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Flucht und Schießerei in Muschwitz Flucht und Schießerei im Burgenlandkreis: Schock bei Hausbewohner sitzt tief

Von Andrea Hamann-Richter 06.04.2017, 06:00
Detlef Werther steht vor seinem Haus, in das eingebrochen wurde. Das zerstörte Fenster wurde erst einmal provisorisch verschlossen.
Detlef Werther steht vor seinem Haus, in das eingebrochen wurde. Das zerstörte Fenster wurde erst einmal provisorisch verschlossen. Peter Lisker

Muschwitz - Der Schock sitzt tief bei Detlef Werther. Es ist Mittwochvormittag und noch keine 24 Stunden her, als in das Haus des Muschwitzers eingebrochen wurde. Er selber war da nicht zu Hause. Das Ganze endete darin, dass ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) der sächsischen Polizei zuschlug und die Täter überwältigte. Es wurde sogar geschossen. Schon seit die Bande zum Raubzug aufgebrochen war, waren ihr die Spezialkräfte auf den Fersen gewesen.

Nach SEK-Einsatz in Haus in Muschwitz: Das sagt der Bewohner des durchwühlten Hauses

Es ist Tag eins nach dem Horrorszenario. Detlef Werther atmet tief durch. „Es herrscht die absolute Katastrophe“, sagt der 60-Jährige und schaut sich um. Aus jedem Schrank, jedem Regal und jedem Schubfach in seinen vier Wänden ist der Inhalt herausgerissen worden. Kleidungsstücke liegen durchwühlt neben Ordnern, Musikinstrumenten und anderen Gegenständen. „Die waren in allen Räumen“, sagt der Mann. Sogar das Bett ist komplett auseinander gerissen worden.

Die Gardinenstange im durchwühlten Wohnzimmer ist von der Wand gerissen und liegt auf dem Wohnzimmertisch. Dort, wo früher ein Glasfenster war, schließt eine Holzplatte das Loch provisorisch. Das war der Weg, auf dem die Diebe gegen 14 Uhr am Dienstag eingestiegen waren.

Ein Nachbar erzählte Detlef Werther vom Polizeieinsatz in seinem Haus

Davon bekam der Mann selber nichts mit. Er war auf der Arbeit in Leipzig. Ein Nachbar rief aber gegen 15 Uhr an. Er sagte: „Du, bei dir wurde eingebrochen.“ Sofort fuhr Werther nach Hause. In Muschwitz war er von dem, was er sah, völlig entsetzt. Die Straße war abgesperrt. Vermummte und bewaffnete Polizisten waren unterwegs.

„Ihre Autos hatten keine Nummernschilder“, erinnert sich Detlef Werther noch genau. Das MEK ist darauf spezialisiert, verdächtige Menschen und Objekte zu beobachten. Daher tragen die Mitarbeiter oft zivile Kleidung und wenn sie Uniform anhaben, vermummen sich die Männer und Frauen und sind mit anonymen Einsatzfahrzeugen unterwegs.

Werther durfte, nachdem er kontrolliert worden war, die Sperre passieren. Da hatte er immer noch keine Ahnung, was sich wenige Augenblicke vorher in dem kleinen Ort abgespielt hatte.

Einbrecher lieferten sich Verfolgungsjagd mit der Polizei

Als die Diebesbande mit ihrem Streifzug fertig war, wollte das MEK sie schnappen. Aber die Täter flüchteten. Es fiel ein Schuss. Kurz hinter dem Ortsausgang in Richtung Taucha verunglückte der Wagen und die Bande wurde von den Polizeibeamten überwältigt.

Das lässt sich Detlef Werther später von Zeugen erzählen. Er selber schaute erst einmal nach, was gestohlen wurde. Das waren Bargeld und ein Notebook. Beides wird er wiederbekommen.

Vor dem Einbruch in Muschwitz waren in der Gegend Fremde gesehen worden

Der Mann steht am Mittwoch noch immer aufgewühlt vor seinem Haus. Arbeiten kann er an diesem Tag nicht. Er schaut sich um. Es ist idyllisch, dort wo er wohnt. Der Stichweg von der Hauptstraße aus ist kaum zu erkennen. Dahinter stehen helle Häuser auf umzäunten Grundstücken. Es ist eine gepflegte und ruhige Gegend. Genau deshalb hatte Werther aus Leipzig dort 2004 sein Haus gebaut und war in dem kleinen Dorf heimisch geworden. Er fühlte sich sicher.

Vor ungefähr zwei Wochen waren in der Gegend Fremde gesehen worden. Die Bewohner wurden nicht misstrauisch.

Wahrscheinlich waren das aber Leute, die ausspionierten, ob sich ein Einbruch lohnt. „Wir haben gedacht, dieser Kelch geht an uns vorüber“, sagt Detlef Werther. Nach und nach werden er und seine Lebensgefährtin alle Gegenstände an ihre Plätze zurückräumen.

Einbrecher von Muschwitz sollen bundesweit auf Raubzügen unterwegs gewesen sein

Die festgenommen Männer hätten sich als Georgier ausgegeben. Sie seien Mitte bis Ende 20, sagt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Naumburg, Hans-Jürgen Neufang, auf MZ-Nachfrage. Von wem der Schuss abgegeben wurde, wird noch geklärt.

Wie Neufang sagte, ging die Aktion in Muschwitz von den Beamten aus Sachsen aus. Das Auto der Diebe stand im Zusammenhang mit Haus- und Wohnungseinbrüchen in Sachsen und war damit ins Visier der Fahnder geraten. Die Bande soll bundesweit unterwegs gewesen sein.

Neufang kann bestätigen, das es zumindest in Sachsen und Sachsen-Anhalt der Fall war. Einer der Täter soll erst vor wenigen Wochen aus dem Knast entlassen worden sein. „Das überprüfen wir noch“, der Oberstaatsanwalt.

Männer wurden dem Haftrichter vorgeführt - ansonsten schweigt die Polizei

Mittwochnachmittag wurden die drei Männer dem Haftrichter vorgeführt. Ob Untersuchungshaft angeordnet wurde, war für die MZ bis zum Abend nicht mehr zu erfahren. Warum die Tätergruppe observiert worden war, was es mit dem Schuss auf sich hatte und wo es noch kriminelle Handlungen der Männer gab, konnte auch Pressesprecherin Katharina Geyer von der Polizeidirektion in Leipzig am Mittwoch noch nicht beantworten. Die Ermittlungen laufen weiter, hieß es nur. (mz)

Die Diebe durchwühlten jeden Winkel des Hauses in Muschwitz.
Die Diebe durchwühlten jeden Winkel des Hauses in Muschwitz.
Peter Lisker
Durch das Fenster stiegen die Einbrecher ein. Viele Vasen gingen zu Bruch.
Durch das Fenster stiegen die Einbrecher ein. Viele Vasen gingen zu Bruch.
Peter Lisker