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Adrian Ursache überlebt knapp Ex-Schönheitskönig Adrian Ursache überlebt knapp: Wie gefährlich war Mister Germany?

Von Torsten Gerbank 26.08.2016, 18:35
Auch am Freitag ist die Polizei noch in der Alten Poststraße in Reuden präsent.
Auch am Freitag ist die Polizei noch in der Alten Poststraße in Reuden präsent. René Weimer

Reuden - Eine Schreckschusspistole war es laut Staatsanwaltschaft nicht. Wie gefährlich war die Waffe - vermutlich ein Revolver - mit der Adrian Ursache Donnerstagmorgen in Reuden Spezialeinsatzkräften der Polizei entgegengetreten ist? Und mit dem er offenbar auch geschossen hat. Ein Gutachten müsse das klären, sagte am Freitag Klaus Wiechmann.

Wiechmann ist Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Halle, deren Naumburger Zweigstelle die Ermittlungen zu dem Vorfall in Reuden führt. Denn es stehen unter anderem die Fragen, wie schussfähig, wie gefährlich war die Waffe?

Und es gibt noch viel mehr Antworten, die in den nächsten Tagen und Wochen gefunden werden müssen. Zum Beispiel auf die Fragen: Wie konnte die Situation eskalieren? Wer hat zuerst geschossen? Die Ermittlungen laufen.

Eigene Republik ausgerufen - den „Staat Ur“

Rückblick: Mit zwei Hundertschaften war die Polizei Donnerstagmorgen in die Alte Poststraße in Reuden ausgerückt, um dort einen Gerichtsvollzieher bei der Zwangsräumung eines Grundstücks zu unterstützen.

Die Zwangsräumung richtete sich gegen Ursache, also gegen den Mann, der einst als Mister Germany der schönste der Republik gewesen und nun Anhänger der sogenannten Reichsbürger ist. Reichsbürger erkennen die Bundesrepublik nicht als Staat an. Ursache hatte auf seinem Grundstück und dem von Verwandten seine eigene Republik ausgerufen - den „Staat Ur“. Bei der Zwangsräumung kam es zur Eskalation.

Mit Ursache, Familienangehörigen und Sympathisanten befanden sich laut Polizei 14 Personen auf dem Grundstück. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK, siehe „Wenn’s brenzlig wird...) wurde mit Steinen beworfen, Ursache selbst hat laut Polizei eine Waffe gehabt. Es kam zum Schusswechsel. Ursache wurde in den Oberkörper getroffen und schwer verletzt. Er schwebte, das bestätigte am Freitag ein Sprecher der Universitätsklinik Leipzig, zeitweise in Lebensgefahr.

Er scheint aber über den Berg zu sein. Ursache war nicht der einzige Verletzte in Reuden. Wiechmann spricht von zwei verletzten Polizisten. Einer hat eine Blessur am Hals. Sie stammt möglicherweise von einem Geschoss. Ein anderer ist von einem der Sympathisanten Ursaches gebissen worden. „Gegen den Beißer läuft ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung“, so Wiechmann. Gegen Ursache wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Donnerstag war zunächst von drei Verletzten die Rede, später von fünf. Letztgenannte Zahl bestätigte Wiechmann jedoch nicht.

Um später herausfinden zu können, was sich Donnerstag wie zugetragen hat, dazu sind laut Staatsanwalt noch am Tag des Ereignisses Spuren gesichert worden. Sie werden nun ausgewertet. Dabei werde geprüft, inwieweit es gerechtfertigt und verhältnismäßig war, dass die Polizei geschossen hat. Es werden Waffen untersucht. Ob die Polizeiaktion und auch die Mannstärke vielleicht eine Nummer zu groß gewesen sein könnte und damit eventuell irgendetwas heraufbeschworen wurde, auch das müsse geprüft und geklärt werden, so Wiechmann.

In Reuden und der Region wird diskutiert

Allerdings verwies er auf Ereignisse vom Mittwoch. Da war der Gerichtsvollzieher angekündigt. Ursache zeigte sich mit „einer erheblichen Zahl an Sympathisanten“. Also habe man gewusst, dass die Zwangsräumung nicht freiwillig geduldet werden würde. „Der Einsatz der Polizei an sich war geboten“, so Wiechmann. Offen ist die Frage: War die Anzahl an Beamten nötig? Einen Haftbefehl gegen Adrian Ursache gab es Freitag noch nicht. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er beantragt und am Ende auch erlassen wird. Denn: „Bei solch einem Vorwurf ist mir niemand bekannt, der auf freiem Fuß ist“, so Wiechmann.

In Reuden und in der Region werden die Geschehnisse derweil heftig diskutiert. Bürger schütteln die Köpfe, wundern sich, dass dem Tun in Reuden nicht längst ein Ende bereitet wurde. Daraus resultiert die Frage: Musste es erst so weit kommen? Und noch etwas bewegt die Menschen: Wer bezahlt den Polizeieinsatz und die Klinikbehandlung eines Menschen aus dem „Staate Ur“. Auch darauf wird es Antworten geben müssen. (mz)