Die mit sich selbst tanzen Derzeit findet im Erholungspark Hohenmölsen ein Yoga-Festival statt
Was die Teilnehmer dort erleben und welche Idee dahinter steckt - ein Besuch vor Ort.

Hohenmölsen/MZ - Schon auf dem Parkplatz sind die Bässe von der gut 500 Meter entfernten Festwiese hörbar. Der Erholungspark Mondsee ist derzeit mal wieder Austragungsort eines Festivals. Den stampfenden Bässen nach zu urteilen könnte es sich um das Hell-Festival handeln, das vor Corona immer Ende August den Park in ein Technomusik-Paradies verwandelt hat.
Diesmal ist es jedoch ein Yoga-Festival, das von Donnerstag bis Sonntag stattfindet. Teilnehmer haben vereinzelt schon für Ärger gesorgt. Wie die Mondsee-Geschäftsführung berichtet, sind Festival-Besucher unbekleidet durch den Park gelaufen. Die MZ hat das Festival am Freitag besucht:
Auf dem Weg zur Festwiese kommt mir ein junger Mann, der immerhin eine Hose trägt, auf einem alten, klapprigen Fahrrad angefahren und fragt nach der Uhrzeit. „Fünf vor Eins“, antworte ich ihm. Der gut gelaunte Zeitgenosse bedankt sich mit einem Lied, das er auf der Weiterfahrt für mich singt, in dem er mich „Favourite Man“ nennt - auf Deutsch: Lieblingsmann. Ich fühle mich leicht geehrt.
„Cat & Cow“ - auf Deutsch: „Katze und Kuh“ - nennt sich das Yoga-Festival
Am Einlass nehmen mich drei junge Frauen in Empfang. Ich bin auf der Suche nach Thomas Wesser, dem Veranstalter. Der Name sagt den Frauen nichts. „Das muss Tom sein“, sagt eine von ihnen und bringt mich zu ihm. Thomas „Tom“ Wesser - 42 Jahre alt, lange dunkelblonde Haare - trägt ein weißes T-Shirt, dass das Konterfei des Revolutionärs und Marxisten Che Guevara zeigt, und freut sich über den Besuch der lokalen Presse. Er veranstaltet das Festival privat - zum ersten Mal überhaupt. Er sei viel rumgefahren, habe rumtelefoniert, um den passenden Ort für eine solche Veranstaltung zu finden. Am Mondsee ist er fündig geworden. „Alles funktioniert problemlos hier, es ist stressfrei und entspannt“, sagt der Thüringer.

„Cat & Cow“ - auf Deutsch: „Katze und Kuh“ - nennt sich das Yoga-Festival. Der Name habe keine spezielle Bedeutung. „Es ist mal was anderes als nur Yoga-Festival“, sagt Tom. Bis Sonntag gebe es Workshops und Vorträge rund um das Thema Yoga und alternative Heilmethoden. Es wird meditiert, getanzt, gesungen. An Ständen werden Kleider, kulinarische Spezialitäten und Kunsthandwerk verkauft. Wer möchte, kann auf dem Gelände zelten.
Tom organisiert das Yoga-Festival nicht allein, sondern mit Lila Scheyer. Die Leipzigerin gibt selber Workshops, hat einen Blog und eine eigene Internetseite, auf der sie sich als „Entdeckerin, Reisende, Erschaffende und Freigeist“ bezeichnet. „Unser Ziel ist es, hier einen Raum für gemeinsamen Austausch und Inspiration zu schaffen“, sagt die 30-Jährige. Und das soll auf verschiedene Art und Weise passieren: Durch Sport, Tanz, Gespräche. „Alles, was gut tut“, sagt Lila.

„Es ist wundervoll hier, es wäre schön, wenn sich das Festival etabliert und weiter wächst“
Sie und Tom begleiten mich zu einem großen Zelt, aus dem die von mir vernommene Bassmusik dröhnt. Drinnen und draußen tanzen gut einhundert Personen für sich nach den technoähnlichen Klängen. Unter ihnen: ein älterer Mann mit Bart - oben ohne und mit einer pinkfarbenen Hose bekleidet. „Heldenreise“ - so nennt sich die Übung, bei der die Teilnehmer tanzend ihre Wünsche und Sehnsüchte erforschen.
In einem anderen Zelt gibt Christian Seiffert gerade einen Kurs und zeigt den Teilnehmern, wie Selbstverteidigung funktioniert. Yoga und Selbstverteidigung - wie passt das denn zusammen? Laut dem Berliner handelt es sich hierbei um Kung-Fu-Yoga - ein Stil, der Yoga, Kung-Fu und Pädagogik miteinander vereint. Auch Seiffert ist erste Mal am Mondsee und hofft, dass dies nicht sein letzter Besuch gewesen ist: „Es ist wundervoll hier, es wäre schön, wenn sich das Festival etabliert und weiter wächst.“

Aufgrund der Pandemie ist die zugelassene Teilnehmerzahl des Festivals auch auf 1.000 begrenzt worden
Diesen Wunsch haben auch die Veranstalter, die „Cat & Cow“ gern auch im kommenden Jahr in dem Erholungspark austragen wollen. Denn die Location am Mondsee sei super und bestens geeignet für eine Veranstaltung dieser Art. „Wir würden uns auch freuen, wenn ein paar Hohenmölsener vorbeischauen“, sagt Lila, denn die Gäste kämen aktuell noch eher von auswärts - deutschlandweit und sogar aus dem Ausland wie der Schweiz.
Aufgrund der Pandemie ist die zugelassene Teilnehmerzahl des Festivals auch auf 1.000 begrenzt worden (es gilt zudem die 3G-Regel beim Einlass). So viele Gäste kann „Cat & Cow“ bei seiner Premiere aber sowieso noch nicht vorweisen. Für Kurzentschlossene gibt es am Wochenende also noch die Möglichkeit, an der Tageskasse Tickets zu erwerben.
Weitere Infos zum Festival gibt es im Internet unter: www.cat-cow.de