbetrieb.
„Geschichtsschaufenster“ in Bad Kösen: Ein alter Badeofen verweist auf die lange Traditionslinie Bad Kösens in Sachen Bäderbetrieb. Löffler

Bad Kösen - Als er - exklusiv für Naumburger Tageblatt/MZ - die Tür zum Betreten der „heiligen Hallen“ ausnahmsweise aufschließt, regt Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche lachend den Aufruf zu einer Rate-Aktion an. „Sie könnten Ihre Leser fragen, wo wir uns hier befinden, denn wahrscheinlich wüsste nicht einmal jeder Kösener unseren Treffpunkt sofort zu verorten“, mutmaßt er. „Aber weil ich gleich die Auflösung liefere, dass es sich hier um das einstige Buswartehäuschen an unserem Bahnhof handelt, spinne ich den Faden weiter: Weiß jemand, was vor der Nutzung als Haltestellengebäude in diesem Fachwerkhäuschen vonstatten ging?“, fragt der Bürgermeister.

Glasscheiben eingesetzt

Im Zusammenwirken mit weiteren Mitstreitern aus dem Heimatverein, allem voran Familie Knapp, hat Holger Fritzsche den Bau zu einer Art „Geschichtsschaufenster“ umgewidmet. Die neu eingesetzten, großflächigen Glasscheiben laden Einheimische, vor allem aber die am Bahnhof ankommenden oder die dortige Tourist-Info besuchenden Gäste aus nah und fern regelrecht dazu ein, einen Blick ins Innere zu werfen.

„Ich nenne es auch unsere ’Zeitkapsel’, in die man quasi eintauchen und wo man etwas über unsere die Jahrhunderte überspannende Tradition als mondäner Badeort erfahren kann“, erläutert Bad Kösens Ortsbürgermeister, der auch privat ein großer Fan historischer Gegenstände ist. So war es naheliegend, dass er sich im vorliegenden Fall um die „Beschaffung“ der Einrichtungsgegenstände gekümmert hat.

Zu den herausragender Exponate gehören eine wohl 150 Jahre alte Wäschemangel, ein historischer Badekessel mit bestimmt 100 Jahren auf dem Buckel sowie eine noch aus Zink gefertigten Wanne samt Holzboden von vor 120 Jahren. „Es soll erfahrbar werden, wie bei unseren Vorvätern der Bäderbetrieb funktionierte, wie beispielsweise die Sole erwärmt und mit Holzeimern in die Badewanne geschöpft wurde - bis hin zum ’Thron’, dem Klo, das die Kurgäste auf dem Zimmer hatten und von dem ich ein altertümliches Exemplar über Ebay von einem Naumburger erwarb“, so Fritzsche weiter.

Für zwei Flaschen Wein

Die noch funktionstüchtige hölzerne Wäschemangel - es waren dazumal ja jede Menge Laken und Handtücher zu glätten - habe er über Ebay-Kleinanzeigen im thüringischen Wickerstedt „für zwei Flaschen Saale-Unstrut-Wein“ erstanden; die Wanne sei aus der Ecke Nürnberg/Fürth von ihm nach Bad Kösen gebracht worden. Der umtriebige Bürgermeister hat derweil noch viele weitere Ideen für Themen im „Geschichtsschaufenster“: „Wir haben solch eine reiche Historie, könnten beispielsweise verschiedene Sachen zu Bad Kösen als Spielzeugstadt machen - von Käthe Kruse bis zu Paul Bernhardt und Pebe. Auch dass Bad Kösen dereinst Hauptfloßhafen Preußens war, ist ein Aspekt, dem man sich widmen könnte und der sehr vielen noch nicht im Detail bekannt ist.“

Und zum Abschluss, da erneuert Fritzsche seine Frage an unsere Leser: „Was war hier in dem Fachwerkhäuschen am Bahnhof, bevor es als Wartepunkt diente?“

Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche präsentiert die noch sehr gut funktionierende, wohl 150 Jahre alte hölzerne Wäschemangel.
Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche präsentiert die noch sehr gut funktionierende, wohl 150 Jahre alte hölzerne Wäschemangel.
Löffler