Domgymnasium Naumburg Domgymnasium Naumburg: Lepsiushaus: Schule feiert rundes Jubiläum

Naumburg - Ist man über 100 Jahre alt, kann man auf eine abwechslungsreiche Zeit zurückblicken. Im Falle des imposanten Gebäudes in der Naumburger Thomas-Müntzer-Straße trifft das besonders zu. Oberlandesgericht, Luisen-Oberlyzeum, Verwaltungsdomizil der amerikanischen sowie sowjetischen Besatzungsmächte, Erweiterte Oberschule (EOS), Pionierhaus des Kreises, Lepsius- und schließlich Domgymnasium: Die Liste der Namen ist lang.
Die schulische Nutzung kann dabei sehr genau und in dieser Woche sogar sehr „rund“ datiert werden. Auf den Tag 100 Jahre lang war sie am Dienstag, als der Leiter des Domgymnasiums, Dirk Heinecke, alle Gäste zur Feier dieses Jubiläums in der Aula des Hauses begrüßte.
Heinecke oblag es, einen Abriss zur Geschichte des Gebäudes vorzutragen. Interessierte finden ihn in Auszügen auf der Internetseite der Schule. Stellvertretend sei hier die Anekdote angeführt, wie es zum Bau gekommen war. Löste doch der damalige Oberbürgermeister Emil Kraatz damit zwei Probleme. Er brauchte ein neues, größeres Oberlandesgericht (OLG) sowie ein neues Oberlyceum, das vor allem die Richter der Stadt zur Beschulung ihrer Töchter forderten. Sein Plan: Ein Neubau am damaligen Kaiser-Friedrich- und heutigen Stephanplatz, in dem übergangsweise das OLG und danach die Schule einzieht. Dazu musste eine Scheune gekauft und abgerissen werden, wofür der Magistrat 25800 Mark bewilligte. Dumm nur, dass der verantwortliche Beamte den Termin der Versteigerung verpennte und ein Holzhändler Bauer für 5050 Mark zuschlug. Das Ende vom Lied: Die Stadt kaufte Bauer später die Immobilie für 28500 Mark ab. Immerhin: Der anschließende Bau des Hauses samt zwei Sälen und 32 Räumen für rund 300000 Mark ging zügig vonstatten. Im Jahr 1913 konnte das OLG einziehen. Am 10. April 1918 startete der Schulbetrieb.
Von jüngeren Zeiten berichtete der ehemalige Schulleiter Gerhard Schäfer. Zunächst Lehrer im Haus, das von 1972 bis 1987 Jahre den Namen des Schriftstellers Erich Weinert trug, war er nach einem Intermezzo des Objektes als Pionierhaus ab 1990 Schulleiter. Stolz zeigte er sich, dass man von 1994 bis zur Fusion 2004 Lepsiusgymnasium hieß, damit den weltweit angesehenen Ägyptologen Richard Lepsius ehrte und ein Wir-Gefühl schuf. „Noch heute sage ich, angelehnt an Kennedy: Ich bin ein Lepsianer!“
Zwischen weiteren Festbeiträgen, etwa zur jüngst erfolgten Sanierung des Hauses, boten Lili Schulze, Julius Poltmann, Maximilian Miersch, Marlene Thyn sowie Verena und Felix Noodt eine musikalische Auflockerung. Zudem trugen Paul Speiser, Emilia-Sophie Scholz, Alexander Reiche und Lucas Nobis selbst verfasste Sagen vor.
