Gehobene Küche in Nebra: Das Schlossrestaurant im Schlosshof

Nebra - Es könnte ein schöner, langer Ausflug werden, der mit einem vergnüglich-angenehmen Abschluss endet. Also empfehlenswert ist das auf alle Fälle: Mal die Arche besuchen und die neueste Ausstellung dort besichtigen, einen Spaziergang machen zum Fundort der Himmelsscheibe oder irgendwo in der Nähe durch Weinberge streifen und berühmte Sehenswürdigkeiten aufsuchen - es gibt genug davon in dieser Gegend nahe der Unstrut.
Zwei Hotels im Herzen Nebras: Das „Himmelsschreibe“ und das „Schlosshotel Himmelscheibe“
Und am Ende? Landet man vielleicht in den Himmelsscheibenhotels, zwei Häuser im Herzen Nebras. Nach einem der wundervollsten Sonnenuntergänge des Jahres sind wir hier angekommen und so recht in der Stimmung, einen schönen Abend zu verbringen.
Die hintereinander liegenden Hotels - das eine heißt schlicht „Himmelsscheibe“, das andere „Schlosshotel Himmelsscheibe“ - könnten gegensätzlicher nicht sein. Das eine einstmals ein schlichter Verwaltungsbau aus den 1970er Jahren, das andere 1874 im Neorenaissancestil errichtet.
Das Schlossrestaurant in Nebra: Ein Gewölbe zum Wohlfühlen
Herbstliche Deko empfängt am Eingang des Schlosshotels, ein paar Schritte hinein ist auch das Schlossrestaurant erreicht. Dezente klassische Musik, perfekt eingedeckte Tische mit Stoffservietten und einer geschmackvollen Lavendel-Dekoration, ein Gewölbe zum Wohlfühlen. Der überaus aufmerksame Service führt zum Tisch, fragt charmant, ob der Tag schön gewesen sei, und notiert umgehend Getränkewünsche. Das freut den Gast, dass er so umsorgt wird.
Schlosshof 4-5, 06642 Nebra
Telefon: 03 44 61/ 25 218
Im Netz: www.himmelsscheibenhotels.de
Und gleich noch ein Lob: Als der bestellte Kir (3,50 Euro) serviert wird, wird zugleich angesagt, welcher Wein den Crème de Cassis ergänzt. Interessanterweise ein Müller-Thurgau - eine so noch nicht gekostete Kombination, die viel Gefallen findet. Ein Wort vorab zu den Weinen in der Karte: Hier wagt das Schlossrestaurant ein Angebot, das ungewöhnlich und zugleich ein Treffer ist.
Gelungene Auswahl: Das Weinangebot im Schlossrestaurant Nebra
Alle Weine kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Dass dennoch für jeden Geschmack etwas dabei ist, dafür sorgen die Weingüter Klaus Böhme aus Kirchscheidungen, Stephan Herzer aus Roßbach und der Weinhof Eckhard Winter aus Memleben. Eine gelungene Auswahl dieser Erzeuger wird geboten, die den Anspruch des Hauses unterstreicht, auf die Region zu setzen.
Das gilt auch für die Speisen, wobei ebenso viel Wert auf Saisonales gelegt wird. Eine Rote-Bete-Suppe mit Kräuterschmand und knusprigem Bacon (5,50 Euro) ist da der rechte Auftakt. Die Kräuter haben sich irgendwo versteckt, das Süppchen ist dennoch sehr überzeugend. Genau wie die Vorspeisenportion Waldpilz-Ragout, das es selbstverständlich auf Sonderwunsch gibt (8,50 Euro). War der Koch am Morgen Pilze sammeln? So lecker frisch schmeckt jedenfalls das Ragout.
Die Speisekarte in dem Restaurant in Nebra: Bodenständig und überraschend
Klein und fein ist die Speisekarte, die durchaus Überraschungen neben Bodenständigem parat hat. Und so machen nicht Thüringer Kloß, Schlachtkraut, Schweinebraten, Kalbsleber oder Jägerschnitzel das Rennen, sondern das Steak vom Duroc-Schwein (14,50 Euro), eine Rasse, deren Fleischqualität als herausragend gilt.
Ein Erzeuger aus Schmalkalden ist der Lieferant, lässt der kundige Service auf Nachfrage wissen. Passend zum auf den Punkt gebratenen Steak und zur Jahreszeit die Beilagen: Rote-Bete-Pürree und Pastinaken-Kürbis-Gemüse. Eine Farbenpracht wie ein Herbstwald bietet da der Teller.
Essen in Nebra: Gegrillter Lachs mit Linsen-Kürbis-Curry und Basmati-Reis
Leider hält der Geschmack nicht ganz mit - hier wünschte man der Küche etwas mehr Mut zum Würzen. Dass sie das kann, beweisen das Linsen-Kürbis-Curry und der Basmati-Reis, die den gegrillten Lachs - schön saftig gelungen - auf der anderen Seite des Tisches begleiten (17,50 Euro). Der auf Anraten der Bedienung gewählte Grüne Silvaner vom Weingut Herzer (5,40 Euro) ist die passende Ergänzung.
Sehr ambitioniert ist die Küchen-Mannschaft am Werke (für den, der in der Nähe der Tür sitzt, übrigens nicht zu überhören), obwohl ihr zurzeit ein Chef fehlt. Wohl aus diesem Grund wird auch auf das übliche Amuse gueule im Schlossrestaurant momentan verzichtet, doch das ist eine vorübergehende Erscheinung.
Fruchtig-frisches Finale: Melonensüppchen im Schlossrestaurant Nebra
Hoteldirektor Holger Günsch steht nicht selten höchstselbst am Herd und sorgt für das Wohl seiner Gäste. Und so ist auch dem 44-Jährigen die ansprechende Karte zu verdanken, die er entworfen hat. Da sie nur wenige Gerichte enthält - ein Ausdruck besonderer Sorgfalt bei der Zubereitung -, wird sie häufig gewechselt. Zudem sind unter der Woche Sonderangebote und Tagesempfehlungen ein Markenzeichen des Hauses - je nachdem, welche frischen Zutaten sich gerade anbieten.
Langsam nähert sich das süße Finale, das zur Abrundung eines schönen Essens einfach dazu gehört. Und auch, wenn der Sommer inzwischen vorbei ist: Das geeiste Melonensüppchen mit Mango-Sorbet (3,90 Euro) ist eine höchst erfreuliche fruchtig-frische Erinnerung daran.
Wer es passender zur Jahreszeit mag, kann ja die herbstliche Dessert-Variante versuchen: Crêpe mit hausgemachtem Kürbis-Gelee. Der hauchdünne Crêpe hat mit seiner Wärme das Gelee zum Schmelzen gebracht und in Sauce verwandelt, aber das tut dem Geschmack keinerlei Abbruch.
Das Beste kommt zum Schluss: Ein guter Tropfen erfreut den Gaumen
Zudem: Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und das ist hier zweifellos ein außergewöhnlicher Rotwein. Der Regent vom Weinhof Winter (6,60 Euro) ist sozusagen vor der Haustür gewachsen, denn der Weinberg befindet sich direkt neben den Hotels. Der tiefrote Tropfen ist deutlich wahrnehmbar im Barrique gereift und von einer wunderbaren Weichheit. Ein perfekter Schlusspunkt unter einen gelungenen Abend. (mz)
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