Deutsches Nationalteam bei Floorball-WM Deutsches Nationalteam bei Floorball-WM: Fördergelder lassen auf sich warten

Tampere - Vergangenen Samstag, Finnland, Tampere, Hakametsä-Ice-Hall: 6 500 Zuschauer machen einen Höllenlärm. Unten, wo eigentlich Eishockey gespielt wird, geht es um den Damen-Weltmeistertitel im Floorball. Titelverteidiger Schweden und Gastgeber Finnland liefern sich ein packendes Match – 4:4. Erst nach Verlängerung und Penalty-Schießen steht fest: Der Pokal geht an die Schwedinnen, zum fünften Mal in Folge.
Von so einem Finale können die Floorballe-rinnen des UHC Weißenfels, die bei der WM in der deutschen Auswahl standen, nur träumen. Das Team um Indra Reck (Tor), Katja Leonhardt, Sara Patzelt und Pauline Baumgarten sowie die Ex-Weißenfelserinnen Katja Timmel und Laura Neumann spielten um Platz fünf. Gegen Lettland setzte es vor 150 Zuschauern ein 2:5. In der Vorrunde hatten sich beide Teams noch mit 3:3 getrennt. Wieder stach eine UHC-Akteurin heraus. Patzelt wurde nach der Partie als beste Spielerin ausgezeichnet. Ihr gelang in der 9. Minute nach Zuspiel von Baumgarten das Führungstor. Zudem war Patzelt mit einer Vorlage am 2:3 beteiligt (34. Minute).
Der sechste Rang, ein beachtliches Ergebnis. „Das ist die beste WM-Platzierung seit 1999“, betonte Patzelt. Die abschließende Niederlage sei zu verschmerzen. „Nach sieben Spielen in neun Tagen mit hoher Intensität war einfach die Luft raus. Wir haben ein gutes Turnier gespielt und darüber ist die Freude am größten“, bilanzierte die 27-Jährige.
Vom Niveau Schwedens und Finnlands, wo Floorball Volkssport ist, ist Deutschland hingegen meilenweit entfernt. Gegen beide Teams setzte es Niederlagen mit 16 Gegentoren. Es gibt derzeit keine deutsche Bundesliga. Weißenfels und Grimma halten sich in den jeweiligen Herren-Landesverbandsligen fit. Lediglich im Pokalwettbewerb gibt es mit elf Großfeldteams halbwegs Konkurrenz. Floorball Deutschland (FD) will behutsam eine Ligastruktur aufbauen. Bis zu einem funktionierenden Oberhaus ist es aber noch ein langer Weg.
Mehr als 2.000 Euro Eigenanteil
Zudem: FD ist chronisch klamm. Die Nationalspielerinnen tragen einen hohen Eigenanteil. Mehr als 2.000 Euro mussten sie in den vergangenen zwei Jahren für Trainingslager, WM-Qualifikation, Vorbereitungsturniere und die Teilnahme an den Titelkämpfen hinblättern. „Wir versuchen selbst, kleine Sponsoren zu finden“, so Patzelt. Und der UHC unterstützt. Bei den meisten seien aber die Eltern die größten Förderer des Hobbys Leistungssport. Selbst die Aufnahme in den DOSB vor einem Jahr öffnete den Floorballern noch nicht wie erhofft den Zugriff auf Fördergeld vom Bund. FD-Generalsekretär Michael Lachenmaier: „Es gibt einen vierjährigen Zyklus, bei dem neue Verbände leider nicht berücksichtigt werden. Das fiel erst mit unserer Aufnahme auf und soll geändert werden.“ Frühestens 2018 können die ersten Euro fließen.
Für die WM 2017 in der Slowakei heißt es also wieder: Geld beiseitelegen. Ob Patzelt dann noch dabei ist? Mit 27 Jahren gehört sie zur älteren Riege. Und nach ihrem Referendariat ist die berufliche Zukunft noch ungewiss. Patzelt würde gern wieder mitfahren. Was bis dann sportlich drin ist? Patzelt: „Wir müssen auf jeden Fall gut arbeiten, damit wir das jetzige WM-Ergebnis erstmal halten können.“ (mz)