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Gänse müssen warten Gänse müssen warten: Wie funktioniert ein Party-Service in Corona-Zeiten?

Von Yvette Meinhardt 20.11.2020, 07:30
Monika Majonek backt derzeit Butter- und Schokoladenplätzchen, süße Haufen und Mürbeteigplätzchen.
Monika Majonek backt derzeit Butter- und Schokoladenplätzchen, süße Haufen und Mürbeteigplätzchen. René Weimer

Predel - Entenbrust, Gänsekeule und Kaninchen, Zutaten für Rotkohl und Klöße - die Vorratskammern von Monika Majonek sind für das Weihnachtsfest gut gefüllt. „Am 2. Dezember wollte ich im Gemeindezentrum die Weihnachtsfeier für unsere Senioren ausrichten. Doch jetzt steht alles in den Sternen“, sagt die Kleinunternehmerin aus Predel. Denn neben ihrem Kaffeegarten betreibt die 59-Jährige einen Party-Service.

Mehrere Hochzeiten, Familienfeiern, Feuerwehrfest - alles musste sie in diesem Jahr schon absagen. „Das eine Brautpaar hat seine Hochzeit jetzt zum dritten Mal verschoben. Das kann doch nicht wahr sein und jetzt wissen wir nicht, was mit den zahlreichen Weihnachtsfeiern werden soll“, sagt die 59-Jährige. Das fängt bei den Senioren an, reiche über kleine gesellige Runden bis zur Firmenweihnachtsfeier.

„Der zweite Lockdown ist eine existenzielle Herausforderung für viele"

Mit ihrem kleinen Kaffeegarten hat sie sich fest etabliert in der Elsteraue. Direkt am Radweg nahe der Weißen Elster rasten viele in dem schönen Areal. Im Sommer war manches Mal kaum ein Platz zu bekommen. Das schien den Lockdown und den wirtschaftlichen Verlust aus dem Frühjahr wieder wett zu machen. Und auf Grund des milden Wetters konnte sie außergewöhnlich lange öffnen. Doch im November ist jetzt alles geschlossen.

Das Catering für Familien- und Firmenfeiern war bisher ein weiteres gut funktionierendes Standbein. Doch gerade vor dem Weihnachtsgeschäft droht alles auszufallen. „Der zweite Lockdown ist eine existenzielle Herausforderung für viele, vor allem für die Beschäftigen der Gastronomie. Da ist es eigentlich egal, ob es sich um ein 5-Sterne-Hotel in einer Großstadt oder ein Kleinunternehmer auf dem Land handelt. Viele sind in ihrer Existenz bedroht“, sagt Monika Majonek.

Da hängen nicht allein die Gastwirte, Köche und Kellner dran

Da hängen nicht allein die Gastwirte, Köche und Kellner dran. Wenn die Gaststätten geschlossen sind, merken das auch Zulieferer wie Fleischer, Bäcker und Getränkehändler. Selbst Floristen, die zahlreiche Feiern ausgestalten, und Wäschereien, die vergeblich auf Tisch- und Bettwäsche warten, kommen in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

„Zum Glück befindet sich mein Catering in unserem Haus und ich muss keine Miete zahlen“, erzählt sie weiter. Und Majonek beschäftigt keine Angestellten, so blieben ihr solcher Art Kosten erspart. Ihr Mann steuert jeden Monat verlässliches Einkommen dem Haushalt bei. Aber Stillstand und langes Warten ist nicht die Sache der Unternehmerin. So verwandelt sich die Gewerbeküche in eine Backstube. Butter- und Schokoladenplätzchen, süße Haufen und Mürbeteigplätzchen in allen Formen sind schon fertig.

„Meine Bestellbücher sind voll"

„Meine Bestellbücher sind voll. Mehr als 40 Kilogramm habe ich schon gebacken“, sagt Monika Majonek. Trotzdem ist ihr nicht nach Feiern zumute. „Durch das Wirrwarr an Vorschriften blickt kaum noch jemand durch“, sagt sie und hält mit ihrer Kritik an der Bundespolitik nicht hinterm Berg. Sie hat drei Enkel in Thüringen, die sie das ganze Jahr noch nicht gesehen hat. „Mir soll doch mal jemand erklären, warum die Kinder am Vormittag in die Schule gehen und dort mit 30 Schülern in einer Klasse sitzen.

Und geht es nach der Kanzlerin, dann dürfen sie sich am Nachmittag nur mit einem Freund treffen. Wenn wir das schon nicht verstehen, wie sollen es dann unsere Kinder und Enkel verstehen?“, fragt sie. Jetzt bangt sie, ob sie wenigstens Weihnachten Sohn mit Familie besuchen dürfe. Und um Senioren macht sie sich Sorgen. „Viele sitzen allein zu Hause und vereinsamen. Wird der Lockdown weiter verschärft, fühlen sie sich in der Weihnachtszeit dann ganz allein gelassen. Das dürfen wir nicht zulassen“, warnt Majonek. (mz)