Automat in Kretzschau gesprengt Geldautomat in Kretzschau gesprengt: So filmreif ging das Räubertrio vor

Kretzschau/Regensburg - Seit Montag steht ein aus Polen stammender 44 Jahre alter Mechaniker vor dem Landgericht in Regensburg. Ihm wird die Beteiligung an zwei Überfällen, unter anderem auf die Volks-und Raiffeisenbank in Kretzschau im vergangenen Jahr, zur Last gelegt.
Er muss sich deshalb wegen schweren Bandendiebstahls, jeweils in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Sachbeschädigung, sowie gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verantworten.
Der Angeklagte ist Mitglied einer dreiköpfigen Bande. Während er nach der jüngsten Tat gestellt und festgenommen werden konnte, gelang seinen beiden Komplizen die Flucht.
Täter sprengten im März 2016 Geldautomaten in Kretzschau in die Luft und entkamen mit über 56.000 Euro Bargeld
Die erste dem Angeklagten zur Last gelegten Tat fand am 18. März vergangenen Jahres in Kretzschau statt. Dort soll das Trio in der Nacht gegen 1.55 Uhr das Foyer der Filiale der Volks- und Raiffeisenbank betreten und sofort die Überwachungskamera mit schwarzer Farbe besprüht haben. Anschließend leiteten die Ganoven ein Gasgemisch in den ebenfalls im Foyer stehenden Geldautomaten.
Dann verließen sie den Raum und sprengten den Geldautomaten in die Luft. Durch die Sprengung fielen den Tätern vier Geldkassetten in die Hände. Sie enthielten insgesamt 56.845 Euro Bargeld. Der entstandene Sachschaden wird mit rund 102.000 Euro beziffert. Danach machten sie sich aus den Staub.
Filmreife Verfolgungsjagd: Bankräuber legten bei Flucht über Autobahn zwei Polizeiautos lahm
In den frühen Morgenstunden fiel ihr Fahrzeug zwei Polizeibeamten auf, da die Autokennzeichen gefälscht waren. Beim Versuch einer Kontrolle flüchtete das Trio über die Autobahn 4. Um die Verfolger abzuschütteln, warf einer der Täter sogenannte „Reifentöter“ aus dem Beifahrerfenster.
Hierdurch wurden zwei Polizeifahrzeuge und elf unbeteiligte Pkw beschädigt und waren nicht mehr fahrbereit. Es entstand ein Sachschaden von insgesamt 2. 885 Euro. Die Täter selbst konnten unerkannt entkommen.
Im Juli 2016 nahm sich das Trio eine Sparkasse im Landkreis Regensburg vor
Doch damit nicht genug: Am 1. Juli vergangenen Jahres suchte das Trio eine Geschäftsstelle der Sparkasse Regensburg in einem Verbrauchermarkt in Pentling (Landkreis Regensburg) heim.
Die Vorgehensweise war die gleiche wie in Kretzschau: Zunächst besprühten die Diebe die Überwachungskamera mit schwarzer Farbe, anschließend sprengten sie mit einem Gasgemisch zwei Geldautomaten, die im Vorraum des Verbrauchermarktes standen. Dadurch erbeuteten sie 196.000 Euro, der angerichtete Sachschaden belief sich auf 480 000 Euro.
Über die Staatsstraße 2140 wollten sie nach Tschechien gelangen. Nahe Eschlkam fiel ihr Fahrzeug mit gefälschten Kennzeichen einer Polizeistreife auf. Um einer Kontrolle zu entgehen, versuchten sie auch hier die Flucht. Bei der Verfolgung wollten sie noch das Polizeifahrzeug von der Straße drängen, dabei landeten beide Pkw im Straßengraben.
Trio flüchtete zu Fuß - einer jedoch wurde von der Polizei geschnappt
Das Trio wollte weiter zu Fuß flüchten. Einer von ihnen – der Angeklagte – konnte jedoch von einem Beamten eingeholt werden. Beim Versuch, ihn festzunehmen, leistete er massiven Widerstand und schlug dem Beamten so heftig gegen den Brustkorb, dass ihm die Luft weg blieb.
In der Zeit, in der sein Kollege den heute Angeklagten fixierte, konnten die beiden anderen Täter mit der Beute entkommen. Wie bereits vor der Polizei verweigerte der Angeklagte auch am ersten Verhandlungstag jegliche Aussage.
Daraufhin befragte die Strafkammer den federführenden Sachbearbeiter der Kripo Regensburg. Dieser berichtete, dass die Einsatzzentrale in der Nacht um 1.54 Uhr vom Sicherheitsdienst des Verbrauchermarktes und zeitgleich vom Besitzer des im Markt befindlichen Schmuckgeschäftes über eine Explosion informiert wurde.
Bankräuber inspizierten Filiale offenbar vor der Tat - versteckt unter Regenschirmen
Wenig später seien er, seine Kollegen und Mitglieder des Sprengkommandos des Landeskriminalamtes vor Ort gewesen. Die Explosion sei von Videokameras des Verbrauchermarktes aufgezeichnet worden. Eine andere Kameraeinstellung zeigt einen Pkw, der über die Böschung auf die Bundesstraße fährt. Das Fahrzeug sei aber nicht zu identifizieren gewesen.
Die Auswertung früherer Aufzeichnungen hatte ergeben, dass sich eine Woche vor der Tat mehrere Personen im Foyer aufgehalten haben, die ihre Gesichter mit Schirmen abgedeckt hätten.
Die Ermittler gehen davon aus, dass hier die Automaten in Augenschein genommen und etwas daran manipuliert wurde. Auch seien die Täter gut informiert gewesen, denn die Automaten sind erst am Tag vor der Sprengung aufgefüllt worden.
SMS auf gesichertem Handy: „Nehmt Schläuche, Röhrchen und Zünder mit“
Spuren hätten die Täter am Tatort nicht zurück gelassen. Im Fluchtfahrzeug wurden jedoch zwei Navis sichergestellt, in denen die Adresse des Pentlinger Verbrauchermarktes eingegeben war.
Auf einem ebenfalls sichergestellten Handy war noch die Textnachricht „Nehmt Schläuche, Röhrchen und Zünder mit“ abgespeichert. Ihm sei überdies bekannt, dass auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg, ebenfalls wegen einer Automatensprengung, gegen das Trio ermittelt. Der Prozess wird fortgesetzt. (mz)