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Zwei Frauen und ihre Pferde Ein wahrgewordener Traum in Kleingöhren

Die Pferde von zwei Frauen stehen in Kleingöhren. Für beide geht mit den Vierbeinern ein Lebenstraum in Erfüllung.

Von Holger Zimmer 03.05.2021, 14:30
Michelle Seewald (links) mit ihrem Pferd Elma und Kristin Kinnigkeit mit ihrer Stute Maron.
Michelle Seewald (links) mit ihrem Pferd Elma und Kristin Kinnigkeit mit ihrer Stute Maron. Foto: Holger Zimmer

Kleingöhren - Ein Leben ohne Pferde? Michelle Seewald (41) und Kristin Kinnigkeit (32) schütteln die Köpfe. In Kleingöhren haben sie ihre Pferde in einem Stall stehen. Von hier aus geht es in die Natur, mal langsam, mal etwas schneller. Die ältere der beiden Frauen sagt: „Für mich ist es ein wahr gewordener Lebenstraum und ein Ausgleich zu Arbeit und Familie. Das ist eine Herzenssache.“ Kristin Kinnigkeit sagt: „Hat man schlechte Laune, ist die nach dem Reiten wie weggeblasen. Es ist unfassbar schön und ein eigenes Pferd wie ein Familienmitglied.“

Michelle Seewald ist Kellnerin in einem Leipziger Bowlingcenter und jetzt wegen der Pandemie in Kurzarbeit. Als Mädchen ist sie mit der Mutter jeden Sommer in die Reiterferien bis nach Treuenbrietzen und Gießen gefahren. Auch ans Singen am Lagerfeuer erinnert sie sich noch. Den Traum von einem eigenen Pferd hat sie nie aufgegeben. Als sie dann mit ihrem Mann Uwe ein Grundstück in Bothfeld gekauft hat und in der Nachbarschaft ein Fohlen auf der Koppel stand, habe er, der um ihre Träume wusste, den Kauf von Elma ins Spiel gebracht. Zunächst habe das Fohlen auf der Koppel und in dem kleinen Stall gestanden.

Auf einem Reiterhof in Leutzsch lernte sie aber Kristin Kinnigkeit kennen

Als Vierjährige wurde das Pferd dann nach Leipzig zum Einreiten gegeben. Das traute sich Michelle Seewald dann doch nicht zu. Auf einem Reiterhof in Leutzsch lernte sie aber Kristin Kinnigkeit kennen. Sie hat ein Studium in Kunstgeschichte abgeschlossen und arbeitet jetzt als Lageristin in Leipzig. Dort hat sie auch mit dem Reiten angefangen und lernte Michelle Seewald kennen. Die beiden Frauen mögen schwere Pferde, Kaltblüter, die früher vor allem als Arbeitspferde auf dem Acker eingesetzt wurden. Und da die jüngere der beiden Frauen auch an ihnen Gefallen gefunden hatte, wechselten sie sich beim Reiten ab.

Eine sogenannte Reitbeteiligung kam zustande, doch seit zwei Monaten ist Kristin Kinnigkeit selbst stolze Besitzerin der Stute Maron. Inzwischen begleitet sie auch mal ihr Mann Sebastian mit dem Fahrrad, der mittlerweile sogar selbst Geschmack am Reiten gefunden hat. Die 15 und acht Jahre alten Jungen von Michelle Seewald haben es nicht so mit diesem Hobby, nur der Jüngere sitzt ab und an mal im Sattel. Aber immerhin sind es gemütliche Pferde, denen man auch mal eine enge und niedrige S-Bahn-Unterführung zumuten kann. Eine Gefahr, dass sie mal durchgehen, besteht eher nicht.

Die Ex-Städterin Michelle Seewald ist längst zur Bothfelderin geworden. Sie sagt sogar: „Ich überlege, ob ich mir wegen der frischen Eier vielleicht sogar Hühner anschaffe.“ Da habe man was davon. Ansonsten ist das Pferdehobby nicht billig. Das Einstellen im Stall kostet einiges und auch das Heu ist angesichts der zuletzt trockenen Sommer teuer geworden. Aber das zahlt man gern, wenn man seinen Kindheitstraum leben kann, wie die 41-Jährige sagt. (mz)