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„Das muss ich einfach tun“ Der Pfarrhaus-Retter von Markröhlitz

Der 42-jährige Thomas Werner hat sich in ein historisches Gebäude verguckt. Warum er dem Markröhlitzer Förderverein beim Kirchturm hilft.

Von Holger Zimmer 02.08.2021, 09:30
Thomas Werner an der Eingangstür  zum alten Pfarrhaus.
Thomas Werner an der Eingangstür zum alten Pfarrhaus. (Foto: Holger Zimmer)

Markröhlitz/MZ - Thomas Werner ist guter Dinge. Jahrelang hatte er überlegt, ob er das leer stehende Markröhlitzer Pfarrhaus kaufen und sanieren soll. Dann erfolgte im Mai vorigen Jahres der Startschuss und jetzt ist die Ziellinie in Sicht. Immerhin hat sich eine junge Markröhlitzerin erst kürzlich die zwei Etagenwohnungen angeschaut und sich für die obere entschieden. Nun kommt der 42-Jährige ihrem Wunsch nach und streicht die Lehmwände weiß. Die aufgearbeitete Holzdielung bleibt freilich erhalten.

Bei einer Begehung macht der Sachse, der in Leipzig Architektur studiert hat, auf ein paar Besonderheiten im nun rund 270 Jahre alten Gemäuer aufmerksam. Für die Wohnung in der ersten Etage ist von der hinteren Front ein separater Zugang geschaffen worden. Auch das Treppenhaus ist so verändert, dass im Obergeschoss eine Galerie entstanden ist. Eine Tür neben dem Hintereingang ist zwar original, führt aber nirgendwohin.

„Der später angebaute Abort ohne Grube wurde abgerissen“

„Der später angebaute Abort ohne Grube wurde abgerissen“, erzählt Werner. Wahrscheinlich wurde nur ein Eimer eingehängt. Und der Dachboden? „Er bleibt, wie er ist“, sagt der 42-Jährige, weil er sich nicht sicher ist, ob die Balken für einen weiteren Ausbau mit schweren Gipskartonplatten tragfähig genug sind. So bleibt das Gesindezimmer eine Abstellkammer mit einem hundert Jahre alten Kleiderschrank und einem Kronleuchter aus dem kirchlichen Gemeinderaum.

Für seine eigene Wohnung kann sich Thomas Werner nun Zeit lassen. Denn er bleibt wegen seines guten Jobs in Leipzig, mag nicht täglich hin- und herfahren und wird seine Markröhlitzer Wohnung nur an den Wochenenden nutzen. Auf eine Besonderheit im Bereich Bad und Küche macht er nebenbei aufmerksam. Hier verweist der Mann auf eine einen Meter starke Wand, einen großen Kamin und Lehmziegel. Möglich, dass es hier mal ein Backhaus gegeben hat, bevor das Pfarrhaus entstanden ist, mutmaßt er.

„Das muss ich einfach tun.“

Obwohl für ihn noch genug zu tun bleibt, hat er dennoch dem Förderverein zur Erhaltung der Dorfkirche unter die Arme gegriffen, der sich im Jahr 2000 im ehemaligen Pfarrhaus gegründet hat. So hat Werner bei der Beantragung von Fördermitteln für den Wiederaufbau des Glockenturms geholfen und außerdem den Verein bei der Ausführungsplanung unterstützt. „Das muss ich einfach tun.“ Der Architekt sieht nun alles auf den Weg gebracht, dennoch werde es noch etwas dauern, weil die Firmen angesichts des derzeitigen Baubooms überlastet sind. Dass nicht gleich alles mit einem Mal geht, ist ihm persönlich aber ganz lieb. Denn 240.000 Euro hat er inzwischen investiert und dennoch bleibt noch etliches zu tun.

Vor allem muss auf den inzwischen vorhandenen Unterputz der Fassade noch der bräunliche Filzputz aufgebracht werden. „Da hoffe ich, dass die Preise wieder etwas herunter gehen, bis es soweit ist.“ Denn Fördermittel hat er angesichts der rein privaten Sanierung vom Denkmalschutz nicht bekommen. Dennoch kann ihm jetzt die Denkmalbehörde ihrerseits mit Bescheinigungen für das Finanzamt helfen. Und Werner betont, dass er das marode Haus saniert hat. „Ein anderer Käufer hätte es abgerissen und vermutlich drei Einfamilien-Häuser unmittelbar neben die Kirche gesetzt.“