Ex-Landtagsabgeordneter Ex-Landtagsabgeordneter: Frank Thiel und der Abschied von der ersten Reihe

Nissma - Frank Thiel (Die Linke) zieht sich nach 14 Jahren als Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt aus der ersten Reihe der Politik zurück. Und doch wird er noch nicht ganz loslassen. Der 64-Jährige aus Nißma in der Gemeinde Elsteraue war nicht wieder zur Landtagswahl im März angetreten und hat sich nun offiziell mit einer kleinen Feier von Wegbegleitern und Unterstützern verabschiedet.
Doch seine Erfahrungen, die er vor allem als wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion sammeln konnte, will er weiter nutzen und in der Zeitzer Region einbringen. Dazu gehören Kontakte zu Kammern und Wirtschaftsverbänden, aber auch zur Bundespolitik. „Ich bleibe Zeitz erhalten und möchte die Bedeutung der Stadt im Land weiter stärken“, kündigt er gegenüber der MZ an.
Das könnte er sich sowohl im politischen als auch wirtschaftlichen Bereich vorstellen, und natürlich als Vorsitzender des Fördervereins Elsterfloßgraben. Dessen Ziel ist es, den Floßgraben wieder als technisches Denkmal vollständig herzustellen. Und auch da sei man schon ein gutes Stück vorangekommen.
Umdenken im Gange
Einige Verbände und seine Partei haben bereits angefragt, ob er sich weiter engagieren würde. Und ganz abgeneigt ist Thiel nicht. Denn es gibt einige Themen, die er als Landtagsabgeordneter mit angeschoben hat, die aber noch nicht am Ziel angekommen sind. So sei zum Beispiel in der Wirtschaftsförderung langsam ein Umdenken im Gange, das nicht immer nur die Unternehmerseite bedenkt, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen und gute Löhne stärker in den Fokus rückt.
Also nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die -nehmer Gehör finden. Doch in diesem Umdenk-Prozess, für den sich Thiel mit seiner Fraktion lange eingesetzt hat, ist noch Luft nach oben. Und vielleicht kann er da noch ein wenig mithelfen.
Auch was die Akzeptanz des zweiten Arbeitsmarktes angeht, sieht er noch Potenzial. „Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass es ein wichtiger Markt ist und keine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt“, sagt Thiel und wertet auch das als Erfolg seiner parlamentarischen Arbeit. Denn für ihn war immer klar, dass der zweite Arbeitsmarkt ein Zugang für jene sein kann, die lange ohne Job waren. Sie können wieder Mut fassen, sich beweisen, gebraucht fühlen und haben die Chance, durch Maßnahmen wieder für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden.
Zweitwohnsitz in der Elsteraue
Thiel spricht auch von einigen Punkten im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung, die er gern umgesetzt sehen würde. Deswegen kann er sich vorstellen, seiner Fraktion auch weiterhin mit Rat und Tat - nur vielleicht nicht in dem Umfang wie bisher - zur Seite zu stehen.
Der Politiker, der seinen Zweitwohnsitz in der Elsteraue hat und mit seiner Frau hauptsächlich in Magdeburg wohnt, möchte sich zudem an der Weiterentwicklung der Stadt Zeitz beteiligen. Sowohl mit dem Floßgrabenverein, mit dem er sich vorstellen könnte, an der 1050-Jahr-Feier im kommenden Jahr teilzunehmen. Aber auch als Botschafter für die Stadt.
„Ich glaube, jede Stadt hat ihre Probleme, es geht nur darum, wie man damit umgeht. Und Zeitz hat eine Reihe von noch nicht entdecktem Charme. Die Stadt hat was“, sagt er. Nach Ruhestand hört sich all das auf jeden Fall nicht an. Das möchte Thiel auch noch nicht, er ist bereit, mit 64 noch einmal etwas Neues anzupacken. (mz)