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Friedrich Nietzsche  Friedrich Nietzsche : Werkstatt wird zum Sprungbrett

Von Albrecht Günther 11.09.2017, 08:07
Ralf Eichberg (5.v.l.), Leiter des Naumburger Nietzsche-Dokumentationszentrums, begrüßt im Studienzentrum der Landesschule Pforta die Teilnehmer der diesjährigen und damit 25. Nietzsche-Werkstatt sowie deren wissenschaftliche Leiter Jakob Dellinger (6.v.l.) und Enrico Müller (7.v.l.).
Ralf Eichberg (5.v.l.), Leiter des Naumburger Nietzsche-Dokumentationszentrums, begrüßt im Studienzentrum der Landesschule Pforta die Teilnehmer der diesjährigen und damit 25. Nietzsche-Werkstatt sowie deren wissenschaftliche Leiter Jakob Dellinger (6.v.l.) und Enrico Müller (7.v.l.). Torsten Biel

Schulpforte - Fragen Besucher der Landesschule Pforta nach berühmten Schülern, müsse an vorderer Stelle Friedrich Nietzsche genannt werden. Von 1858 bis 1864 lernte er an der 1543 als königliche Landesschule gegründeten Bildungsstätte, berichtete Rektor Thomas Schödel den Teilnehmern der 25. Nietzsche-Werkstatt. Noch bis zum heutigen Sonnabend ist das Treffen von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern aus mehreren Ländern in Schulpforte zu Gast.

„Ich freue mich, dass mit diesem jährlich stattfindenden Kolloquium der Bogen immer wieder neu von der Vergangenheit in die Gegenwart geschlagen wird“, sagte Schödel zur Begrüßung am Donnerstagvormittag. Veranstalter der Werkstatt sind die Friedrich-Nietzsche-Gesellschaft und die Friedrich-Nietzsche-Stiftung. In diesem Jahr übernahmen Jakob Dellinger aus Wien und Enrico Müller aus Bonn die wissenschaftliche Leitung.

Von Anfang an dabei ist Ralf Eichberg. Dem Leiter des Naumburger Nietzsche-Dokumentationszentrums obliegt seit 1992 die Vorbereitung und Organisation der Werkstatt. Da sie im Jahr 2000 aus Anlass des 100. Todestages Nietzsches ausschließlich für Schüler der Landesschule Pforta stattfand und damit von der bis heute gültigen Zielstellung abwich, Studenten und jungen Wissenschaftler eine Plattform zum Diskurs über die Philosophie Nietzsches zu bieten, konnte Eichberg die Teilnehmer nun zur 25. Werkstatt begrüßen. Optimale Bedingungen finden sie im Studienzentrum der Landesschule, untergebracht sind sie im Naumburger Hotel „Bismarckturm“ .

„Im Entwurf, wie die erste Werkstatt gestaltet werden sollte, finden sich noch Ideen wie Exkursionen in die Nietzsche-Stätten in Röcken und Weimar oder Gespräche mit Künstlern“, berichtete Eichberg. Zugunsten der wissenschaftlichen Arbeit an einem jährlich jeweils neuen, auf Friedrich Nietzsche (1844-1900) bezogenen Thema wurde das Konzept jedoch deutlich verschlankt. Unverändert ist die Zahl der Teilnehmer: Sie wurde auf 25 begrenzt, um einen intensiven wissenschaftlichen Austausch zu ermöglichen.

Für die diesjährige Werkstatt wurden zehn junge Philosophen ausgewählt. „Sie stellen ihre bisherigen Forschungsergebnisse und Überlegungen jeweils mit einem Vortrag vor, der danach diskutiert wird“, sagte Dellinger. „Die Werkstatt ist somit ein Sprungbrett in den akademischen Betrieb.“ Auch, weil eine Auswahl der von den Teilnehmern gehaltenen Vorträge im Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft erscheint. Den von Dellinger genannten Sprung hat André Luis Muniz Garcia bereits geschafft. Nach seinem Philosophie-Studium promovierte er 2011 und trat kürzlich eine Professur an der Universität in Brasilia an. Linda Jiayun Gao-Lenders aus Bonn dagegen studiert noch. „In der Werkstatt möchte ich mir Anregungen für meine Bachelor-Arbeit holen“, sagte sie.

Nach einem kleinen, von Ralf Eichberg gegebenen Rückblick auf den Start der ersten Werkstatt, damals noch „Workshop genannt“, führten Dellinger und Müller in das Thema ein: Perspektivierungen des „Perspektivismus“. Während Müller geistes- und kulturhistorische Hintergründe darstellte, ging Dellinger auf Nietzsches Perspektivismus und mögliche Forschungsrichtungen ein. Den ersten Vortrag zum Thema „Die Doppelbedeutung des Perspektivismus. Nietzsche und die Lehre des Gesichtspunktes“ hielt Rodrigo Perez Jorquera aus Chile.