Trotz schlechter Bedingungen: Feuerwehr Burgenlandkreis: Warum die Feuerwehr in Granschütz Nachwuchs ohne Ende hat

Granschütz - Den Feuerwehren im Burgenlandkreis laufen die Mitglieder weg. „Jährlich verlieren wir etwa 100 Mitglieder und die Einsätze werden aber immer mehr“, schildert Michael Eichstädt.

Dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes vom Burgenlandkreis sei ein Besuch bei der Wehr in Granschütz angeraten. Die nämlich platzt aus allen Nähten - und zwar so vehement, dass sie aufgrund von Platzmangel derzeit niemanden mehr aufnehmen kann.

51 Mitglieder zählt die freiwillige Feuerwehr der Ortschaft. Allein seit Oktober kamen sieben Neulinge hinzu. Darunter sind auch zwei Eltern, die Feuer und Flamme sind. Sie hatten zuvor ihre Kinder in die Jugendwehr gebracht.

Zur Erklärung: Granschütz hat ein reiches Vereinsleben. Erwachsene und Jugendliche haben schier die Qual der Wahl bei den Freizeitangeboten. Und doch zieht die Feuerwehr wie ein Magnet.

Wehrleiter Detlef Brauer grinst, denn er hat eine Erklärung für den Ansturm: „Seit Generationen geben wir das Feuerwehr-Gen weiter.“ Brauers Vater Werner war Ortswehrleiter wie nun sein Sohn.

Der heute 62-Jährige begeisterte wiederum nicht nur den eigenen Sohn Michael, sondern auch den Schwiegersohn Thomas, in der Wehr mitzuarbeiten. Zwischenzeitlich schwirrt auch Enkelin Samanta in der Wehr herum.

Die Jugendwehr leitet seit 1989 der stellvertretende Wehrleiter Uwe Ludwig. Seit 22 Jahren trägt er die Feuerwehruniform. Auch sein Vater hat ihn für die ehrenamtliche Arbeit begeistert.

Uwe Ludwig hat zwei Kinder: Niklas und Luisa. Ja, nun kann man raten, wo die wohl in ihrer Freizeit zu finden sind. Der Sohn macht bei der Mibrag eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann und ist in der Ortswehr. Gymnasiastin Luisa ist begeisterte Feuerwehr-Frau in der Jugendwehr.

33 Einsätze haben die Einsatzkräfte aus Granschütz im vergangenen Jahr gefahren - 15 waren es bereits in diesem Jahr. „Unsere Ausrüstung ist top. Ich würde unserem Technikpark eine gute Zwei geben“, bewertet Brauer die Ausrüstung.

Zwei Wehren im Burgenlandkreis haben einen sogenannten DekonP, ein Spezialfahrzeug, welches bei Unfällen mit Gefahrgut zum Einsatz kommt. Neben Zeitz ist das die Wehr von Granschütz.

Erst zu Weihnachten bekamen die Granschützer Kameraden einen neuen Mannschaftswagen. Ihre beiden Löschfahrzeuge haben eine Kapazität von insgesamt 2.900 Litern Wasser.

„Wir sind in der ausgesprochen guten Lage, dass die Mehrzahl unserer Mitglieder in der Region wohnt. Die meisten Unternehmen haben ein Herz für die Wehr, so dass unsere Einsätze entgegen so manch anderer Wehr bisher nie in Gefahr geraten sind“, bilanziert der Wehrleiter mit Stolz.

Die Mannschaft steht wie eine Eins, versieht ihren Dienst und feiert auch gemeinsam. Nicht wegzudenken sind die Kameraden beim Oster- und Weihnachtsmarkt im Dorf.

Sie stehen auch zusammen, wenn familiäres Leid zu tragen ist. Uwe Ludwig und Detlef Brauer verloren im vergangenen Jahr ihre Väter. „Da war es gut, Beistand zu erfahren“, erinnert sich Brauer.

Vieles passt also in der Granschützer Wehr. Doch eines wurmt die Kameraden dann doch. Im Feuerwehrhaus ist die Zeit vor etlichen Jahrzehnten stehen geblieben.

„Die Bedingungen sind einfach nicht optimal“, bringt es Ordnungsamtsleiter Tino Ecker auf den Punkt. Das ist der Kommune seit langem bekannt. Brauer und Ludwig geben einen Einblick.

Die Feuerwehrmänner kleiden sich direkt neben ihren Fahrzeugen um. Privatsphäre gibt es ebenso wenig wie Raum, um aneinander vorbeizulaufen. Die Umkleide für die Frauen ist nur durch einen Vorhang abgetrennt.

Für alle gibt es eine Dusche. Mehr noch: Die Spinde sind so knapp, dass sich die Wehr glücklich schätzte, aus dem Bestand der aufgelösten Justizvollzugsanstalt Naumburg einen Schrank kostenlos zu bekommen.

„Das ist alles nicht besonders. Aber eine Kommune hat viele Baustellen zu bewältigen. Da sind wir froh, dass nun etwas Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist“, sagt Uwe Ludwig.

Soll heißen: Abgewogen wurde, ob das alte Gebäude saniert oder doch lieber abgerissen werden soll und ein Neubau folgen müsste. Die Verwaltung hat sich für letzteres entschieden. Ein entsprechendes Gelände wurde auch schon favorisiert. Fließen Fördergelder, könnte sich die Situation für die Granschützer voraussichtlich 2020 entspannt haben.

Mitte Juni feiern die Granschützer, und wieder wird das ganze Dorf auf den Beinen sein. Denn die Wehr wird 85. Rund 20 Wehren aus der Region sind eingeladen. Acht Jugendwehren treffen sich am 16. Juni zur Jugend-Stafette.

Es wird ein heißer Kampf zwischen der Hohenmölsener Jugendwehr und der Granschützer. Beide haben die Jugendstafette bereits zweimal gewonnen. Im Vorjahr siegten die Granschützer. Beim dritten Gewinn darf der Wanderpokal behalten werden. (mz)