Einbruchserie Einbruchserie: Motorradhändler in Zorbau fühlt sich im Stich gelassen

Zorbau - Im März haben die Diebe das letzte Mal zugeschlagen. Seit Jens Nickels sein Geschäft Motorradland 1996 in Zorbau eröffnet hat, wird er fast jährlich von Einbrechern heimgesucht. Immer wieder nehmen die Langfinger wertvolle Motorräder mit.
Allein im vergangenen Jahr wurde dreimal bei ihm eingebrochen „Da kann man nur noch seinen Laden schließen oder jemanden mit einem Gewehr anstellen“, so der 51-Jährige frustriert.
Nach dem letzten Einbruch konnten nun erstmals zwei Verdächtige festgenommen werden. Die Autobahnpolizei Fürstenwalde hatte mitten in der Nacht einen Transporter mit abgeklebten Kennzeichen auf der A 9 kontrolliert. Im Laderaum fanden die Beamten ein beschädigtes Motorrad, für das die beiden Fahrer aus Polen keinen Papiere hatten. Mit Hilfe der Identifikationsnummer wurde schnell festgestellt, dass die Maschine aus dem Zorbauer Motorradland stammt.
„Die brechen die Tür auf, tragen ein Motorrad in den Transporter und sind nach einer Minute wieder verschwunden“
Jens Nickels, der wegen der Vorfälle schon vor Jahren in ein Haus auf dem Betriebsgelände gezogen war, wurde in der Tatnacht von der Alarmanlage geweckt. Doch die Diebe waren bereits auf der Flucht, er konnte sie nur noch wegfahren sehen.
„Die brechen die Tür auf, tragen ein Motorrad in den Transporter und sind nach einer Minute wieder verschwunden“, sagt der Händler, der wegen der Einbrüche nachts nur noch schlecht schläft.
In den vergangenen Jahren musste Jens Nickels wegen der Auflagen der Versicherung viel Geld für Sicherheitstechnik ausgeben. Allein ein neuer Zaun hat ihn 40.000 Euro gekostet. Hinzu kommen Kameras, Bewegungsmelder und weitere Maßnahmen.
Motorradland 1996 in Zorbau: Inhaber bleibt auf Kosten für Sicherheitstechnik sitzen
„Aber die Diebe rüsten auch auf. Das sind Profis“, sagt er. Die Motorräder seien versichert, aber auf den Kosten für die Technik bleibt er sitzen. „Die müssten mir die Täter eigentlich ersetzen.“
Am Amtsgericht Weißenfels hat diese Woche der Prozess gegen die 33 und 34 Jahre alten Tatverdächtigen aus Warschau begonnen. Ihnen wird der gemeinschaftliche Diebstahl in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Während der eine Angeklagte schweigt, hat der andere seine Tatbeteiligung eingeräumt.
Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Da er zu Hause Arbeit hat, ging das Gericht von einer positiven Sozialprognose aus.
Jens Nickels ärgert sich über das aus seiner Sicht milde Urteil. Er findet, dass Kriminelle nicht streng genug bestraft werden. „Deswegen kommen Ausländer zum Klauen zu uns“, sagt er. Dass Flüchtlingen geholfen wird, sei aber in Ordnung, betont er. Dass könne man nicht vergleichen.
Motorradland-Besitzer fühlt sich vom Staat allein gelassen
Vom Staat fühlt er sich alleingelassen. „Eigentümer müssten besser geschützt werden“, sagt er. Als er in der Tatnacht den Notruf wählte, sei er zunächst in einer Warteschleife gelandet. Die Polizei traf schließlich 20 Minuten nach dem automatisch alarmierten privaten Sicherheitsdienst ein.
Auf Nachfrage teilte eine Polizeisprecherin mit, dass es für den Notruf zwar keine zeitlichen Hilfsfrist gebe, die Reaktionszeit jedoch bei etwa 20 Minuten liegen sollte. Jens Nickels möchte dem einzelnen Polizeibeamten allerdings auch keinen Vorwurf machen. Die Verantwortung sieht er bei der Politik.
Der Prozess gegen den zweiten Angeklagten wird am Montag fortgesetzt. Ihm wird zudem der Diebstahl eines weiteren Motorrades zur Last gelegt. Dabei soll er in Braunschweig mit einem Transporter in das Schaufenster eines Motorradladens gerast sein. (mz)